Zu einem beeindruckenden Fest für den Tanz wurde die siebte Ballettgala im ausverkauften Mainfranken Theater. Die Tänzerinnen und Tänzer der acht teilnehmenden Compagnien, Breakdance- und Hip-Hop-Künstler und Solisten zeigten eine breite stilistische Palette. Das Publikum erlebte Klassisches, Neoklassisches und Modernes in Perfektion – wie Musik und Bewegung, Körperlichkeit und Emotionalität ineinanderfließen, wie Sinnliches die Herzen berührt.
So zeigte sich die grazile Miho Ogimoto vom Tschechischen Nationalballett Prag mit ihren hervorragenden Partnern Dmytro Tenyskyy und Michal Stipa einmal klassisch mit Tutu und Spitzentanzschuhen in Marius Petipas weltbekannter Choreografie „Don Quixote“ von 1869, einmal voller Grazie in „Vertigo“, einem expressiven Tanzduett aus dem Jahr 2006.
Ebenfalls aus der Prager Compagnie kommen Andrea Kramesová und Giovanni Rotolo. Sie präsentierten in der von slawischen Balladen inspirierten Choreografie „Lyrical“ von Petr Zuska eine eindrucksvolle Tanzstudie über Liebe, Einsamkeit und Tod. Der kurze Splitter „Marenka“ aus dem 2016 uraufgeführten „Solo for the two of us“ wiederum stellt tänzerisch Hoffnungen dar, die ein Liebespaar bewegen. Fabio Liberti und Arina Trostyanetskaya vom Danish Dance Theatre zeigten ein innig getanztes Duett über die Liebe mit witzigen, kreativen Bewegungen – augenzwinkernd und gleichermaßen poetisch.
Breakdance-Weltmeister Markus Heldt und Hip-Hop-Weltmeister Dominik Blank setzen sich mit „Dreamscapes“ vor Schlagzeug, Flügel und afrikanischen Trommeln in Szene und bewegten sich neben atemberaubender Akrobatik gemeinsam mit ihren Instrumentalisten offensichtlich auf eine neue künstlerische Ebene. Barfuß und voller Leidenschaft konfrontierte Arina Trostyanetskaya in „Blinded by Love“ die Zuschauer drei Minuten lang mit geballter Emotion.
Zwei Herren tanzten sich ebenfalls solistisch in die Herzen des Publikums. In einer am zeitgenössischen Tanz orientierten Bewegungssprache fegte der kraftvolle Körper von Matthias Markstein vom Theater Münster über die Bühne. In Händels „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ aus dem „Messias“ verbanden sich Musik und Körper förmlich zu einer Einheit.
Diego Benito Gutierrez vom Ballett des Theater Basel erntete tosenden Applaus mit einem Sirtaki der ganz anderen Art, er sprang, rannte, flog wie ein Macho, dann wieder wie ein Gentleman oder Kleinkind zur bekannten Musik aus „Alexis Sorbas“ über die Bühnenbretter.
Die Gala erwies sich dieser Bezeichnung durchaus würdig. Ein Quartett des Theaters Ulm zeigte die kraftvolle Modern-Dance-Nummer „Klang, ich und es“. Carla Colonna und Liam Blair vom Aalto Ballett Essen lieferten eine sehenswerte Interpretation von „Frequencies“.
Und dann gab es noch eine Uraufführung: „Don?t, kiss“, choreografiert von Fabio Liberti, getanzt von den zur Würzburger Compagnie gehörenden Camilla Matteucci und Alessandro Giovine, die minutenlang nahezu akrobatisch vom Küssen nicht lassen konnten.
Den vor Witz nur so blitzenden Abschluss eines hochkarätigen Tanzabends lieferten Beatrice Rosi, Eric Jesús Sosa Sánchez und Dayne Florence vom Theater Dortmund mit „The Sofa“, einer simplen Story, in der Choreograf Itzik Galili augenzwinkernd drei Menschen bei der Kontaktaufnahme stilisiert hat.