„Wenn man's kann, ist es keine Kunst, wenn nicht, erst recht nicht.“ Natürlich unfair, diesen Spruch von Karl Valentin ausgerechnet auf diese Einspielung anzuwenden. Denn was Augustin Hadelich kann, das können nur wenige: Die 24 Capricen von Paganini so spielen, dass sie eben nicht wie Zirkuskunststücke wirken, sondern wie richtige Musik (was sie ja auch sind). Was da erklingt, ist natürlich weiterhin hochvirtuos, nur eben nicht um der Virtuosität willen.
Hadelich im Interview: „Ich merke beim Spielen schon, dass die Stücke sehr schwer sind, und dass sie eindrucksvoll und akrobatisch wirken. Aber sie haben darüber hinaus eine andere Seite und sind musikalisch unglaublich abwechslungsreich und faszinierend. Darauf habe ich mich konzentriert.“ Deshalb klinge sein Paganini ganz bewusst auf CD anders als auf der Bühne. Dort gewinne dann tatsächlich die Akrobatik mehr Gewicht.
Bei Hadelich bekommen die Capricen auf CD mitunter etwas beinahe Nachdenkliches, vor allem die in Moll. Der Geiger spürt melodische Spannungsbögen, Polyphonie und harmonische Dramatik auf, wo immer sie sonst versteckt liegen unter Oktavläufen, Akkordkaskaden oder halsbrecherischen Dreiklangsbrechungen. Und der Hörer ertappt sich dabei, dass er vollkommen aufhört, sich über die atemberaubenden Schwierigkeiten Gedanken zu machen, die dafür zu meistern sind. Er hört einfach nur sehr, sehr gut gespielte Musik. Wie gesagt, wenn man's kann . . .