Nach 70 Jahren hat Ellen Schwiers Ende Mai Abschied genommen von der Bühne. Es gab ein großes Fest. Kollegen, Weggefährten, Freunde und Familie feierten die Schauspielerin und Intendantin, die im Kino und im Fernsehen ebenso Erfolge feierte wie im Theater. Nun gibt es erneut Grund zu feiern: Heute, Donnerstag, 11. Juni, wird Schwiers 85. Seit vielen Jahren lebt sie am Starnberger See. Vor allem als Darstellerin großer Frauenrollen hat sich Schwiers einen Namen gemacht. Als Mutter Courage tourte sie in Bert Brechts gleichnamigem Stück durch die Lande, in Salzburg spielte sie die Buhlschaft im „Jedermann“.
Sie gab die „Lysistrata“ und im „Götz von Berlichingen“ die Adelheid. Mit Shakespeares „Was ihr wollt“ feierte Schwiers 1972 ihr Regie-Debüt bei den Burgfestspielen in Jagsthausen. Auch in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen war Schwiers zu sehen, etwa in dem Klassiker „Das Erbe von Björndal“ (1960), in Serien wie „Derrick“, „Tatort“, „Unser Charly“ oder in „Der Bulle von Tölz“ an der Seite ihrer Tochter Katerina.
In dem Kinodrama „3096 Tage“ (2013) über das Schicksal von Natascha Kampusch spielte Schwiers die Großmutter des Mädchens. Ein Herzensprojekt war für sie ihr 1982 gegründetes Tourneetheater „Das Ensemble“. Ihr sei es immer wichtig gewesen, dass auf der Bühne das gesamte Ensemble zählt – deswegen auch der Name. „Ich wollte nicht einen Star haben und drumherum große Wüste.“ Stolz macht es sie, dass „Das Ensemble“ mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde.
Eine große Leere nach dem Bühnenabschied fürchtet die aus einer Schauspielerfamilie stammende Schwiers nicht. „Ich kenne keine Langeweile.“ Zudem hat sie ein großes Projekt begonnen: Sie schreibt an einer Autobiografie. Sie sei erst beim 27. Lebensjahr angekommen und habe bei der Recherche aufpassen müssen, „nicht in tiefe Depressionen zu verfallen“, schließlich sei ihr Leben nicht immer leicht gewesen, sagt Schwiers.
Ihr Sohn Daniel starb 1985 an Krebs, wenige Jahre später starb auch ihr Mann. Jedoch sagt sie: „Wenn man erlebt, wie ein 21-Jähriger stirbt, der gerne gelebt hätte, dann kann man das eigene Leben nur als Geschenk empfinden.“