Noch bis zum 28. Februar ist in der ZDF-Mediathek die erste Staffel der Serie "Bad Banks" zu sehen: Fünf Stunden lang wird in sechs Episoden das fiktive mächtigste Geldinstitut Deutschlands durch eine spannende Mischung aus Eigen- und Fremdverschulden in Grund und Boden gezerrt. Schöpfer der Geschichte ist Oliver Kienle aus Dettelbach (Lkr. Kitzingen).
Begeisterung im Ausland ist größer als in Deutschland
Kienle ist auch Autor der Fortsetzung "Bad Banks II". Und seit ein paar Tagen hat sich zu dem Grimme-Preis-gekrönten Werk noch die Arm-Reich-Clash-Komödie "Isi & Ossi" gesellt, exklusiv über den Streaming-Dienst Netflix. Kienle, Jahrgang 1982, hat sich vor der Berlinale in sein Würzburger Refugium zurückgezogen, bleibt aber online mit der ganzen Welt verbunden. Und die ganze Welt mit ihm, wie er begeistert auf die eher technische Frage eingeht: Wie fühlt es sich an, wenn alle aktuellen Werke überwiegend durch das Medium Internet an die Zuschauer gebracht werden?
"Toll!", schwärmt der Wahl-Berliner von seiner "sehr frischen neuen Erfahrung". Nämlich der, dass das Netz wirklich ein globales Dorf ist: "In gefühlt fast allen Ländern dieser Erde können Leute gleichzeitig meinen letzten Film gucken." Und sie tun das vielerorts mit größerer Neigung als Deutsche, ihre Begeisterung anschließend auch auszudrücken. Über soziale Netzwerke bekommt der Drehbuchautor – und bei "Isi & Ossi" auch Regisseur – leidenschaftliches Lob aus Brasilien, der Heimat der Telenovelas, aus der Türkei, aus Holland: "Das tut sehr gut, derart unmittelbar zu erfahren, dass man Menschen auf der ganzen Welt ein bisschen glücklich gemacht hat."
Das bisherige, normale Echo durchlebte der Absolvent der Filmakademie Ludwigsburg, als vor drei Jahren sein dritter Langfilm "Die Vierhändige" herauskam. Es folgte ein Jahr mit Vorführungen auf Festivals, einem kleinen Kinostart, dann Jahre später die Ausstrahlung auf Arte. Demnächst strahlt die ARD den Psychothriller noch einmal aus. Also alles eher Ochsentour.
Jetzt dagegen scheint das Zeitalter der Mediatheken angebrochen. Oliver Kienle erinnert daran: "Als 'Bad Banks' gesendet wurde, haben die Leute verstanden: Ich kann mir das auch in der Mediathek angucken. Jetzt haben sie es gleich getan." Die Klickzahlen sollen die Zuschauerquoten beim Ausstrahlen zunehmend übertrumpft haben. Und Kienle wertet es als "gutes Zeichen", dass die öffentlich-rechtlichen deutschen Sender ihre Internet-Filmspeicher ständig verbessern.
Trotz enormer Recherche- und Entwicklungszeit sowie jahrelanger Arbeit an den Drehbüchern, galt die erste Staffel "Bad Banks" in der Öffentlichkeit vor allem als eine Serie des Regisseurs Christian Schwochow. "Bad Banks II" nennt Kienle nun als einzigen Drehbuchautor, und die öffentliche Wahrnehmung von ihm als Schöpfer der Serie hat sich ebenfalls verändert.
Regisseur aus Würzburg
Regisseur der zweiten Staffel war der Würzburger Christian Zübert – Wunschkandidat von Kienle. Und das nicht nur, "weil man sich auf Anhieb gut versteht, wenn man aus derselben Gegend kommt". Zübert ist ebenfalls Autor und Regisseur, abwechselnd und in Kombination. Dabei seien beide Berufe extrem gegensätzlich, sagt der neun Jahre jüngere Oliver Kienle: Der Drehbuchautor arbeite meist allein, müsse Dinge erfinden. Der Regisseur könne sich dagegen idealerweise an genaue Vorgaben halten, müsse Dinge umsetzen, das aber nie allein, sondern unter extremem sozialen Druck: "Er muss immer und für jeden sofort Antworten haben."
Letzteres hat Kienle bei der Regie von "Isi & Ossi" wieder erfahren. Er war gerade damit fertig, um beim Schnitt von "Bad Banks II" mitzutun. In der Zwischenzeit hatte er gehörig Abstand von seiner Banken-Geschichte gefunden – der ideale Zeitpunkt, um wieder einzusteigen. Denn: "Betriebsblindheit ist der größte Feind."
Kürzlich wurden die sechs neuen Episoden von "Bad Banks II" gesendet, jetzt stehen sie bis Ende Juli zum Gratis-Abruf im Internet.