
2014 waren Wanda noch fast gänzlich unbekannt. Doch dann veröffentlichten die fünf aus Wien ihr erstes Album („Amore“), und plötzlich waren sie die Band der Stunde. Vor allem an ihrem Riesenhit „Bologna“ kam niemand vorbei. Bei ihrem Konzert in der Posthalle in Würzburg mussten die 2100 Fans fast 90 Minuten auf Wandas bekanntestes Lied warten. Es waren sehr kurzweilige eineinhalb Stunden.
„Das wird ganz, ganz lustig“, ist sich Sänger Marco Michael Wanda sicher, als er die Bühne betritt. Er behält recht. Das Publikum feiert die Band, noch bevor sie den ersten Ton spielt.
Zwei Alben haben Wanda inzwischen veröffentlicht – „Amore“ (2014) und „Bussi“ (2015). Fast jedes ihrer Lieder geht sofort ins Ohr. Klar, dass das Publikum jede Zeile mitsingt. Ihre Lieder heißen „Schick mir die Post“, „Auseinandergehen ist schwer“, „Stehengelassene Weinflaschen“ oder „Ich will Schnaps“.
Politisch unkorrekt und mit Wiener Schmäh singt Marco Michael Wanda darin von Alkohol, Sex, Verderben, Tod. „Ich sauf' keinen Schnaps, ich sauf' einen Pistolenlauf“ ist eine typische Wanda-Zeile oder „Ich bin ein einfacher Typ ohne viel Hirn, aber Baby, ich brauch dich nah bei mir“.
Wanda feiern den Augenblick, das Verderben, den Absturz – und alle haben Spaß daran. Die Texte sind schräg, morbide, melancholisch und sehr eingängig. Der Sänger muss nur zwei Wörter singen – schon stimmt die Menge ein.
„Du wirst von Sternen high, ich bin da nicht so frei. Ich brauch schon Schnaps oder irgendwas.“ Die Fans erkennen die ersten Zeilen des aktuellen Wanda-Hits „Bussi Baby“ auf Anhieb und grölen sie zusammen mit Marco Michael Wanda. Erst nach der ersten Strophe steigt die Band ein – und beginnt den Song von vorne.
Wanda sind die perfekte Live-Band. Selbstbewusst, mitreißend, spielfreudig. Oft wechseln sie mitten im Lied von einer langsamen, gefühlvollen Version zu etwas Schnellerem, Tanzbarem. Wiener Rock 'n' Roll. Vor allem Sänger Wanda inszeniert sich gerne als Draufgänger. Das weiße Hemd unter dem dunklen Sakko ist bis zur Brust aufgeknöpft, als er die Bühne betritt. Beim zweiten Lied ist das Hemd ganz offen und gibt den Blick auf einen schmalen Oberkörper frei. Im Laufe des Abends wird es schweißnass an ihm kleben. Marco Michael Wanda brüllt sich die Seele aus dem Leib, tanzt und feiert. Der 30-Jährige heißt mit bürgerlichem Namen Michael Marco Fitzthum, benannt hat er sich – und die Band – nach Wanda Kuchwalek, der einzigen Zuhälterin in Wien in den 1970er Jahren.
Die Band kokettiert gerne mit dem Verruchten. Die fünf Österreicher geben sich männlich und machen einen auf dicke Hose. Man kann das verwerflich finden – oder einfach nur unterhaltsam.
„Amore“ heißt nicht nur das Debütalbum des Quintetts aus Wien, es ist auch eine Lebenseinstellung. Der Sänger ruft und singt im Laufe des Abends immer wieder „Amore“. Und dann ist es soweit: Die Band stimmt ihren Hit „Bologna“ an, und über 2000 Menschen singen: „Wenn jemand fragt, wohin du gehst, sag nach Bologna. Wenn jemand fragt, wofür du stehst, sag für Amore.“
Als Zugabe spielen Wanda den einzigen englischen Song des Abends: eine Rock- 'n'-Roll-Version des Beatles-Hits „Hard Day's Night“. „Danke, Würzburg. Ich werde euch vermissen“, verabschiedete sich Marco Michael Wanda nach über eineinhalb Stunden. „Wir seh'n uns wieder.“