Er ist das Schwergewicht unter den Fernsehpsychologen: Seit zehn Jahren ist der Held der ARD-Filmreihe „Bloch“ den seelischen Nöten seiner Patienten auf der Spur – dabei hat der von TV-Star Dieter Pfaff gespielte hochsensible Familienvater selber jede Menge Probleme. In seinem neuen Fall („Bloch: Der Fremde“, Mittwoch, 20. 6., 20.15 Uhr, ARD) bekommt es Maximilian Bloch mit einem Unternehmer zu tun, der vor vielen Jahren sein bester Freund war und dessen Wesen sich nach einem Schlaganfall dramatisch verändert hat. Die Rolle des völlig verstörten Firmenchefs Lorenz Haller spielt Vadim Glowna, der nur wenige Monate nach den Dreharbeiten überraschend starb.
Der 1947 in Dortmund geborene Pfaff zählt zu den renommiertesten deutschen Schauspielern, überzeugte in der Krimireihe „Sperling“ und drückt der ARD-Serie „Der Dicke“ seinen Stempel auf. In seiner Freizeit greift er gerne zur Gitarre – eine Kostprobe seines musikalischen Könnens gibt er auch in seinem neuen Fall als Maximilian Bloch.
Dieter Pfaff: Nein, das glaube ich nicht. Die meisten sind wohl normal, wobei sich natürlich sofort die Frage stellt, wie man normal definiert. Eine befreundete Psychologin, die in einer Anstalt tätig war, hat mir mal erzählt, dass man dort alles an Macken beobachten kann, was einem auch sonst an den Mitmenschen so auffällt – nur viel stärker ausgeprägt.
Pfaff: Ich denke, das hat damit zu tun, dass wir in einer sehr verwirrenden Welt leben, die vielen Menschen keinen Halt bietet. Früher haben den noch die Kirchen geboten, da gibt es ja auch den wunderbaren Begriff der Seelsorge. Aber die Glaubwürdigkeit von Kirchen ist zurückgegangen, und die Psychologie hat die dadurch entstandene Lücke nicht ersetzen können. Anders als etwa in Amerika kostet es viele Leute auch eine starke Überwindung, sich bei seelischen Problemen Hilfe beim Psychotherapeuten zu holen.
Pfaff: Zu meiner Frau und zu meinen Freunden. Bei manchen Problemen kann einem allerdings niemand helfen – und wenn ich ernsthafte psychische Probleme hätte, würde ich schon fachlichen Rat in Anspruch nehmen. Wobei ich nicht glaube, dass einen eine Therapie von den Dingen, die einen belasten, völlig befreit. Sie bringt einem nur bei, wie man damit umgeht, und das kann ein sehr langer Prozess sein.
Pfaff: Klar, an so was denkt man immer mal wieder. Ich habe allerdings tatsächlich noch nie an einer Therapiesitzung teilgenommen, auch nicht in Vorbereitung auf die Rolle als Bloch.
Pfaff: Ich glaube auch, dass ich ein eher schüchterner Mensch bin und diese Scheu vor der Kamera überwinde. Die Schauspielerei hat ja was mit Katharsis, mit Reinigung zu tun, und ich denke, dass das bei mir auch zutrifft. Ich habe ja viele Filme und Figuren mitentwickelt, mit denen ich Dinge abgearbeitet habe, die mich beschäftigen. So ist das auch bei Bloch. Ich wollte ja früher mal Psychotherapeut werden, und dann wurde eine Rolle draus – nicht die schlechteste Lösung, wie ich finde.
Pfaff: Eigentlich schon, wobei so eine Figur manchmal auch ganz andere Wege geht, als man ursprünglich glaubt. Du gibst etwas von dir in so eine Figur, doch sie gibt dir auch etwas zurück – und sie entwickelt immer ein Eigenleben.
Pfaff: Ja, schon. Man kann nicht jemanden spielen, den man nicht mag. Man muss schon schauen, dass man seine Figur auch liebt, sonst geht es nicht. Uns war bei der Figur wichtig zu zeigen, dass jemand, der als Psychotherapeut arbeitet, auch selber Probleme haben kann – und die hat Bloch ja zur Genüge.
Pfaff: Ja, das kommt schon vor, dass ich in Briefen um Rat gefragt werde. Den kann ich natürlich nicht erteilen, weil ich ja kein Psychotherapeut, sondern Schauspieler bin. Ich will in diese bestimmte Rolle auch nicht reingedrängt werden.
Pfaff: Ich versuche, das nach Möglichkeit zu vermeiden. Wir sind schließlich alle kleine Psychologen – so wie wir auch alle kleine Bundestrainer sind.
Pfaff: Ich hoffe noch lange, denn wenn es keine sperrigen Figuren mehr im Fernsehen gibt, dann sieht's duster aus. Man braucht doch Filme mit Ecken und Kanten, die einen herausfordern – sonst ist das doch total langweilig.
Pfaff: Natürlich, es ging ja auch alles so unglaublich schnell. Die Zusammenarbeit mit ihm war herrlich unkompliziert. Wir kannten uns zwar schon lange, hatten aber noch nie miteinander gespielt. Vadim Glowna war ein wunderbarer Kollege.