Mit Musik hat er im Alter von acht begonnen, da bekam er von der Oma die gewünschte zwölfseitige Gitarre aus dem „Quelle“-Katalog. Weil man damit unmöglich spielen lernen konnte und es auch nicht half, sechs Saiten abzubauen, halfen die Eltern notgedrungen mit einem körpergerechten Instrument – und Axel Prahls Karriere konnte beginnen. Als die Kumpels am Lagerfeuer schon mit den Mädels knutschten, besorgte er die Stimmung. „Heute zahlen die Damen von damals viiieel Geld“, sagt Prahl süffisant.
Auf der Bühne des Würzburger Hafensommers hat der 53-Jährige den Hocker erklommen, hat sich eine Gitarre, die groß wirkt, vor den Leib geklemmt. Und bluest. „Summertime“ von Gershwin. Oft gehört, von Prahl mit zorniger, fast „schwarzer“ Stimme gegeben. Dann entkronkorkt der Mann mit grauem Bart, Ringelshirt und Weste mit den Zähnen ein Pils. Oder tut so. „War doch schon offen.“ Da ist klar: Das wird ein netter, launiger Abend auf den Würzburger Mainwiesen, wo heuer notgedrungen – weil die Hafenmauer bröckelt und das angestammte Gelände gesperrt ist – der Hafensommer stattfindet. Nach zwei Nummern holt sich der Musiker, dem die Schauspielerei dazwischenkam, seine famose Begleitung auf die Bühne – das neunköpfige Inselorchester –, und ab geht die Post! Songs von Rio Reiser und dem Ost-Pendant Gerhard Gundermann, afrikanische Weisen, bei denen Prahl von den rund 700 Gästen kollektives Mitsingen einfordert. Als die ersten Tropfen fallen, lassen Prahl und die Akkord-Arbeiter, Streicher, Bläser, Rhythmuswerker Marmor, Stein und Eisen brechen: „Weine nicht, wenn der Regen fällt, dammdamm, dammdamm!“.
Die Inselmusikanten um Arrangeur Danny Dziuk sind brillant, wenn sie zwischen Prahls Plaudereien spielen dürfen. Zusammen richten der Mann hinter der Gitarre und sein Orchester den „Blick aufs Mehr“, auf die Songs ihres Albums. Chansons, Satirisches, Trauriges, Melancholisches – eine ganze Liederwelt haben Prahl und Dziuk da getextet, komponiert, arrangiert. Am Ende tanzt Prahl bei der bösen „Polonaise internacional“ über die Bühne, dass beinahe die Sandalen von den Füßen fliegen.
Und gar keine Anspielung auf „Tatort“-Kommissar Thiel? Doch, eine ganz kleine, feine. Als sich die Damen im Publikum beim Mitsingen erst sehr zurückhaltend geben: „Kann es sein, dass hier nur Männer anwesend sind, oder Staatsanwältinnen?“