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MASSBACH
Wenn in Maßbach die String-Tangas fallen
Die „Wilden Stiere“: Noch sind die Amateur-Stripper vollständig bekleidet . . .
Foto: Sebastian Worch | Die „Wilden Stiere“: Noch sind die Amateur-Stripper vollständig bekleidet . . .
Von unserem Mitarbeiter Manfred Herker
 |  aktualisiert: 26.04.2023 21:54 Uhr

Das Fränkische Theater Schloss Maßbach hat seinen Freilicht-Knüller. Mit Riesenapplaus, Begeisterungspfiffen und Fußtrampeln feierte das Premierenpublikum seine neuen Helden: sechs frustrierte Arbeitslose aus einem Industrierevier. In der Komödie „Ladies Night“ von Stephen Sinclair und Andrew McCarten fassen sie den tollkühnen Entschluss, nach dem Vorbild der „Chippendales“ selbst als die „Wilden Stiere“ zu strippen. Sie wollen endlich wieder zu Geld kommen und – bei ihrem Striptease wirklich alle Hüllen fallen lassen. Das Fränkische Theater plakatiert: „Bei uns sehen Sie mehr“.

Regisseur Rolf Heiermann hat das Stück typengerecht besetzt, sein Sextett zeigt voller Tempo und Spielfreude, was exzellente Komödianten draufhaben. Da ist Dave (Elmar Börger), der mit seinem Freund Barry (Georg Schmiechen) rumhängt. Beide können noch rechtzeitig das deprimierte Muttersöhnchen Norman (Christoph Schulenberger) vor dem Strick retten. Irgendwann entwickelt sich die Idee: Wir strippen selbst.

Toll, wie jeder Schauspieler aus seinem Vortanzen ein abgefahrenes Kabinettstück macht. Eine Zeitungsanzeige wirbt für Mittänzer, als Tanzlehrer fungiert der ehemalige Vorarbeiter Grahame (Marc Marchand).

Beim Casting erweist sich der kleine Gavin (Philipp Locher) als völlig ungeeignet. „Ist das alles?“ Gavin lächelt fein, lässt die Hosen fallen und präsentiert seine wahre Größe. „Das wird ein Riesending“, staunen die anderen. Mit dem wilden Rock 'n' Roller Wesley (Carsten Stier) ist die Mannschaft komplett. Doch der wohlproportionierte Gavin hat bei den Strippern Zweifel an der eigenen Ausstattung geweckt. Ein Penisvergrößerer kommt ins Spiel, Barry versucht seiner Fettleibigkeit mit Frischhaltefolie Herr zu werden – spontaner Zwischenapplaus wie in fast jeder Szene. Die Pointen, die Situationskomik, die Mimik und Gestik der Schauspieler, ihre oft überbordende Spielwut produzieren Lacher ohne Ende.

Doch inmitten aller Turbulenzen schafft die Regie auch nachdenkliche Momente, so den Kampf der Männer gegen Arbeitslosigkeit, Geldnot und den Verlust ihres Selbstwertgefühls. Berührend die verzweifelten Telefonate Daves mit seinem kleinen Sohn, das vermasselte Vorstellungsgespräch von Grahame, das Sich-Erkennen und Outen von Norman und Gavin. Doch schon wieder tönt Großmaul Barry: „Auf was stehen die Weiber? Auf Geld, Macht, Leder und die harte Tour.“

Dann wird es ernst: Vor einem glitzernden Goldvorhang betreten die „Wilden Stiere“ in schmucken Uniformen die Bühne: Nach und nach fallen die Hüllen, schließlich fliegen auch die winzigen String-Tangas in die Kulissen. Und Joe Cocker röhrt dazu „You can leave your Hat on“. Das Publikum im Schlosshof ist außer Rand und Band.

Nächste Vorstellungen: 27. bis 29. Juni. Bis 3. August auf dem Spielplan. Vorverkauf: Tel. (0 97 35) 235. www.fraenkisches-theater.de

 
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