Tobias Hoffmann (Hg.): Die Idee Konkret (Wienand, 324 Seiten, 366 Farb- und 40 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 21 x 28 cm, 48 Euro). Bislang schlossen die Veröffentlichungen zur Konkreten Kunst mit den 1970er-Jahren ab. Das Buch befasst sich erstmals eingehend mit der Frage, ob es eine Weiterentwicklung der Konkreten Kunst bis in die Gegenwart gibt und welche Rolle sie heute spielt. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht nicht nur der formgeschichtliche Hintergrund, sondern auch die ideengeschichtliche Entwicklung der Konkreten Kunst. 155 Künstler werden mit bis zu vier Werken vorgestellt und von Kurztexten begleitet. In 16 ausführlichen Textbeiträgen liefern zehn Autoren fachkundige Denkanstöße. Jahrbuch der Berliner Museen Band 52 (Reimer, 223 Seiten, 170 Abbildungen, davon 45 in Farbe, 23,5 × 29,7 cm, 138 Euro). Der Band mit wissenschaftlichen Beiträgen zur Sammlungs- und Kunstgeschichte beinhaltet die Jahresberichte 2009. Auszug aus dem Inhalt: Yves Kleins Monochrome bleu IKB 49 und die Frage, ob monochrome Gemälde Bilder sind, Otto Ehrhardt im Museum für Fotografie der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin, ikonographische Beobachtungen zu Jacopo de Barbaris „Porträt eines Mannes!“, Grafik-Sammlung von Pierre de Corneillan im Berliner Kupferstichkabinett, Sammlung Benoit Oppenheim (Matthias Weniger).
Elizabeth George: Glaube der Lüge (Goldmann, 704 Seiten, 24,99 Euro). Bernard Fairclough ist das Oberhaupt einer wohlhabenden und einflussreichen Familie, die ihren Sitz im Lake District hat. Nichts ist ihm wichtiger, als jeden Makel, der die schöne Fassade beschädigen könnte, zu vermeiden. Als sein Neffe tot im See aufgefunden wird, erklärt die Polizei schnell, dass es sich um einen Unfall handelt. Fairclough, der dennoch jeden Verdacht ausräumen will, engagiert Inspector Thomas Lynley von New Scotland Yard. Und wie dieser bald entdeckt, gibt es einige Familienmitglieder, die einen Grund gehabt hätten, Ian Cresswell Böses zu wollen. Zusammen mit seiner Kollegin Barbara Havers in London kommt er den Geheimnissen der Faircloughs Schritt für Schritt näher – und entdeckt dabei hinter der Fassade das Trümmerfeld. Paddy Richardson: Komm, spiel mit mir (Droemer, 432 Seiten, 19,99 Euro). Unwillig ist die vierzehnjährige Stephanie mit zum Sommerpicknick am See gegangen; wieder einmal soll sie ihre kleine Schwester Gemma beaufsichtigen, während ihre Mutter sich zum Sonnenbaden hingelegt hat. Gegen Abend, als alle beginnen zusammenzupacken, ist Gemma verschwunden. Für die Familie bricht eine Welt zusammen. Die Polizei kann weder das Mädchen noch einen Täter finden und stellt schließlich die Ermittlungen ein. Jahre später behandelt Stephanie als Psychiaterin eine Patientin, deren Schwester ebenfalls vor Jahren spurlos verschwunden ist. Es fallen ihr immer mehr Parallelen auf. Stephanie beschließt, sich endlich Gewissheit zu verschaffen, und sucht den Schreckensort ihrer Kindheit auf. Dagmar Röhrlich: Urmeer (mareverlag, 400 Seiten, zahlreiche Illustrationen, 28 Euro). Heute quillt die Erde über vor Leben: Ob auf dem höchsten Berg oder am tiefsten Punkt des Meeres, ob unter gleißender Sonne in der trockensten Wüste oder in tiefster Finsternis viele Kilometer unter der Erde, ob in Eiseskälte oder tropischer Hitze – in unzähligen Formen haben Lebewesen die Welt erobert. Angefangen hat alles vor drei oder vier Milliarden Jahren. Wahrscheinlich gelang der Sprung von der Chemie zur Biologie irgendwo gut geschützt in einem Meer. Auch die weitere Evolution spielte sich hauptsächlich in den Ozeanen ab: Dort wurden aus selbstständigen Mikroorganismen Bestandteile von komplexen Zellen, dort gab es die ersten Experimente mit der Größe von Lebewesen oder komplexen Nervensystemen. Meere waren die Heimat der ersten Tiere, aus dem Wasser heraus eroberten sie die Kontinente. Das Buch erzählt die Geschichte des
Lebens und die des Mannes, der die Geologie erfand: Nicolaus Steno. Während der Leser ihn auf seinen Wanderungen durch die Toskana des 17. Jahrhunderts begleitet, lässt er wichtige Stationen in der Entwicklung des Lebens Revue passieren. Wolfgang Kaes: Das Gesetz der Gier (C. Bertelsmann, 320 Seiten, 19,99 Euro). In Istanbul sterben unzählige junge Arbeiter an Staublunge. Sie alle waren mit der Produktion von Designer-Jeans beschäftigt. Ein türkischer Mediziner macht sich nach Köln auf, um mit dem Auftraggeber zu sprechen. 24 Stunden später ist er tot. Kriminalhauptkommissarin Antonia Dix wird bald klar: Auch in der Modebranche gilt das Gesetz der Gier. Es geht um Profit, die Ware muss billig produziert werden. Das Textilunternehmen plant deshalb, die gesamte Produktion ins Ausland zu verlagern. Ein gefundenes Fressen für militante Globalisierungsgegner; doch auch die sind keineswegs resistent gegen die Versuchung des Geldes. Ein alter Buchhalter mit seinem Sinn für Gerechtigkeit macht jedoch allen einen Strich durch die Rechnung. Ryan David Jahn: Der Cop (Heyne, 336 Seiten, 19,99 Euro). Vor sieben Jahren wurde Maggie, die Tochter von Ex-Cop Ian Hunt, aus ihrem Kinderzimmer entführt. Alle Suchaktionen blieben erfolglos, vor Kurzem wurde Maggie offiziell für tot erklärt. Hunts Ehe ist gescheitert, seine Karriere zerbrochen. Wie ein Schock trifft ihn da in der Telefonzentrale der Polizei ein Notruf: Am anderen Ende der Leitung ist seine Tochter Maggie, und sie fleht um Hilfe. Bevor sie nähere Angaben zu ihrem Kidnapper machen kann, wird die Verbindung unterbrochen. Der Fall wird neu aufgerollt. Und es finden sich Verbindungen zu anderen Kindesentführungen. Im Wald entdeckt die Polizei Leichenteile, bald gibt es einen Hauptverdächtigen. Doch als man ihn vernehmen will, kommt es zur Katastrophe. Der Verdächtige erschießt zwei Beamte und flüchtet mit Maggie, die miterleben muss, wie ihr Vater schwer verletzt wird. Trotzdem macht sich Hunt an die Verfolgung. Von Texas geht die Jagd bis nach Kalifornien. Jane Corry: Perlentöchter (Blanvalet, 520 Seiten, 19,99 Euro). London, 1918. Die junge Rose verliebt sich in den charmanten, weltgewandten Kriegsheimkehrer Charles. Nach einer Blitzhochzeit reist sie mit ihm nach Borneo, wo er eine Plantage leitet. Doch Roses anfängliche Euphorie über ihr neues Leben legt sich schnell: Sie muss Verrat und Enttäuschungen überwinden und um ihr Glück kämpfen. Nur die Perlenkette ihrer Großmutter spendet ihr immer wieder Kraft und Trost. Jahrzehnte später erbt Roses Enkelin Caroline die Perlen – und mit ihnen ein dunkles Geheimnis.
Sibylle Badstübner-Gröger, Claudia Czok, Jutta von Simson: Johann Gottfried Schadow. Die Zeichnungen (Gebr. Mann Verlag, zwei Bände, zusammen 816 Seiten und 2200 Abbildungen, 24,5 x 31,5 cm, in Schmuckschuber, 99 Euro). Bisher kosteten die beiden Bände 248 Euro, als Sonderausgabe sind sie jetzt5 für 99 zu haben. Erstmals wird darin das ebenso umfangreiche wie vielseitige zeichnerische Werk eines Künstlers vorgelegt, den man meist nur als Bildhauer und Begründer der Berliner Bildhauerschule kannte. Als leidenschaftlicher Zeichner interessierte sich Johann Gottfried Schadow (1764–1850) für die gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Ereignisse seiner Zeit; nüchtern-sachlich oder satirisch kommentierte er sie mit Stift und Feder. Das Spektrum seiner Themen ist weit gefächert und umfasst Zeichnungen nach antiker Skulptur, Tier-, Akt- und Bewegungsstudien, Porträts seiner Zeitgenossen, Entwürfe zu Grab- und Denkmälern sowie Karikaturen. Vor allem aber beschäftigte Schadow sich mit der Physiognomie, dem Körperbau und Wachstum des Menschen vom Säugling bis zum Greis.
Des Fremden Kind
Alan Hollinghurst: Des Fremden Kind (Blessing, 688 Seiten, 24,95 Euro). Im Sommer 1913 verbringt der junge aristokratische Dichter Cecil Valance ein Wochenende bei der Familie seines Cambridge-Kommilitonen George Sawle. Besonders Georges kleine Schwester Daphne ist von dem gut aussehenden Gentleman eingenommen, und Cecil widmet ihr ein Gedicht. Es wird zum lyrischen Symbol einer ganzen Generation. Nach Cecils Tod im Ersten Weltkrieg ranken sich immer neue Mythen und Geheimnisse um die Person und das Werk des Dichters. Cecils Leser und sogar seine Familie stehen vor einem Rätsel. In den folgenden Jahrzehnten werden nicht nur Daphne und George, sondern vor allem Cecils literarischer Nachlass von Öffentlichkeit, Biografen und Wissenschaft instrumentalisiert, entsprechend der jeweiligen literarischen und kulturellen Mode. Doch dann macht sich ein Literaturfreund daran, Cecils Geheimnis zu lüften, und ein Antiquar macht eine überraschende Entdeckung. Helene Tursten: Im Schutz der Schatten (btb, 368 Seiten, 19,99 Euro). Im düsteren Hafenviertel von Göteborg wird ein Mann mit Benzin übergossen und angezündet. Der Tote war Mitglied einer berüchtigten Bande. Irene Huss ist sich bewusst, dass die Ermittlungen heikel sind: Die Organisation durchsetzt bereits weite Teile des öffentlichen Lebens. Doch wie nah die Kriminalinspektorin den Tätern wirklich kommt, wird ihr erst klar, als im Auto ihres Mannes Krister eine Bombe explodiert und sie ihre Familie in Sicherheit bringen muss. Weiß Krister mehr, als er zugibt? Tanja Langer: Der Tag ist hell, ich schreibe dir (LangenMüller, 408 Seiten, 19,99 Euro). Helen macht gerade Abitur, als sie 1982 dem Bankier Julius Turnseck begegnet. Eine ungewöhnliche Beziehung beginnt. Schreib mir, sagt immer wieder der Bankier. Bis er ermordet wird. Bei einem Attentat, kurz nach dem Mauerfall 1989. Jahre später wird Helen nach ihm gefragt, eine Wunde reißt auf, sie erinnert sich. Wie sie als junge Frau den Bankier kennenlernte, wie leicht und hell alles begann. Wie sie Philosophie studierte und eine Welt voller Intrigen entdeckte, in die er sich einzumischen versuchte. Wie viele Briefe sie ihm schrieb, wie oft sie sich sahen. Wie sie ihre Großmutter im Osten besuchte, während Julius' Bank mit der DDR Kredite aushandelte. Immer tiefer schraubt sich Helen in die Vergangenheit, befragt Zeitzeugen und Stasiakten. Wer war Turnseck? Warum musste er sterben? Michael Nedo (Hg.): Ludwig Wittgenstein. Ein biographisches Album (C. H. Beck, 463 Seiten, 516 Abbildungen). Dieser Band setzt Ludwig Wittgenstein ein Denkmal. Michael Nedo zeigt ihn in Fotos, Faksimiles, Briefen von und über ihn, in Zitaten aus seinen Schriften und in Berichten seiner Familie und seiner Freunde. Wittgenstein ist bis heute weltweit einer der einflussreichsten Philosophen. Sein erstes Werk erschien 1922 in London und begründete die analytische Philosophie. Seine 1953 posthum veröffentlichten Philosophischen Untersuchungen wurden zum Grundlagentext der sprachanalytischen Philosophie. Geboren am 26. April 1889 in Wien, war er aeronautischer Ingenieur, bevor er in Cambridge Philosophie studierte. Nach dem Ersten Weltkrieg trennte er sich von seinem Vermögen und arbeitete als Volksschullehrer in Österreich. 1929 kehrte er nach Cambridge zurück, wurde nach Hitlers Einmarsch in Österreich englischer Staatsbürger und Professor in Cambridge. Er starb 1951. Bernd Stöver: United States of America (C. H. Beck, 763 Seiten, 84 Abb., 19 Karten, 15 Grafiken, 29,95 Euro). Vom Tellerwäscher zum Millionär: Der Mythos vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist bis heute lebendig. Stöver geht den historischen Wurzeln des American Dream nach, aber auch den vielen Widersprüchen in der Geschichte: Sklaverei und Völkermord an den Indianern auf der einen Seite und Philanthropie auf der anderen, globale Massenkultur und subversive Gegenkulturen, Weltoffenheit und Patriotismus. Der Autor führt von der Entstehung der ersten Kolonie 1585 über die Amerikanische Revolution und den blutigen Bürgerkrieg bis hin zum Aufstieg der USA zur atomaren Supermacht im 20. Jahrhundert und zu den aktuellen Kriegen und Krisen. Gerhard Seyfried: Verdammte Deutsche! (Knaus, 416 Seiten, 22,99 Euro). Als der deutsche Marineoffizier Adrian Seiler im Sommer 1911 nach London geschickt wird, um an der Botschaft auszuhelfen, ahnt er nicht, was ihm bevorsteht. Er weiß nicht, dass in England eine hysterische Angst vor deutschen „Schläfern“ und Spionen herrscht. Dass er deshalb von einem englischen Agenten überwacht wird. Dass er sich verlieben wird, ausgerechnet in Vivian, die Tochter des deutschstämmigen Buchhändlers Peterman. Dass er sich zu einem der ersten professionellen Spione umfunktionieren lassen wird und somit Vivian, deren Vater und sich selbst aufs Äußerste gefährdet. Seyfried erzählt die Geschichte vom Krieg mitten im Frieden als Spionageroman vor dem Hintergrund einer englischen Germanophobie.
Haarsträubende Weltreise
Stefan Nink: Donnerstag im Fetten Hecht (Limes, 416 Seiten, 14,99 Euro). Der Donnerstag ist der Höhepunkt in Siebeneisens eintöniger Woche – dann trifft er sich zum Tipp-Kick im Fetten Hecht. Eines Abends kommt sein Kumpel Schatten mit Neuigkeiten in die Stammkneipe: Er hat geerbt. Zumindest fast. Denn die 50 Millionen werden ihm nur ausgezahlt, wenn er seine sieben Miterben auftreibt. Die allerdings sind in alle Welt verstreut. Siebeneisen macht sich auf die Suche, die im australischen Outback beginnt – das ist bloß die erste Station einer haarsträubenden Weltreise. Mechtild Borrmann: Der Geiger (Droemer, 304 Seiten, 19,99 Euro). Der neue Roman der Deutschen-Krimi-Preis-Trägerin 2012: In einer Nacht im Mai 1948 verliert der begnadete Geiger Ilja Grenko seine beiden wertvollsten Schätze: seine Familie und seine Stradivari. Erst dem eigensinnigen Sascha Grenko, Iljas Enkel, wird es viele Jahrzehnte später gelingen, Licht in das grausame Geschehen von damals zu bringen. Doch der Preis dafür ist hoch.