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LOS ANGELES
Warum für Nick Nolte Verlieren wichtig ist
Nick Nolte wird 75       -  Nick Nolte
Foto: dpa | Nick Nolte
dpa
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:56 Uhr

Nick Nolte spürt die Jahre. Besonders nach den Dreharbeiten zu der Komödie „Picknick mit Bären“ (2015). Als Wanderpartner hetzt er darin beleibt, mit grauem Zottelbart und hochrotem Kopf über Stock und Stein dem bald 80-Jährigen und immer noch drahtigen Robert Redford hinterher. „Wir sind viel gelaufen“, erzählte Nolte dem „Wall Street Journal“ über den strapaziösen Dreh.

„Gleich danach brauchte ich eine neue Hüfte. Ich habe schon ein künstliches Knie und nun auch eine Ersatzhüfte. Ich werde langsam bionisch“, witzelte der Schauspieler. An diesem Montag (8. Februar) wird Nolte 75 Jahre alt.

Die körperlichen Gebrechen halten ihn nicht davon ab, noch immer vor die Kamera zu treten. In dem Action-Thriller „Run All Night“ (2015) spielt er den Bruder des alternden Gangsters Jimmy Conlon (Liam Neeson), in dem Bibel-Epos „Noah“ (2014) ist er ein gefallener Engel, in „Gangster Squad“ (2013) ein bulliger, stiernackiger Polizeichef. Als Ex-Boxer und Ex-Alkoholiker Paddy Conlon in dem Film „Warrior“ (2012) legt Nolte eine bewegende Vaterrolle hin, sie brachte ihm seine dritte Oscar-Nominierung ein.

Zehn Jahre zuvor stand er ebenfalls im Rampenlicht: Mit Hawaii-Hemd, zerzaustem Haar und trübem Blick starrte Nolte damals in die Kamera. Das wenig schmeichelhafte Polizeifoto von Hollywoods Haudegen ging 2002 um die Welt. Auf dem Highway nahe seiner Malibu-Villa war er nach einer Schlangenlinienfahrt festgenommen worden. Laut Polizeibericht stand er unter dem Einfluss einer Partydroge. Der ergraute Hüne fand vor den Augen eines Richters noch einmal Gnade: Bewährung statt Knast.

Seither hat Nolte nach eigenem Bekunden Alkohol und Drogen durch Vitaminspritzen und Fitnesskurse ersetzt. Und durch eine späte Vaterschaft. Mit 66 Jahren wurde der dreifach geschiedene Schauspieler noch einmal Papa. 2007 brachte seine langjährige Freundin Clytie Lane Töchterchen Sophie zur Welt. Sohn Brawley aus einer früheren Ehe ist 29 Jahre alt. Nolte wurde am 8. Februar 1941 im ländlichen Nebraska geboren. „Ich erinnere mich an die Angst der Erwachsenen“, sagte er dem „Wall Street Journal“ über die Kriegsjahre. Seinen Vater habe er bis Ende 1945 nicht gesehen. Das echte Leben habe er als „beängstigend“ empfunden. Es folgte die Flucht vor der Realität auf die Bühne.

Jahrelang tingelte der große Blonde mit dem zerfurchten Gesicht mit einem Wandertheater durch die Vereinigten Staaten. Erst mit 35 Jahren gelang dem „Spätzünder“ (Nolte über Nolte) der Durchbruch, zunächst im Fernsehen, dann im Kino mit dem Unterwasser-Thriller „Die Tiefe“ und dem Cop-Streifen „Nur 48 Stunden“. Das US-Magazin „People“ kürte ihn 1992 zum „Sexiest Man Alive“, im gleichen Jahr kam die erste Oscar-Nominierung – für seine Rolle als Footballtrainer in „Herr der Gezeiten“, der einer Psychiaterin (Barbra Streisand) sein Innerstes offenbart.

Nolte liebt schwierige Charaktere wie den Fotoreporter Russell Price in „Under Fire“ oder den trinksüchtigen Kleinstadt-Sheriff Wade Whitehouse in dem Film „Der Gejagte“, eine Rolle, die ihm 1999 eine weitere Oscar-Nominierung einbrachte. Seine Lebensweisheit: „Mein bester Ratschlag, lerne zu verlieren“, sagte Nolte dem Männermagazin „GQ“. Nur durch Verlust wachse man, lerne Demut und finde am Ende sein Glück. „Nur weil ich jeden Tag weine, heißt das nicht, dass ich nicht auch jeden Tag lache.“

 
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