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BERLIN
Warum Satire ein Affe im Hirn ist
dpa
 |  aktualisiert: 21.12.2015 03:53 Uhr

Kritik an den herrschenden Verhältnissen durch Spott, Respektlosigkeit und Humor zu üben, gehört zu den klassischen Bestandteilen der Weltliteratur. Aber die Satire dient in erster Linie nicht der Unterhaltung oder dem Amüsement, sondern dem Angriff auf bestehende Verhältnisse.

Einer, der sich sehr gut mit diesem Thema in Theorie und Praxis auskennt, ist Henning Venske (76). Schon seit den 70er Jahren ist er immer wieder als Autor und Darsteller in Erscheinung getreten. Er war Chefredakteur der Satirezeitschrift „Pardon“, arbeitete mit der Münchner Lach- und Schießgesellschaft und in Dieter Hildebrandts legendärem „Scheibenwischer“.

Venske ist also bestens qualifiziert, den Lesern seines neuen Buches „Satire ist nur ein Affe im Kopf“ zu erläutern, was Satire ist und wie sie sich entwickelt hat. In einem rasanten Ritt durch die Literaturgeschichte präsentiert er die bekanntesten und bedeutendsten Satiriker. Von Aristophanes und dem Römer Lucilius über Jonathan Swift und Erich Kästner schlägt er den Bogen bis in die Gegenwart. Schnell wird klar: „Satiriker haben immer schon gefährlich gelebt.

“ Denn ihre Grundhaltung ist immer die des Kritikers „von links unten gegen rechts oben“. Ganz gleich, welche politische Richtung die Autorität einnimmt, der Satiriker attackiert sie immer, so Venske, aus einer Haltung links davon.

Also ist Satire in erster Linie Angriff, nicht Unterhaltung. Zu Venskes Leidwesen gerät dieser wichtige Unterschied heute immer mehr in Vergessenheit, und „schon das simple Nachäffen ohne jede inhaltliche Kritik wird für Satire gehalten“.

Stattdessen ist Satire für ihn der Gegenentwurf zu oberflächlicher Unterhaltung: „Satire war immer eher subversiv – ein intellektuelles Vergnügen für eine oppositionelle Minderheit, Gehirnnahrung und ungehöriges Lachen im kleinen Kellertheater.“

Selbstverständlich lässt sich Venske die Gelegenheit nicht entgehen, in seinem Buch nicht nur über Satire zu schreiben, sondern auch selbst als Satiriker aktiv zu sein.

In Kapiteln mit bezeichnenden Überschriften wie „Die Personalunion von Gier und Blödheit“, „Idyllisches Schlaraffenland“ oder „Das Hosenwunder“ legt er sich in bester satirischer Manier mit den traditionellen Satirezielen Regierung, Religion und Reichtum an.

Diese Kapitel erläutern auch den merkwürdigen Buchtitel. Anders als die drei Affen, die sich aus allem heraushalten, indem sie nichts sehen, nichts hören und nichts sagen, „hat der Satiriker seinen Affen im Hirn: Er hört alles, sieht alles, und er sagt alles“.

In seinem Buch zeigt Henning Venske, wie die historisch gewachsenen Grundhaltungen der Satire auch in einer Zeit gedeiht, in der sie oft verkannt und verwechselt wird.

Henning Venske: Satire ist nur ein Affe im Hirn (Westend Verlag, 167 Seiten, 14,90 Euro)

 
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