Als im Januar 1965 der wenig später erste Hit von The Who („I can't explain“) in Großbritannien veröffentlicht wird, ist Roger Daltrey 20 Jahre alt. Die Mädchen kreischen, die Jungs wollen sein wie er. Mit dem Song „My Generation“, der den legendären Satz „Ich hoffe, dass ich sterbe, bevor ich alt werde“ beinhaltet, liefert seine Band den Soundtrack für eine ganze Generation Arbeiterkinder, die lieber in maßgeschneiderten Anzügen herumläuft und mit dem Roller an die Küste nach Brighton fährt, als in die Fußstapfen ihrer Väter zu treten.
Diese jungen Briten nennen sich Mods. Daltrey, der am 1. März seinen 70. Geburtstag feiert, ist einer ihrer ersten Götter. Das Abzeichen der Royal Air Force – ein Kreis aus einem blauen und weißen Ring mit einem roten Punkt in der Mitte – wird zum Symbol der „New Britishness“. Daltrey ist ihr Sprachrohr. Es sind seine Stimme, Pete Townshends Gitarre und nicht zuletzt Keith Moons Schlagzeug, die The Who an die Spitze der britischen Rockmusik führen. Bis 1978 geht alles gut, dann stirbt Moon, als er eine Überdosis eines Medikaments nimmt, wie auf der Webseite der Band dokumentiert ist.
Ein Schock für The Who. Daltrey erinnert sich an das kurze und exzentrische Leben des Schlagzeugers: „Ich wünschte, ich hätte dafür sorgen können, dass Keith noch länger unter uns geblieben wäre. Aber da ist auch eine Stimme in meinem Kopf, die mir sagt, dass er auf keinen Fall gern alt gewesen wäre“, sagte er einst in einem Interview für die US-Fernsehsendung „The Big Interview“. The Who sind sich nach diesem Schicksalsschlag nicht mehr einig, wohin es gehen soll. Die Mod-Bewegung feiert Ende der 1970er Jahre ein Revival, unter anderem mit dem Film „Quadrophenia“ (1979), benannt nach einem Who-Album von 1973. Doch längst stehen neue Helden bereit. Paul Weller beispielsweise, der erst mit The Jam und später solo britischer als The Who sein will.
Daltrey und seine Band sind schon Ende der 1970er Jahre fertig mit den Mods, wollen lieber Rocker sein. Statt Scheitel trägt er eine wilde Lockenpracht. Außerdem hat der Sänger seine Qualitäten als Schauspieler entdeckt, für das Rockmusical „Tommy“ übernimmt er 1975 die Rolle des Tommy Walker. Das bringt ihm 1976 sogar eine Nominierung bei den Golden Globes. Weitere Rollen folgen.
Auch Gitarrist Townshend will sich anderen Projekten widmen, The Who trennen sich in den frühen 1980er Jahren, treten nur noch für wohltätige Zwecke gemeinsam auf. Daltrey versucht, seine Solo-Karriere anzuschieben. Er veröffentlicht drei Alben innerhalb weniger Jahre. Doch die Erfolge bleiben aus. Sein bislang letzter Solo-Versuch, „Rocks In The Head“, stammt aus dem Jahr 1992. Nach jahrelangem Hoffen der Fans entschließen sich Daltrey und Townsend schließlich, wieder gemeinsam aufzutreten. Sie spielen die Hits, die sie einst groß machten.
Von 1964 bis 1968 war Daltrey mit Jackie Rickman verheiratet. Sie haben einen gemeinsamen Sohn. 1971 heiratete er die US-Amerikanerin Heather Taylor, mit der er bis heute zusammen ist und drei Kinder hat. Aus einer Affäre mit dem schwedischen Model Elisabeth Aronsson stammt ein weiterer Sohn.