Bette Midler ist ein Multitalent. Gerade mal 155 Zentimeter groß, blitzende Augen, rotblonde Locken, füllt sie dank ihrer Präsenz und Ausstrahlung auch die größte Bühne. „Live-Auftritte sind immer noch die Königsdisziplin. Wenn Sie etwas können, das die Leute live sehen wollen, dann haben Sie eine große Karriere vor sich“, sagte sie einmal dem „Spiegel“. Bühnenshows, etwa in Las Vegas („The Showgirl Must Go On“), Hit-Songs („The Wind beneath my Wings“) und starke Filmrollen („The Rose“), machten sie weltweit bekannt. Am 1. Dezember wird sie 70 Jahre alt.
Die Komödiantin, Sängerin und Schauspielerin wurde vielfach ausgezeichnet, mit Golden Globes, etlichen Emmys und Grammys; sie verkaufte gut 30 Millionen Alben und war zweimal für den Oscar nominiert. Sie ist ein Superstar mit Bodenhaftung. Den Erfolg hat Bette Midler sich hart erarbeitet. 1945 wird sie auf Hawaii in eine jüdische Handwerkerfamilie geboren, deren Vorfahren aus Osteuropa eingewandert waren.
Die Midlers sind arm, „richtig arm“, wie sie einmal dem „Jewish Chronicle“ erzählte: „Ich bin der Beweis, dass man zwischen Kakerlaken aufwachsen kann und trotzdem später zum Dinner mit dem Präsidenten im Weißen Haus sitzt.“
Bette, nach Hollywoodstar Bette Davis benannt, jobbt in einer Ananas-Fabrik, versucht sich beim Radio und an der Uni. Lehrerin oder Krankenschwester, was der Vater sich für sie wünscht, kommt nicht infrage. Die junge Frau will eine Bühnenkarriere und geht nach New York. „Meine Eltern haben mir beigebracht: Verlasse dich nicht auf einen Mann. Baue nicht darauf, dass du heiratest und er für dich zahlt. Das habe ich kapiert.“
In New York spielt sie zunächst in Musicals mit und hat Erfolg mit Bühnenshows in der populären Schwulen-Sauna „Continental Baths“. Musikalisch begleitet wird sie von Barry Manilow, der 1972 „The Divine Miss M“ produziert, das erste von Midlers zahlreichen Alben. Die jüngste Songsammlung „It's The Girls!“ (2014) ist eine Hommage an Girl Groups der frühen 60er Jahre, die sie bis heute inspirieren: „Mit diesen Liedern bin ich aufgewachsen.
Sie sind der Soundtrack meiner Erinnerung. Das erste Lied, das ich bewusst gehört habe, war ,It's the Girl' von den Boswell Sisters. Deswegen heißt das Album auch so.“ Als Komödiantin beweist sich Midler auch im Kino. Mit Woody Allen hat sie Ehekrach in „Ein ganz normaler Hochzeitstag“ (1991), in „Zoff in Beverly Hills“(1986) bringt sie Nick Nolte aus der Fassung und in der turbulenten Komödie „Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone“ gibt sie das kongeniale Gegenüber für Danny DeVito.
Im Remake der „Frauen von Stepford“ (2004) ist sie die einzige unangepasste Hausfrau. Eine Glanzleistung bringt Bette Midler im „Club der Teufelinnen“ (1996). Sie spielt, clever und burschikos, die ältere übergewichtige Brenda, die von ihrem Ehemann betrogen und ausgenutzt wird. Zusammen mit Goldie Hawn und Diane Keaton setzt sie einen genialen Racheplan um. Midler sieht sich als „eine Art Feministin“, seit ihr klar wurde, „dass es Männer gibt, die Frauen gegenüber kalt ihre Macht ausspielen“, wie sie der „Süddeutschen Zeitung“ sagte.
Dass die Schauspielerin auch ernsten Rollen gewachsen ist, zeigte sie schon 1979 in Mark Rydells Drama „The Rose“, das sich lose am Schicksal von Janis Joplin orientiert. Midler verkörpert die tragisch scheiternde Rock- und Bluessängerin und wurde für ihre sensible Darstellung mit einem Golden Globe und einer Oscar-Nominierung bedacht. Mit ihrem Ehemann, dem Performancekünstler Martin von Haselberg, lebt Bette Midler in New York. 30 Jahre sind sie glücklich verheiratet – eine Rarität im Showbusiness.
Tochter Sophie ist Schauspielerin und in Woody Allens neuem Film „Irrational Man“ auf der Leinwand zu sehen. Für ihr geliebtes New York engagiert sich Obama-Anhängerin Bette Midler mit dem „New York Restoration Project“, das sie 1995 ins Leben rief. Dessen Ziel ist es, die Stadt grüner und lebenswerter zu machen. Den Anstoß dazu habe ihr deutscher Schwiegervater mit seinem Garten mitten in Frankfurt gegeben. „Ich möchte eine Million Bäume pflanzen“, hat Energiebündel Bette Midler sich vorgenommen.