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WÜRZBURG
Wenn das Orchester laut aufseufzt: Mozartarien lebensecht
B?Rock – das Belgian Baroque Orchestra Ghent
Foto: Mirjam Devriendt | B?Rock – das Belgian Baroque Orchestra Ghent
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:47 Uhr

Mozart pur. Vertraut, forsch und durchgängig zügig beginnt der Konzertabend im Kaisersaal. B?Rock – das Belgian Baroque Orchestra Ghent – folgt dem fließenden Dirigat von René Jacobs aufgeräumt und ambitioniert, bleibt bis zum Ende voller Schwung und steckt die Problematik der Überakustik scheinbar unberührt weg.

Die gut 30 Musiker in ungewöhnlicher Anordnung (beispielsweise je ein Kontrabass rechts, links und mittig) liefern runden Orchesterklang und manch überraschenden musikalischen Moment. So erklingt das Molto Allegro der Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550 erregt und trotzdem munter, sirrende Geigen, wabernde tiefe Streicher und feiner Bläsersound in melodischem Fluss.

Ohrwürmer der Oper

Das Andante con moto ist schwermütig und voller Bewegung, hätte vielleicht einen Tick langsamer sein können, um alle genialen Vorgaben des Komponisten zu unterstreichen.

Nach der Pause die Jupiter-Sinfonie. Innerhalb großer Bögen entfalten sich die einzelnen Instrumentengruppen, das Allegro vivace ist heiter und fröhlich, ohne seinen Schmelz zu verlieren, das Andante cantabile in ausgewogenem Tempo.

Der Reiz dieses Mozartfest-Abends liegt in der Kombination von Sinfonie und Gesang. Es sind die Ohrwürmer unter den Opernarien, die Knaller des genialen Komponisten, die René Jacobs für dieses Wechselspiel ausgewählt hat, so dem diesjährigen Thema „Was ist Reife?“ gerecht wird und gleichzeitig auf die Verflechtung von Opern- und Konzertbühne hinweist. Hier nimmt Jacobs seine Musiker zurück, dirigiert umsichtig und sängerfreundlich.

Ob die „Jupiter“-Sinfonie, die nach der Pause auf dem Programm steht, allerdings nicht zu mächtig ist neben dem zärtlich-feinen Duett „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ und dem bezaubernd vorgetragenen Sopran-Solo „Ach ich fühl?s, es ist verschwunden“ aus der „Zauberflöte“, sei dahingestellt.

Der liebestolle Cherubino

Die beiden aus Norwegen stammenden Künstler, Sopranistin Mari Eriksmoen und Bariton Johannes Weisser, jedenfalls bringen nicht nur Szenen aus „Figaros Hochzeit“ mit spürbarer Sing- und Spielfreude zu Gehör.

Mit leuchtender Stimme, die auch im piano noch gut zu verstehen ist, gibt Mari Eriksmoen Figaros Braut Susanna und zögert und schwärmt als liebestoller Cherubino so verschmitzt und selbstbewusst, dass nach „Voi che sapete“ das gesamte Orchester zum Gaudium des Publikums laut aufseufzt.

„Se vuol ballare“ ist eines von mehreren Glanzstücken für Johannes Weisser, der den Figaro und den Grafen zu Wort kommen lässt. Und das kraftvoll, energisch, mit warmer, in der Tiefe sicherer Stimme und im Zorn bisweilen mit einem Hauch von Schmutz. Als eine der Zugaben zur Freude des Publikums ein Kabinettstückchen: „Pa, Pa, Pa“, das Duett von Papageno und Papagena. Begeisterter Beifall im nicht voll besetzten Konzertsaal.

 
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