Johannes Thiele: Sehnsucht nach dem Meer – Reisen, um glücklich zu sein (Brandstätter, 21 x 27,5 cm, 162 Seiten, ca. 200 Abbildungen, 29,90 Euro). Von 1890 bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts spielten Reiseplakate eine verführerische Schlüsselrolle: Sie weckten die Sehnsucht nach dem Meer, nach glamourösem Leben und Strandfreuden an der Côte d'Azur, der Riviera, der Adria. Heute ist die große Zeit des Reiseplakats vorbei. Die prächtigen Poster sind Geschichte, doch was für eine Geschichte! Sie begann, als Eisenbahn und Ozeandampfer nicht nur das Reisen luxuriöser und leichter machten, sondern dem Tourismus zu ungeahntem Aufschwung verhalfen. Das prächtig bebilderte Buch erzählt davon.
Simone Nieweg: Natur der Menschen (Schirmer/Mosel, 168 Seiten, 98 Farbtafeln, 49,80 Euro). Simone Nieweg, Jahrgang 1962 und Meisterschülerin von Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie, fotografiert seit ihren Anfängen Gärten und Landschaften an den Rändern von Siedlungen und Städten – unspektakuläre Motive, mit denen sie jedoch höchste ästhetische Wirkung erzielt. Ihr neues Buch versammelt nahezu alle Varianten kleinlandwirtschaftlichen Anbaus von Schrebergärten und privaten Gemüsebeeten bis hin zu Wiesen und Brachland, Waldrändern, Ackerflächen und Getreidefeldern. Nieweg fotografiert durchweg in Farbe und in einem sanften, fast schattenlosen Licht, Pflanzen und Landschaften bannt sie in höchster Schärfe und Detailreichtum aufs Bild.
Mark Boog: Mein letzter Mord (Dumont, 144 Seiten, 18,99 Euro). Der Mord liegt lange zurück, der vermeintliche Mörder ist längst unter der Erde. Ein Ermittler erhält den Auftrag, die Akte zu schließen. Er steht kurz vor der Pensionierung, es ist sein letzter Fall. Während er die Vorgänge noch einmal untersucht, lässt er sein eigenes Leben Revue passieren – ein Leben voller verpasster Gelegenheiten. Als er im Zuge seiner Ermittlungen der undurchschaubaren Witwe des Verurteilten näherkommt, wird der Fall zur Obsession. Getrieben von dem Zwang, in die Gedankenwelt des Mörders einzudringen und die Tat bis ins letzte Detail zu rekonstruieren, droht der Ermittler sich in seinem Widerpart zu verlieren. Bis nur noch eine Frage bleibt: Muss man zum Mörder werden, um den Mörder zu verstehen?
Jens Mühling: Mein russisches Abenteuer (Dumont, 300 Seiten, 19,99 Euro). Vor zehn Jahren lernt der Journalist Jens Mühling in Berlin den russischen Fernsehproduzenten Juri kennen. Die Begegnung verändert sein Leben. Juri verkauft deutschen Sendern erfundene Geschichten über Russland, er sagt: „Die wahren Geschichten sind noch viel unglaublicher als alles, was ich mir ausdenken könnte.“ Seitdem reist Mühling immer wieder nach Russland, getrieben von der Idee, diese wahren Geschichten zu finden. Die Menschen, denen er auf seinen Reisen begegnet, wirken wie ausgedacht. Aber sie sind das wahre Russland. Eine Einsiedlerin, die seit ihrer Geburt in der Taiga lebt und erst als Erwachsene erfahren hat, dass es jenseits der Wälder eine Welt gibt. Ein Mathematiker, der 1000 Jahre der russischen Geschichte für erfunden hält. Ein Priester, der in der atomar verseuchten Sperrzone von Tschernobyl predigt.
Tilman Birr: On se left you see se Siegessäule (Manhattan, 304 Seiten, 16,99 Euro). Tilman Birr ist jung, und er braucht das Geld. Kurz entschlossen heuert er als Stadtführer – in Berlin Stadtbilderklärer genannt – auf einem Ausflugsschiff an und stürzt sich in den Dschungel der Berliner Tourismusbranche. Er kämpft mit Bayern, die nicht deutsch sprechen, trotzt Sturm und Hagel sowie erbosten Senioren und macht aus gelangweilten fränkischen Schülern eine fanatisierte Masse begeisterter Berlinfreunde. Bald bringt ihn nichts mehr aus dem Konzept, und er findet sogar Antworten auf die wichtigsten Fragen jedes Berlintouristen: Warum hat Hitler die Mauer gebaut? War Berlin wirklich die Hauptstadt Russlands? Wieso wurde eine Brücke nach Martin Semmelrogge benannt? Und wann war eigentlich Horst Tappert Bundespräsident?
Josef Wilfling: Unheil (Heyne, 304 Seiten, 19,99 Euro). Tagtäglich werden Menschen zu Mördern, von denen niemand geglaubt hätte, dass sie jemals zu solchen Taten fähig sein könnten – am allerwenigsten sie selbst. Eine junge Frau tötet ihre Mutter, weil die sie nicht vor den Übergriffen des Vaters geschützt hat. Ein Jugendlicher ermordet ein Mädchen, das ihm die Freundin ausspannen wollte. Ein Mann erschlägt seine Ehefrau, weil sie gedroht hat, ihm die gemeinsame Tochter für immer zu entziehen. Der Mordermittler Josef Wilfling hatte es täglich mit Menschen zu tun, die Ungeheuerliches getan haben. In dem Buch schildert er seine Begegnungen mit den Tätern und zeigt anhand von spektakulären Fällen, warum letztlich jeder von uns zum Mörder werden kann.
Walter Jaeschke, Andreas Arndt: Die Klassische Deutsche Philosophie nach Kant. Systeme der reinen Vernunft und ihre Kritik 1785-1845 (C. H. Beck, 749 Seiten, 78 Euro). Das Buch zeichnet erstmals ein integrales Bild der Klassischen Deutschen Philosophie nach Immanuel Kant. Dessen Forderung, die Philosophie als „System der reinen Vernunft“ auszuarbeiten, ist für die auf ihn folgende Generation von Philosophen – Reinhold, Fichte, Schelling, Hegel, Novalis, Schlegel, Schleiermacher – bestimmend gewesen.
Martin Rietze, Marc Szeglat: Vulkane. Schöpfung und Zerstörung (terra magica, 176 Seiten, ca. 140 Fotos, 49,99 Euro). Gewaltige Eruptionen, unaufhaltsame Lavaströme, vernichtender Ascheregen – auf den ersten Blick erschreckt die zerstörerische Kraft der Vulkane, doch sie besitzen auch großes schöpferisches Potenzial. Jahrtausendelang sah sich der Mensch diesem Naturphänomen ausgesetzt, ohne eine plausible Erklärung zu finden. Beinahe um jeden aktiven Vulkan ranken sich fantastische Legenden. Mal dient der Feuerberg als Heimat der Götter, mal als Pforte zur Unterwelt. Der Bildband entführt in die magische Welt der Vulkane. Er vermittelt geologische Hintergründe, wissenswerte Details und berichtet von Sagen und Ritualen der Menschen, die mit dem Wirken von Vulkanen leben.
Mark Z. Danielewski: Only Revolutions (Klett-Cotta, 365 Seiten, 24,95 Euro). Das Schicksal der Liebe von Sam und Haley ist das Leben – das Leben, dem sie zu entkommen versuchen. Bei ihrem Trip quer durch die USA verfolgt sie stets das Schicksal der Geschichte, nicht nur der amerikanischen, sondern der Weltgeschichte. Als ewig Sechzehnjährige reisen sie durch zweimal hundert Jahre, vom amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Kalten Krieg,d von der Bürgerrechtsbewegung bis zum Irakkrieg. Das Buch will beim Leser die unendliche Sehnsucht nach dem wecken, was hinter der Zeit verborgen liegt.
Robert Knapp: Römer im Schatten der Geschichte (Klett-Cotta, 424 Seiten, 24,95 Euro). Das Bild, das die römische Elite von ihrer Gesellschaft zeichnete und das die Geschichte bis heute fortschreibt, hatte mit der Wirklichkeit der meisten Einwohner des Römischen Reiches sehr wenig zu tun. Denn die Quellen für dieses Geschichtsbild entstammen sämtlich der Oberschicht, die nur 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung im Römischen Reich ausmachte, aber etwa 80 Prozent des Vermögens besaß. Die restlichen 99,5 Prozent - um Christi Geburt geschätzt etwa 50 bis 60 Millionen Einwohner – sind von der Geschichte vergessen. In neun Kapiteln zeichnet der Autor ein Bild vom Leben, Arbeiten und Sterben dieser Männer und Frauen: arme Bürger und einfache Leute, Sklaven, Freigelassene und Soldaten, Prostituierte, Gladiatoren, Banditen und Piraten.
Peter van den Brink, Bernd Lindemann: Cornelis Bega. Eleganz und raue Sitten (Belser, 308 Seiten, 100 Farbabbildungen, 29,95 Euro). Cornelis Pietersz. Bega (1631–1664) galt unter den holländischen Künstlern als einer der besten seiner Zeit – nun wird das Werk des Malers aus Haarlem umfassend gewürdigt: Der reich illustrierte Band zeigt eine repräsentative Auswahl aus dem Werk Begas, in dessen Zentrum das Leben der einfachen Leute auf dem Land steht. Seine Genreszenen zeigen sittsames Familienleben, Paare beim Musizieren, aber auch Bauern in zwielichtigen Wirtshäusern oder obskure Alchimisten und Quacksalber.
Petra Durst-Benning: Solang die Welt noch schläft (List, 496 Seiten, 16,99 Euro). Berlin um 1890. Josefine, Tochter eines Hufschmieds, lernt auf einer Reise in den Schwarzwald die gefährliche, für Frauen geradezu skandalöse Leidenschaft des Radfahrens kennen. Zurück in Berlin, riskiert sie dafür alles. Und sie verliert alles – ihre Familie, ihre Freundinnen und fast sich selbst. Doch Josefines Kämpferherz ist groß! Und die Liebe eines Mannes ermutigt sie, ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Bei einem strapaziösen Radrennen will sie beweisen, was in ihr steckt. Am Ende erkennt sie, dass nicht der Sieg zählt, sondern Werte wie Freundschaft, Vertrauen, Liebe.
Ruth Hoffmann: Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat (Propyläen, 320 Seiten, 19,99 Euro). Dass der Staatssicherheitsdienst der DDR die Menschen in Ostdeutschland umfassend observierte, kontrollierte und schikanierte, ist bekannt. Weitgehend unbekannt ist, in welchem Maße das Klima aus Misstrauen, Angst und Kontrolle auch die eigenen Familien der Stasi-Mitarbeiter betraf. Die Journalistin Ruth Hoffmann zeigt auf der Grundlage zahlreicher Interviews und intensiver Recherchen erstmals, wie sich die beklemmende Atmosphäre der Totalüberwachung auf den Familienalltag der Stasi-„Hauptamtlichen!“, vor allem auf die betroffenen Kinder ausgewirkt hat. Dabei wird deutlich, wie nachhaltig Kinder von der Stasi-Tätigkeit eines Elternteils oder Familienmitglieds geprägt wurden. Von Verdrängung über den Bruch mit den Eltern bis zu schweren psychischen Störungen reichen die Folgen.
Anne Chaplet: Erleuchtung (List, 320 Seiten, 16,99 Euro). Hauptkommissar Giorgio DeLange reist aus beruflichen Gründen nach Peru. Zurück in Frankfurt, wird er von Schlägern angegriffen. Drogen werden bei ihm gefunden. Seine Beförderung wird ausgesetzt. Dann wird seine Lebensgefährtin bedroht, Staatsanwältin Karen Stark. Wer will sein Leben zerstören? Und warum? DeLange stößt die Staatsanwältin auf eine Verbindung zwischen einer Mordserie in einem hessischen Dorf und einer peruanischen Guerillabewegung. Und der Fall bekommt plötzlich eine ganz neue Wendung.
Sam Kashner, Nancy Schoenberger: Furious Love. Elizabeth Taylor und Richard Burton – Die Liebesgeschichte des Jahrhunderts (Heyner, 544 Seiten, 15 x 22,7 cm, 24,99 Euro). Richard Burton und Elizabeth Taylor lernen sich 1962 in Rom während der Dreharbeiten zu „Cleopatra“ kennen. Er spielt Marcus Antonius, sie Cleopatra, die schönste Frau der Welt. Sie verlieben sich vor laufender Kamera und werden zum Skandal- und Glamourpaar Hollywoods. Vom Vatikan verdammt, von der Presse verfolgt: Über keine andere Liaison wurde damals so viel geschrieben, keine wurde so gefeiert und so verurteilt. Zweimal verheiratet, zweimal geschieden – eine Liebe, so schien es, zu groß für die Ewigkeit. In dem Buch gewährt Taylor erstmalig Einblick in ihr Leben mit Richard Burton.
Lucien Deprijck: Die Inseln, auf denen ich strande (mareverlag, 192 Seiten, 18 Farbillustrationen, 28 Euro). Stranden, aber wie? Auf einsamen und bewohnten, lebensfeindlichen und paradiesischen, tropischen und windumtosten Inseln erfüllen sich Schicksale, enden Träume, bieten sich neue Chancen. „Man strandet ja schließlich nicht jeden Tag, und wenn es schon mal passiert . . . und man das Glück hat, auf einer Insel angeschwemmt zu werden, dann soll es doch auch stilecht sein“, beschwert sich einer von Lucien Deprijcks Schiffbrüchigen, dem es gar nicht passt, am Strand von Menschenmassen empfangen zu werden. Ein anderer strandet mit einer Frau, der er rein gar nichts zu sagen hat. Ein weiterer vermisst schmerzlich seine große Liebe. Das Buch vereint 18 kurze und längere Inselepisoden.
Mo Hayder: Atem (Goldmann, 480 Seiten, 14,99 Euro). Sally Benedict ist sich sicher: Alles fing mit dem Mord an Lorne Wood an, dem 16-jährigen Mädchen, das in dieselbe Schule ging wie ihre Tochter Millie. Man fand sie tot am Kanal, mit einem Tennisball im Mund und einer Plane bedeckt. Aber dies ist nicht das Einzige, was Sally zu schaffen macht: Ihre Ehe ist gescheitert, das Geld wird knapp, und sie hat das Gefühl, die Kontrolle über ihr Leben zunehmend zu verlieren. Als ihre Tochter immer größere Forderungen stellt, schlägt Sally einen Weg ein, der sie immer tiefer in kriminelle Kreise führt. Dann übernimmt auch noch ihre Schwester Zoë, die bei der Polizei arbeitet, den Fall Lorne Wood – und es geschieht etwas im Leben der beiden Schwestern, das sie für immer aneinander binden wird.
Helen Simonson: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft (Droemer, 480 Seiten, 19,99 Euro). Seit dem Tod seiner Frau sucht Ernest die Ruhe und hält sich an das, was ihm im Leben schon immer weitergeholfen hat: Höflichkeit, Pflichterfüllung und eine richtig zubereitete Tasse Tee. Von seinem aufgeblasenen Sohn oder der aufgeregten Fürsorge seiner Nachbarinnen hält er sich möglichst fern. Ausgerechnet die beherzte Jasmina, Besitzerin eines Lebensmittelladens, bringt die starren Ansichten des Eigenbrötlers ins Wanken. Als die beiden sich näherkommen, löst diese doch so unpassende Leidenschaft großes Unverständnis aus.
Michael Crichton, Richard Preston: Micro (Blessing, 544 Seiten, 22,95 Euro). Honolulu. Drei Männer liegen tot auf dem Fußboden eines verschlossenen Büros – keine Anzeichen eines Kampfes, keine Einbruchsspuren, keine Tatwaffe. Nur die extrem feinen, rasiermesserscharfen Schnitte, die die Leichen überziehen, liefern einen Hinweis auf die Todesursache. In Cambridge, Massachusetts, wird eine Handvoll Studenten, die sich durch besondere Fähigkeiten in Mikrobiologie hervortun, von einem Unternehmen rekrutiert. Die streng geheime, höchst profitable Arbeit von Nanigen Micro Technologies führt die Forschungstalente nach Hawaii. Dort, sich selbst überlassen im Dschungel, sehen sich die Studenten nicht nur einer erbarmungslosen Natur, sondern auch einer radikalen neuen Technik gegenüber, die die Gruppe schnell beherrschen lernen muss, will sie nicht für immer in den undurchdringlichen Wäldern verschwinden.