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BAD KISSINGEN
Weihnacht mit Friedrich von Thun
Erna Rauscher
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:10 Uhr

Bedächtig schritt er an den mit weißem Leinen bedeckten Tisch und entzündete die vier dicken roten Kerzen am Adventskranz. Dann lauschte Friedrich von Thun mit den vielen Gästen im edlen Zedernsaal des Kissinger Regentenbaus den Tonbildern für Orchester von Carl Reinecke, mit denen die 14 Streicher des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim unter Leitung von Timo Handschuh den Abend musikalisch eröffneten. Leicht und duftig und ein wenig sentimental, waren diese Miniaturen das ideale Entree für den Vorabend zum Weihnachtstag.

Von Selma Lagerlöf bis Oscar Wilde

Der populäre österreichische Schauspieler aus uraltem böhmischen Adel war mit Geschichten zum Weihnachtsfest nach Bad Kissingen gekommen. Mit seiner warmen Stimme schlug er die Zuhörer sogleich in seinen Bann, als er zu lesen begann. Da war Selma Lagerlöfs „Heilige Nacht“, in der die Dinge so anders waren und wir auch heute noch Gottes Herrlichkeit sehen können, wenn wir nur bereit sind, zu sehen. Da war Oscar Wildes Märchen vom „Eigensüchtigen Riesen“, in dem davon erzählt wird, dass es vor allem die Kinder sind, die mit ihrer Unbekümmertheit die Herzen öffnen und die Kälte vertreiben.

In einer finnischen Geschichte erinnerte sich ein Vater an seine Tochter. Auch wenn sie nicht mit ihm am Tisch saß, so war sie doch in seinem Herzen anwesend. Und in der chassidischen Legende vom Rabbi Hillel des Regisseurs Axel Corti, mit dem von Thun oft zusammengearbeitet hat, ging es der Frage auf den Grund: Wer warst du?

Timo Handschuh hatte mit der Auswahl der Stücke ein gutes Händchen bewiesen. Frederick Delius‘ „Aquarell“ verströmte zarten Klangduft. Giuseppe Torellis „Weihnachtskonzert“ erinnerte an die Hirten auf dem Felde. Und Niels Wilhelm Gades „Weihnachtsabend“ führte in einen festlich geschmückten Raum im hohen Norden, in dem die Kerzen am Tannenbaum die Nacht erhellen, und Edvard Griegs Suite „Aus Holbergs Zeit“ rahmte Ludwig Thomas „Christabend“ ein.

Mit seiner Zugabe brachte von Thun die Zuhörer zum Schmunzeln, als er in einer fingierten Zeitungsnachricht das Weihnachtsgeschehen beschrieb. Da war von „nicht näher identifizierten Männern und vollgekifften Junkies“ die Rede. Wie sich doch die Sichtweisen ändern. In der Weihnachtsgeschichte waren das noch die Heiligen Drei Könige und die andächtig lauschenden Hirten! Heiter und besinnlich war dieser Abend, stimmungsvoll und gerade recht, dass der Heilige Abend endlich kommen konnte. Foto: dpa

 
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