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LEIPZIG
Warum immer mehr Bücherfreunde im Internet sich treffen
dpa
 |  aktualisiert: 07.01.2016 14:53 Uhr

Sie verabreden sich, um gemeinsam über ein gelesenes Buch zu schwärmen, zu schimpfen oder zu fachsimpeln. Was nach 19. Jahrhundert oder literarischem Quartett im Fernsehen klingt, ist dank das Internets gerade wieder im Kommen. Immer mehr Bücherfreunde treffen sich in Lese-Communities, um über ihre Lieblingsbücher, Bestseller und Aufregertitel zu diskutieren.

Die beiden größten Plattformen, Lovelybooks.de und Good-reads.com, boomen. Das freut auch die Verlage, die mit den Communities eine zusätzliche Möglichkeit gefunden haben, um ihre Bücher direkt bei der Zielgruppe anzupreisen. Warum die Lesebegeisterten die Mitmachforen für sich entdeckt haben? „Wenn jemand sagt, ich gehe gern angeln, dann findet er eine Angelcommunity. Und wenn jemand mehr über Bücher wissen will, dann stößt er auf uns“, sagt Lovelybooks-Community-Managerin Karla Paul. Die 30-Jährige organisiert zusammen mit ihrem Team Live-Lesungen mit Autoren, Bücher-Gewinnspiele und Marketingaktionen für die Verlage. „Es ist im Netz viel einfacher, sich über Bücher auszutauschen. Denn vor Ort muss ich ja erst mal jemanden finden, der gerade denselben Roman gelesen hat wie ich“, erklärt Paul den Reiz der Plattformen.

Mehr als 112 000 Leseratten tummeln sich derzeit auf Lovelybooks, sagt Karla Paul. Doppelt so viele wie noch vor einem Jahr. Die Community Goodreads.com, seit einem Jahr Tochter des Onlinehändlers Amazon, will keine gesonderten deutschen Nutzerzahlen herausgeben. Weltweit stieg die Zahl der registrierten Leser seit der Übernahme jedoch von 16 auf 25 Millionen. Bei beiden Anbietern können die Nutzer ihr Bücherregal aus dem Wohnzimmer online nachbilden, E-Books inklusive.

Von Juli Zeh bis Stephen King

Sie können Freunde hinzufügen, Rezensionen schreiben oder die Schmöker auf einer Skala von 1 bis 5 bewerten, Bücher in sogenannten Leserunden gewinnen und dann beim gemeinsamen Lesen darüber diskutieren. Mitunter können die Bücherfreunde ihr Urteil dem Autor des Werkes gleich selbst mitteilen. Denn bei den Communities sind viele Autoren registriert. Bei Lovelybooks sind es nach eigenen Angaben gut 3000, darunter etwa Juli Zeh, Sebastian Fitzek oder Nele Neuhaus. Goodreads listet unter anderem Stephen King, Ken Follett oder John Irving als aktive Autoren.

Doch der Hauptgedanke der Communities sei es nicht, den Leseratten einfach nur ein nettes Plätzchen zum Austausch zu bieten, wie Wolfgang Tischer sagt, der als Betreiber der Seite literaturcafe.de seit Jahren die deutsche Buchbranche beobachtet. „Sie wollen die Leute animieren, mehr zu kaufen.“ Damit verdienen die Plattformen auch ihr Geld: Die Verlage kaufen Buchverlosungen und Marketingpakete und erhoffen sich dadurch Aufmerksamkeit für ihre Neuerscheinungen.

„Es geht darum, ein Buch passend ins Gespräch zu bringen, und dabei helfen wir dann“, erklärt Karla Paul. Doch genau das hat auch Schattenseiten, wie Wolfgang Tischer sagt: „Weil man als Nutzer einer solchen Plattform nicht genau einschätzen kann, ob das Cover jetzt da und da platziert ist, weil es so ein tolles Buch ist, oder weil der Verlag dafür bezahlt hat.“ Tatsächlich spreche etwa Lovelybooks mit seinen Kampagnen gezielt die kauffreudigste Zielgruppe an, sagt Community-Managerin Paul: 90 Prozent der Nutzer seien weiblich, zwischen 20 und 40 Jahren alt, mit einem Hang zu Krimis, Fantasy-, Historien- oder Liebesroman. „Das schlägt sich auch in den Büchern nieder, die bei uns besonders präsentiert werden“, sagt sie.

 
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