
Ob als smarter TV-Kommissar oder als edler Indianerhäuptling Winnetou: Erol Sander macht stets eine gute Figur. Kein Wunder: Jahrelang war er auf den Laufstegen dieser Welt zu Hause, modelte vor seiner Schauspielkarriere für Armani und Dior. Seit fünf Jahren verkörpert er in der ARD-Krimireihe „Mordkommission Istanbul“ den Ermittler Mehmet Özakin – am 11. und 18. April (jeweils 20.15 Uhr) zeigt das Erste zwei neue Folgen. Für den 44-Jährigen sind die Dreharbeiten jedes Mal eine Heimkehr zu seinen Wurzeln: Sander wurde in Istanbul geboren, wuchs dann in München auf. Sander, der zuletzt sechs Jahre lang den Winnetou bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg verkörperte, lebt mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern in München.
Erol Sander: Wir haben Hammerquoten, und ich bin froh, dass die Reihe ankommt. Wir wollen mit „Mordkommission Istanbul“ einen „Tatort“ in Istanbul machen und mit der Figur des Kommissars Geschichten über diese tolle Stadt erzählen – die Deutschen sind ja Krimifans.
Sander: Ich mag Qualitätskrimis. Auch meine eigenen Krimis gefallen mir sehr, das muss ja auch so sein, und ich schaue sie mir immer an, wenn sie im Fernsehen laufen.
Sander: Es ist eine Stadt mit offiziell 14 Millionen Einwohnern, inoffiziell bis zu 18 Millionen, mit unglaublich viel Leben. Es gibt unheimlich viel zu entdecken, wenn man als Tourist eine Städtereise nach Istanbul macht: die Moscheen, die Zisternen, die Hagia Sophia, den Taksim-Platz. Die vielen großartigen Monumente geben uns in den Krimis die Möglichkeit, große, hochauflösende Panoramabilder zu zeigen. Für uns als Filmteam ist es natürlich ab und zu auch nervenaufreibend. Wenn man in einer Millionen-Metropole dreht und von A nach B kommen muss, aber lauter Staus auf den Hauptstraßen sind – das ist schon happig.
Sander: Mein Zuhause ist München, mein Ursprung ist die Türkei. Ich konnte das Land in meiner Jugend nicht so wirklich entdecken, jetzt entdecke ich es im Film mit meiner Arbeit, quasi mit dem Zuschauer zusammen. Natürlich habe ich dort noch Verwandte, aber wenn ich runterfliege und meine Großeltern oder Freunde besuche, dann ist das etwas anderes. Als Kommissar erkunde ich die Stadt jetzt erst so richtig und beginne, sie zu verstehen.
Sander: Ich spreche besser Bayrisch als Türkisch, muss ich gestehen. Ich bin einfach außer Übung gekommen, weil ich mit fünf Jahren das Land verlassen habe. Ich bin bei meinem türkischen Vokabular im Grunde auf dem Stand eines Kindes stehen geblieben.
Sander: Das sind halt so die Traditionen aus meiner Heimat München. Ich bin hier aufgewachsen, ich hatte das Glück, diese Bildung zu genießen, auch dadurch, dass ich Bafög bekommen habe. Das Land hat mich unterstützt und mir ermöglicht, dahin zu kommen, wo ich heute bin. Dafür möchte ich etwas zurückgeben, indem ich meinen Job, den des unterhaltenden Schauspielers, so gut wie möglich mache.
Sander: Sinan Toprak war ja deutscher als die Deutschen, weil er sich so stark angepasst hatte. Aber er war der erste Hauptkommissar türkischen Ursprungs. Damals hat sich die Fernsehwelt den realen Verhältnissen in der Gesellschaft angepasst – das war ein guter Weg, und dass ich ein Teil davon war, macht mich glücklich. Es gab 1999 ja schon Leute mit türkischen Wurzeln, die Chefredakteure, Polizisten oder Politiker waren, die Medienwelt hat sich da der Realität angeglichen. Es gab später drei namhafte türkischstämmige Schauspieler, die sich bei mir bedankt haben, dass ich den Vorreiter gespielt habe und dass ich ein Vorbild für sie sei. Das macht mich natürlich stolz.
Sander: Das hat mit Weiterentwickeln nichts zu tun. Mir ist es egal, ob ich einen Liebesfilm mache oder einen Hollywoodfilm, ich will die Leute unterhalten, es soll ihnen Spaß machen. Egal, was ich drehe, ich will es mit Herzblut machen, schließlich lebe ich ja nur von meinen Quoten. Ich habe keine Schauspielschule absolviert, meine Schule war das echte Leben – vielleicht spüren die Zuschauer diese Authentizität. Die Zuschauer haben entschieden, dass sie Erol Sander sehen wollen, und das macht mich froh.