Allen Ginsberg & Jack Kerouac: Ruhm tötet alles. Die Briefe (Rogner & Bernhard, 500 Seiten, 22,95 Euro). Der Briefwechsel zwischen Kerouac und Ginsberg ist ein Glücksfall. Die beiden großen Männer der Beat-Literatur schrieben sich unermüdlich von ihrem ersten Treffen im Jahr 1944 bis zu Kerouacs Tod 1969. Alles, was für sie von Belang war, diskutierten die zwei Schriftsteller. Sie empfehlen sich Bücher, verreißen Autoren, tauschen Gedichte aus, kritisieren sich schonungslos. Pathos und Wahnsinn, Hass und Liebe, Poesie und Sehnsucht sprechen genauso aus ihren Zeilen wie scharfer Verstand, leise Ironie und schneidender Zynismus. Jisheng Yang: Grabstein – Mubei (S. Fischer, 800 Seiten, 28 Euro). Dies ist die erste umfassende Dokumentation einer der schlimmsten Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Mehr als 36 Millionen Menschen fielen ihr zum Opfer, in nahezu jeder Familie gibt es Tote zu beklagen, noch immer darf in China offiziell nicht darüber gesprochen werden: die schreckliche Hungerkatastrophe der Jahre 1958 bis 1962, die Mao und seine Parteikader zu verantworten haben. Yang Jisheng, dessen eigener Vater verhungerte, hat über zwei Jahrzehnte lang Interviews mit Zeugen geführt und eine unglaubliche Fülle an bislang unzugänglichen Informationen zusammengetragen.
Alexandra Dallinger (Hg.), Bernhard Ecker, Miquel Tres: Garten Design (Brandstätter, 208 Seiten, ca. 200 Abbildungen, 23 x 28 cm, 49,90 Euro). Die 36 Gärten in diesem Buch haben, so unvergleichlich sie auch sind, eine Gemeinsamkeit: Sie spiegeln die Charaktere ihrer Bewohner wider. Ob ästhetisch oder funktional, ob genießerisch oder nüchtern, im Gesamtentwurf sind immer auch die Benutzer erkennbar. Insofern sind die sorgsam geplanten Außen-Räume keine bloßen Erfindungen auf dem Reißbrett, sie sind etwas Organisches, in dem die Fantasien der Bewohner, die baulichen Gegebenheiten und die Möglichkeiten des Raums zusammen gewachsen sind. Der Esstisch gehört dazu, aber fast immer auch das Wasser – ob ein Naturpool, ein klassischer Swimmingpool oder ein Brunnen. Am eindrücklichsten im Gartenschöpfungsprozess ist aber der Dialog zwischen Haus und Garten. Eine historische Villa am Starnberger See verlangt nach einer völlig anderen Umgebung als ein ehemaliges Bauernhaus vor dem Hintergrund des Nord-Ostsee-Kanals.
Eve Arnold: Hommage (Schirmer/Mosel, 184 Seiten, 120 Tafeln in Farbe und Duotone, 39,80 Euro). Eve Arnold, 1912 als Kind russischer Einwanderer in Philadelphia geboren und seit 1951 Mitglied der legendären Agentur Magnum, ist eine der großen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Bildreportagen aus aller Welt, vor allem aber ihre Porträts
von Marilyn Monroe, Marlene Dietrich, Clark Gable, Anthony Quinn und vielen anderen Hollywoodstars, zeichnen sich durch einen sensiblen und sehr persönlichen Blick aus. Das Buch würdigt mit 150 Fotos ihr mehr als ein halbes Jahrhundert umfassendes Lebenswerk.
Thomas Fischer: Die Armee der Caesaren (Pustet, 416 Seiten, ca. 600 teils farbige Abbildungen, 49,95 Euro). Nach modernen Maßstäben besaß die Berufsarmee der römischen Kaiserzeit – gemessen an ihren vielfältigen Aufgaben und an der Menge ihrer äußeren Feinde – mit 400 000 und 500 000 Mann eine erstaunlich geringe Stärke. Sie hatte die klassische Aufgabe, als bewaffnete Macht des Staates in äußeren und inneren Konflikten zu agieren. Daneben nahm die Truppe auch Funktionen wahr, die heutzutage Aufgaben von Polizei, Wirtschaftspolizei, Zoll- und Steuerbehörden darstellen. Und als Straßen- und Schiffsbauer, als Architekten und Bauunternehmer, waren römische Soldaten ebenso tätig. Das Buch mit zum Teil erstmals publizierten Bildern stellt die populären Vorstellungen von der Bewaffnung und Ausrüstung der römischen Armee auf den Prüfstand. Andreas Henning (Hrsg.): Die Sixtinische Madonna. Raffaels Kultbild wird 500 (Prestel, 380 Seiten, 342 Farb- und 48 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 24 x 30 cm, 39,95 Euro). Im Auftrag von Papst Julius II. schuf Raffael 1512 die Sixtinische Madonna, heute eines der berühmtesten Kunstwerke der Welt. Wer über das großformatige Gemälde nichts weiß, kennt zumindest die beiden Engelchen, die so sympathisch am unteren Bildrand lümmeln, unzählige Male kopiert wurden und schon beinahe Pop-Ikonen sind. Mit der großen Jubiläumsausstellung feiert Dresden den 500. Geburtstag des Altarbildes. Dwer opulente Band begleitet das Großereignis, berichtet von spannenden Geschichten, geheimen Verhandlungen, glanzvollen Präsentationen, Vergessenheit und internationalem Ruhm, künstlerischen Entdeckungen und Kitsch.
Brian Fagan: Cro-Magnon. Das Ende der Eiszeit und die ersten Menschen (Theiss, 288 S., 30 S/W-Abbildungen, 8 Farbtafeln, 7 Karten, 15,5 x 23 cm, 29,95 Euro). Bittere Kälte, kaum Nahrung, furchterregende Raubtiere: Die Cro-Magnon-Menschen waren in der Eiszeit einer lebensfeindlichen Wildnis ausgeliefert. Jäger und Gejagte in einem gnadenlosen Überlebenskampf, schufen sie aber Kunstwerke wie die Höhlenzeichnungen von Lascaux Fels, spielten Flöte, liebten, hassten: Menschen wie wir – und uns doch so fremd. In nur 5000 Jahren breiteten die Cro-Magnon-Menschen sich in ganz Europa aus. Seite an Seite lebten sie mit den robusten Neandertalern, die rund 15 000 Jahre später aber spurlos verschwanden. Was war passiert? Anschaulich erzählt Brian Fagan von unseren direkten Vorfahren, die der erbarmungslosen Wildnis und den fundamentalen Umwälzungen am Ende der Eiszeit einzig durch Intelligenz die Stirn boten. Bai Yansong: Sind wir nun glücklich? China auf der Suche nach sich selbst (Riemann, 48ß0 Seiten, 22,99 Euro). Bai Yansong gilt als einer der prominentesten Journalisten Chinas, einer aus jener neuen Mittelschicht, die vom wirtschaftlichen Aufstieg Chinas profitiert hat, mit weltläufigem, urbanem Lebensstil, eigener Wohnung und eigenem Auto. Ausgerechnet er legt den Finger in die Wunde einer von Egoismus und Pragmatismus geprägten Gesellschaft: Was ist der Preis, den die Menschen in China für den Aufstieg zahlen? In welche Zukunft führt sie diese Entwicklung? Bais Blick, der nach ideellen Werten und persönlichem Glück fragt, trifft in China offensichtlich den Nerv: Das Buch ist dort ein Bestseller. James Joyce: Ein Portrait des Künstlers als junger Mann (Manesse, 352 Seiten, 24,95 Euro). Mit dieser in Dublin spielenden, autobiografisch gefärbten Geschichte schrieb sich Joyce in die Weltliteratur ein. Thematisch steckt in dem Roman schon ein Großteil dessen, was den Iren berühmt machte: Kunst, Sex, Religion, Rebellion und die damit einhergehenden Verwicklungen. Ein Junge macht sich auf die Suche nach sich selbst. Anfangs noch ganz im Bannkreis von Konventionen und Autoritäten, entdeckt er nach und nach seine geistigen Fähigkeiten, seine zwiespältige Gefühlswelt und seine Sexualität. Die Hürden seiner Selbstfindung sind vielfältig, muss er sich doch als angehender Künstler von Übervätern emanzipieren. Auch mit der puritanischen Rolle der katholischen Kirche setzt er sich auseinander. Zwischen Moral und Amoral, Anpassung und Auflehnung entwickelt er schließlich den Mut, eigene Wege zu beschreiten. Tana French: Schattenstill (S. Fischer, 736 Seiten, 16,99 Euro). Broken Harbour, eine windgepeitschte Geisterstadt voller Bauruinen nördlich von Dublin: In einem der wenigen bewohnten Häuser wird eine junge Familie aufgefunden – die Eltern brutal niedergestochen, die beiden kleinen Kinder erstickt. In den Wänden des hübsch eingerichteten Häuschens klaffen rätselhafte Löcher. Detective Mike Kennedy ist überzeugt, dass er den Fall lösen wird, schließlich arbeitet niemand in der Mordkommission so effektiv wie er. Doch Broken Harbour entpuppt sich als erbarmungsloser Abgrund, der auch ihn zu verschlingen droht. Alexandra Fuller: Unter dem Baum des Vergessens (Goldmann, 288 Seiten, 19,99 Euro). Nach „Unter afrikanischer Sonne“ kehrt Alexandra Fuller in das Afrika ihrer Kindheit zurück und erzählt die ebenso bewegte wie bewegende Geschichte ihrer Eltern. Nicola und Tim Fuller wandern anfangs der Siebzigerjahre nach Afrika aus, verheißungsvoll liegt der Kontinent vor ihnen. Doch schon nach kurzer Zeit ereignen sich Unfälle und Tragödien innerhalb der Familie, politische Unruhen und Bürgerkriege erschüttern den Kontinent. Im Zentrum von Fullers neuem Buch steht ihre Mutter, die es immer wieder schafft, den Widrigkeiten des Lebens mit Mut und Entschlossenheit zu begegnen, um dann, die Uzi unter den Arm geklemmt, zur nächsten Kostümparty zu fahren. Brockhaus Enzyklopädie Jahrbuch 2011 (Brockhaus, 400 Seiten, im Schuber, 17 x 24 cm, durchgehend vierfarbig, 60 Euro). Die Atomkatastrophe in Japan, ein Superwahljahr in Deutschland, Volksaufstände in der arabischen Welt und eine Finanzkrise, die die Politiker überforderte – 2011 war ein ereignisreiches Jahr. Das „Jahrbuch 2011“ führt mit seiner klaren inhaltlichen Struktur zurück zu allen wichtigen Entwicklungen und Ereignissen. Übersichtsartikel geben eine Einordnung des oft turbulenten Geschehens. Essays namhafter Persönlichkeiten und ausgewiesener Experten erweitern den Blickwinkel und zeigen neue Perspektiven auf. Geoff Dyer: Die Zone (Schirmer/Mosel, 240 Seiten, 19,80 Euro). Am 4. April wäre der früh verstorbene russische Kultregisseur und Filmemacher Andrej Tarkovskij 80 Jahre alt geworden. Sein Film „Stalker“, nach dem Roman „Picknick am Wegesrand“ von Arkadi und Boris Strugazki, steht wie ein Monolith in der Landschaft des Science-Fiction-Genres. Ein Führer – oder Stalker – bringt zwei Besucher heimlich in ein verbotenes Sperrgebiet, die so genannte Zone. Dort soll sich ein Zimmer befinden, in dem sich die geheimsten Wünsche erfüllen. Der Weg zu diesem Zimmer ist voller Fallen, die Rückkehr nicht gesichert. Zum 80. Geburtstag von Tarkovskij, der 1983 aus der UdSSR emigrierte und 1986 im Alter von 54 Jahren in Paris starb, überrascht der preisgekrönte britische Autor Geoff Dyer mit einem Buch über Tarkovskijs düster-melancholischen Science-Fiction-Klassiker. Er führt nicht nur kenntnisreich und unterhaltsam in die mystisch-metaphysische Welt von „Stalker“ ein, als Kenner der Kino- und Kulturgeschichte zieht er auch verblüffende Querverbindungen zu vertrauten Bereichen unserer Zeit wie TV-Soaps oder Rockmusik. Neda Soltani: Mein gestohlenes Gesicht (Kailash, 352 Seiten, 19,99 Euro). Neda Soltani glaubt sich am Ziel ihrer Träume, als sie Universitätsdozentin wird und ein freies, selbstständiges Leben führen kann, wie es nur wenigen Frauen im Iran vergönnt ist. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag. Juni 2009 in Teheran: Während der Proteste gegen das Regime Ahmadinedschad wird die Studentin Neda Agha-Soltan auf offener Straße erschossen. Ein Foto erscheint weltweit in allen Medien und macht die schöne junge Frau zur Ikone des iranischen Widerstands. Nur zeigt das Bild eine andere: Neda Soltani, die es arglos auf ihre Facebook-Seite gestellt hatte. Eine Verwechslung mit unfassbaren Folgen: Die Geheimpolizei verfolgt Neda Soltani, die Medien ignorieren ihre verzweifelten Versuche, den Irrtum aufzuklären. Als man sie zu einem falschen Geständnis zwingen will, nutzt sie ihre letzte Chance und flieht. Kerry Daynes: Gestört (Ariston, 288 Seiten, 16,99 Euro). Es könnte der Nachbar, der Kollege oder sogar der eigene Partner sein: Jeder von uns hat mit großer Wahrscheinlichkeit einen oder mehrere Psychos in seinem Leben, die ihre egoistischen Bedürfnisse ausleben und rein zu ihrem eigenen Vorteil handeln. Das Problem: Auf den ersten Blick sind sie nicht erkennbar. Kerry Daynes, forensische Psychologin, hilft anhand vieler Fallbeispiele aus der Praxis, aber immer mit einem Augenzwinkern, die Psychos zu demaskieren und sie aus unserem Leben zu verbannen. In den meisten Fällen sind Psychos ausgeprägte Narzissten, die alles für ihr eigenes Wohlergehen tun und anderen dabei massiv schaden – finanziell oder emotional. Jovanka Vuckovic: Zombies. Die illustrierte Geschichte der Untoten (Knesebeck, 23,6 x 18,8 cm, 176 Seiten, 58 Schwarz-Weiß- und 265 Farbabbildungen, 24,95 Euro). Seit Fernsehserien wie „The Walking Dead“, Romanparodien wie „Stolz und Vorurteil“ und der Ausbreitung von Zombie-Walks in den Metropolen der Welt gelten Zombies als die neuen Vampire. Das Buch begibt sich, mit einschlägigem Material reich bebildert, auf die Spur dieses populären Phänomens: von der Entstehung des Zombie-Glaubens in Haiti über Klassiker wie Mary Shelleys Frankenstein, Musikvideos wie Michael Jacksons Thriller bis zu den Kultfilmen des 20. und 21. Jahrhunderts wie „Dawn of the Dead“ und „28 Days Later“ oder auch Komödien wie „Der Tod steht ihr gut“. John R. R. Tolkien: Das Große Hobbit-Buch (Klett-Cotta, 500 Seiten, 29,95 Euro). 75 Jahre nach dem ersten Erscheinen des Hobbit liegt Andersons historisch-kritische Ausgabe zum ersten Mal auf Deutsch vor. Das Buch legt die zahlreichen literarischen Einflüsse der vielschichtigen Erzählung offen, erklärt Personen, Schauplätze und Gegenstände und zeigt den visionären Autor gleichsam bei der Arbeit zeigt. Es enthält die Originalkarten und Farbtafeln, den Volltext mit „Die Fahrt zum Erebor“ und vieles mehr. Sarah Winman: Als Gott ein Kaninchen war (Limes, 384 Seiten, 18,99 Euro). Als Gott ein Kaninchen war, war Elly Portman noch ein Kind. Behütet von ihrem großen Bruder Joe, befreundet mit einem seltsamen Mädchen namens Jenny. Die Welt war schön und voller Überraschungen, die Träume noch klein und für jeden zu erreichen, und Süßigkeiten kosteten nur einen Penny. Zusammen konnte man die Klippen des Lebens umschiffen, sich allen Widrigkeiten stellen. 20 Jahre später sind Elly und Joe erwachsen und sich näher denn je. Bis das Schicksal Elly zu einer langen Reise zwingt, denn ihr geliebter großer Bruder braucht ihre Hilfe. Nun ist es an ihr, Joe zurück ins Leben zu holen und endlich ihr eigenes Glück zu finden.