
Es hat etwas zutiefst Befriedigendes, wenn Blechblasinstrumente kundig bedient werden. Dieser satte, leuchtende Klang, der wie kaum ein anderer das Mit- und Gegeneinander von Dissonanz und Konsonanz, von Dur und Moll nahezu körperlich spürbar machen kann. Die entsprechenden Stellen zählen in den Werken etwa von Richard Wagner, Anton Bruckner oder Antonín Dvorák zu den Höhepunkten. Insofern könnte ein Abend mit reiner Blechbläsermusik durchaus die Gefahr einer sinnlichen Übersättigung bergen.
Das Ensemble German Brass bannt diese Gefahr beim Meisterkonzert im gut besuchten großen Saal der Würzburger Musikhochschule gekonnt mit erstaunlich abwechslungsreichem, dramaturgisch pfiffig montiertem Repertoire, ausgesprochen souveränem Musizieren und nicht zuletzt der Moderation von Hornist Klaus Wallendorf, der sich mit beträchtlichem komischen Talent durch das Programm reimt, nuschelt, kalauert und mundartet.
Ein wesentlicher Teil des Vergnügens sind die Arrangements
Es ist natürlich ein Weihnachtsprogramm, aber nicht nur. Anders gesagt: Was nicht von Haus aus weihnachtlich gemeint ist, wird weihnachtlich gemacht. "Maria" aus Leonard Bernsteins "West Side Story" zum Beispiel hat wenigstens den Namen mit einer der Beteiligten am Weihnachtsgeschehen gemeinsam. Die Latino-Nummern finden unter dem Vorwand statt, sie seien auf einer Brasilien-Reise erklungen, die der Moderator bei einem Weihnachtspreisausschreiben gewonnen hatte. Erster Preis: eine Woche Floß ab Manaus. Zweiter Preis: zwei Wochen Floß ab Manaus.
Prachtvoll und festlich klingt das alles, was die zehn Bläser plus Schlagzeug (Herbert Wachter) auf Trompeten, (Flügel-)Hörnern, Posaunen, Bariton, Posaunen und Tuba liefern. Funkelnde Mehrstimmigkeit bei Bach, besinnliche Tiefe im "Abendssegen" aus "Hänsel und Gretel", Endlos-Spitzenton auf der Trompete (Matthias Höfs) inklusive. Die drei Tänze aus Tschaikowskys "Nussknacker" sind wunderbar pointierte Miniaturen, auch der langsame mit dem Titel "Café", zu dem Wallendorf rät, man solle sich eine ältere Nacktschnecke vorstellen, die mit letzter Kraft eine Kaffeebohne überquert.
Ein wesentlicher Teil des Vergnügens sind die Arrangements, die einerseits die Instrumente optimal einsetzen, andererseits sehr gekonnt allerhand Stile und Genres verschneiden. "Little Drummer Boy" und Ravels "Bolero" etwa. Dass sie auch Bigband können, zeigen German Brass zuletzt mit einem umjubelten Medley amerikanischer Christmas-Hits von "Sleigh Ride" bis "Jingle Bells". Die Zuhörer toben und bekommen dafür sogar ein dickes Lob: "Sie waren heute Abend ein beneidenswertes Publikum."