Normalerweise kaspert er als aufgekratzter Moderator durch die Fernsehshow „Zimmer frei!“, in der sich prominente Gäste aus dem Unterhaltungsgewerbe schon mal zum Affen machen: Götz Alsmann, der Mann mit der verwegenen Haartolle und den lockeren Sprüchen, schreckt auch vor eher peinlichen Fragen und Aktionen nicht zurück und sorgt meist für einen hohen Spaßfaktor in der Sendung. Dabei hat der 55-Jährige auch eine ernsthafte Seite, immerhin ist er seit knapp zwei Jahren Honorarprofessor an der Universität Münster, seine Antrittsvorlesung drehte sich um „Die ersten hundert Jahre des deutschen Unterhaltungsliedes“.
Ulrich Wickert und Alfred Biolek
Das Schöne für Alsmann: Der Entertainer und Schlagerexperte hat zwar einen prestigeträchtigen Professorentitel, muss sich aber nur höchst selten an der altehrwürdigen Uni blicken lassen. Und der Vorteil für die Universität: Sie zählt den bundesweit bekannten Spaßmacher zu ihrem Lehrkörper und profitiert so von seiner Prominenz.
Götz Alsmann ist kein Einzelfall: Auch andere Hochschulen schmücken sich mit TV-Prominenten als ehrenamtliche Professoren, was für den Ruf beider Seiten förderlich ist – auch wenn die Berühmtheiten in der Regel nur selten mal einen Vortrag oder eine Vorlesung halten. So ist der ehemalige „Tagesthemen“-Moderator Ulrich Wickert Honorarprofessor für Journalistik an der Hochschule Magdeburg-Stendal, die Ernennung erfolgte 2004 ohne eine eigentlich für den Titel erforderliche vorausgegangene Dozententätigkeit des langjährigen Fernsehjournalisten und Autors, der im Gegensatz zum promovierten Musikwissenschaftler Alsmann auch keinen Doktortitel hat. „Es ist eine besondere Ehre für unsere Hochschule, eine Person des öffentlichen Lebens mit einem solch internationalen Lebenslauf gewonnen zu haben“, begründete die bundesweit wenig bekannte Hochschule damals Wickerts Ernennung zum Honorarprofessor.
Stolz ist man auch bei der Kunsthochschule für Medien in Köln auf seinen langjährigen Honorarprofessor Alfred Biolek oder bei der Technischen Universität Ilmenau auf den 2011 zum Honorarprofessor ernannten Claus-Erich Boetzkes, im Hauptberuf Moderator bei der „Tagesschau“. Im Gegensatz zu den meisten anderen der prominenten Honorarprofessoren ist der promovierte Boetzkes allerdings vergleichsweise eng in den Studienbetrieb am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft eingebunden, war bereits vor seiner Ernennung zum Professor als Dozent tätig und hält regelmäßig Lehrveranstaltungen ab.
Geschmäckle bei Wissenschaftlern
Bekannte TV-Nasen sind freilich nicht die einzigen Prominenten, die sich mit einem derartigen Professorentitel schmücken, auch immer mehr Berühmtheiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur lassen sich gerne zum Honorarprofessor ernennen. Eine wahre Inflation, die jedoch in der Wissenschaftswelt außerordentlich kritisch gesehen wird. „Honorarprofessuren für Prominente ohne eine vorangehende jahrelange Arbeit als Lehrbeauftragter haben in der Wissenschafts-Community ein Geschmäckle“, sagt Michael Hartmer vom Deutschen Hochschulverband. „Denn in diesen Fällen wird häufig aus politischen Gründen ein Titel verliehen. Der Titel Professor sollte aber stets das Ergebnis wissenschaftlicher Leistungen sein.“
Dabei muss es ja nicht immer gleich die Vergabe einer Honorarprofessur sein, vielen Hochschulen reicht es auch völlig, sich ab und zu mit Fernsehstars als Gastdozenten zu schmücken: So haben etwa im Rahmen der vor zehn Jahren eingerichteten Mediendozentur der Universität Tübingen und des Südwestrundfunks schon Claus Kleber vom ZDF-„heute-journal“ sowie die Talkmaster Frank Plasberg und Maybrit Illner Vorträge gehalten.
Tom Buhrow trat vor kurzem bei der Poetikdozentur der Universität Koblenz-Landau im pfälzischen Landau in Erscheinung: „Mr. Tagesthemen“ durfte sich mit seiner Frau über ein von dem Ehepaar gemeinsam verfasstes Buch äußern, und die Hochschule konnte sich im Glanz des prominenten Gastdozenten sonnen.