15 Mal war Randy Newman für einen Oscar nominiert. Erst beim 16. Mal klappte es. „Ich dachte, wenn ich lange genug dabei bleibe, werde ich ihn irgendwann schon kriegen. Die müssen schließlich auch Mitleid mit mir haben“, sagte er. Das war ganz Newman: witzig, (selbst)ironisch, ein Wortspielakrobat. Randy Newman hat ein schlechtes Gehör und eine höchstens mittelmäßige Gesangsstimme. Und doch biegt sich sein Kaminsims unter Auszeichnungen. Am 28. November wird er 70 Jahre alt.
Er hatte gar keine andere Wahl, als Musiker zu werden. Der Vater, eigentlich Arzt, spielte gelegentlich Klarinette in der Band von Benny Goodman, zwei seiner Onkel waren erfolgreiche Filmmusikkomponisten. Natürlich lernt auch der kleine Randall Stuart ein Instrument, das Klavier. Mit 15 schrieb er seinen ersten Song. Mit Anfang 30 war er ein erfolgreicher Musiker, der Platten aufnahm, in die Charts kam und dessen Musik nicht nur Filme untermalte, sondern auch die Olympischen Spiele in Los Angeles 1984.
Herbert Grönemeyer ist Fan
Der Titel hieß „I love L. A.“, aber vorher hatte er Erfolg mit „It's money that I love“. Das ist so sarkastisch gemeint, wie es klingt. Newman ist der Meister dieser Kunstrichtung. Bei ihm muss man schon genau hinhören. Nicht nur, weil er auch gern nuschelt wie sein großer Fan Herbert Grönemeyer, sondern vor allem, weil Newman mit Worten spielt, überspitzt und voller Hohn und Sarkasmus Missstände kritisiert. Und das wird nicht immer verstanden.
„Short people“ etwa war der satirisch verkleidete Ruf nach mehr Respekt für kleine Menschen. Aber gerade von denen kam Kritik, weil viele die Ironie nicht verstanden. Über Rockveteranen machte er sich mit „Ich bin tot (weiß es aber noch nicht)“ lustig. Sein „A few words in defense of our country“ klingt zwar wie ein patriotischer Countrysong. Spätestens bei den Worten, die USA seien doch gar nicht so schlimm, die spanische Inquisition („und die hat einige Leute wirklich in unangenehme Situationen gebracht“) sei schließlich viel schlimmer gewesen, sollte jedoch jeder den Sarkasmus verstehen. Was trotzdem nicht immer klappt. Die andere Seite des Randy Newman sind fröhliche oder nachdenkliche Filmmusiken, etwa für die Animationsfilme „Toy Story“ und „Monster AG“. Dafür bekam er die Oscars, dafür lieben ihn die Menschen, denn auf „Wenn ich Dich nicht hätte“ oder „Du hast'n Freund in mir“ kann sich jeder einigen.
Früh begannen andere Künstler, Lieder von Newman aufzunehmen und mit ihren Versionen Erfolge zu feiern. 1967 Alan Price mit „Simon Smith and the amazing dancing bear“ in die englische Hitparade. Die Gruppe Three Dog Night hatte einen Hit mit seinem ironischen Anti-Drogen-Lied „Mama told me not to come“. Viele coverten „I think it's going to rain today. In den 1980er Jahren machte Joe Cocker den Newman-Song „You can leave your hat on“, bereits 1976 von Etta James aufgenommen, zum Hit.
Newman gewann drei Emmys, sechs Grammys und zwei Oscars, insgesamt war er für Letztere 20 Mal nominiert. Erst neulich durfte er in der Library of Congress auf George Gershwins Klavier spielen. Er ist seit 2001 in der „Ruhmeshalle der Liedermacher“ und seit April auch in der „Rock and Roll Hall of Fame“ zu finden. Und das, obwohl ihm eigentlich eine wichtige Eigenschaft fehlt: „Für einen Musiker habe ich einfach kein besonders gutes Gehör“, sagte er einmal.
Ohne Noten falle es ihm schwer, Musikstücke zu begleiten, weil er nicht präzise die Töne treffe. Von Versagensängsten träume er sogar – dass er von wütenden Zuschauern gejagt werde: „Eine ganze Horde rannte hinter mir die Straße hinunter, weil ich die Akkordwechsel nicht kannte.“