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PARIS
Was für Fanny Ardant der einzige und größte Luxus ist
Fanny Ardant
Foto: dpa | Fanny Ardant
dpa
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:07 Uhr

Herkömmliche Moralvorstellungen machen ihr Angst, ebenso wie gesellschaftliche Konventionen und Besitz. Fanny Ardant hat weder Haus noch Auto, wie die Lieblingsschauspielerin der Franzosen sagt. Denn Eigentum verpflichtet. Ihr einziger und größter Luxus: die Freiheit. „Die Freiheit geht mir über alles.“ Heute mehr denn je, denn das Alter ist für die attraktive Grande Dame des französischen Kinos die Zeit der Anarchie oder, wie sie sagt, der Unverfrorenheit und Unbeugsamkeit. Das lässt noch viel erwarten, denn die Film- und Theaterschauspielerin wird heute, Samstag (22. März), 65 Jahre alt.

Zwischen ihrem internationalen Durchbruch in „Die Frau nebenan“ und „Die schönen Tage“ (2013) liegen eine mehr als 30-jährige Karriere und Rollen, die ihren Freigeist widerspiegeln. „Ich kann nur Leute spielen, die ich liebe“, erklärte die brünette Französin in der „Zeit“. Sie könne auf der Bühne und vor der Kamera nur gut sein, wenn sie die Figuren liebe, weshalb sie kein Profi sei, der alles spielen könne.

Dass sie für den begehrten französischen Filmpreis César vor allem für Rollen als freigeistiger Frauentyp nominiert wurde, erstaunt deshalb wenig. Die beiden François-Truffaut-Werke „Die Frau nebenan“ und „Auf Liebe und Tod“ gehören zu diesen Filmen, in denen sie traditionelle Sitten, Moralnormen und Denkverbote überschreitet, ebenso wie in „Die schönen Tage“. Ob als liebestolle Frau, die durch ihre Freizügigkeit schockiert, oder als 60-jährige Rentnerin, die mit einem Joint und einem 30 Jahre jüngeren Mann im Bett liegt – Ardant spielt immer ein Stück weit sich selbst. „Ich glaube, bei mir war der Drang nach Freiheit schon vorprogrammiert“, lautet die Selbstanalyse. Als Anhängerin der Untreue bezeichnet sie sich, weil ein Seitensprung eine Ehe wieder anspornen könne und weil sie Lügen hasst. Ihr bewegtes Leben beschreibt sie bildhaft als „Rock 'n' Roll“. Drei uneheliche Töchter von drei Vätern bestätigen das.

Von Truffaut hat sie Tochter Joséphine. Die kam 1983 zur Welt, ein Jahr bevor der französische Regisseur im Alter von 52 Jahren an einem Gehirntumor starb. Sein Tod stürzte sie in eine Krise. Sie konnte eine Weile nicht mehr arbeiten und habe kaum mit jemandem gesprochen, wie sie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gestand. Doch schon 1985 nahm sie ihren Arbeitsrhythmus mit mehreren Filmen und Bühnenauftritten pro Jahr wieder auf. 2009 stand sie mit „Cendres et Sang“ (etwa: Asche und Blut) erstmals auch hinter der Kamera.

Truffaut war es, der Ardant für die Leinwand entdeckte. Sie war seine letzte Lebensgefährtin und Muse – und er eine ihrer wichtigsten Begegnungen. Er habe stets seine Freiheit behalten, als Filmregisseur und als Mann. Er habe ihr Dasein als Frau und als Schauspielerin völlig auf den Kopf gestellt, wie sie gestand. Sie stammt aus einer altehrwürdigen Bürgerfamilie. Ihr Vater war Militärgouverneur von Monaco, sie besuchte zusammen mit Prinzessin Caroline die Klosterschule. Ardant dreht gern mit Gérard Depardieu. Neben ihm spielte sie in dem tragischen Liebesdrama „Die Frau nebenan“ und in dem Erotikdrama „Nathalie – Wen liebst du heute Nacht?“. Sie lache gern mit ihm und hasse wie er Drehs, auf denen es wie in der Schule oder bei der Armee zugehe. Und seine Rolle als Steuerflüchtling und Russe? „Ich hasse Lynchjustiz. Ich liebe freie Menschen und Provokateure.“

Ihre raue Stimme ist unverwechselbar. Viele vergleichen sie mit Maria Callas. In „Callas Forever“ von Franco Zeffirelli hat Ardant die berühmte griechisch-amerikanische Sängerin verkörpert. Nicht wegen der Stimme, wie sie erklärte, sondern weil das bewegte Leben der Callas ihr eigenes widerspiegele.

 
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