Christopher Thomas, Ira Stehmann: Venedig. Die Unsichtbare (Prestel, 160 Seiten, 30 x28 cm, 80 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 39,95 Euro). Nach seinem Erfolg mit „New York Sleeps” war Christopher Thomas mit seiner Großformatkamera in Venedig unterwegs und hat die schlafende Schönheit der Stadt im Morgengrauen festgehalten. Seine Kamera fängt eine Stadt ein, die völlig aus der Zeit gefallen scheint, einen Ort, der nicht auf dieser Welt zu finden ist. Diese Stimmung, in der die Menschen verschwunden sind und Raum lassen für Bilder jenseits unserer alltäglichen Erfahrung, nehmen die Gedichte von Albert Ostermaier auf, die die Fotografien ergänzen, verstärken und verdichten.
Jennifer Egan: Der größere Teil der Welt (Schöffling, 392 Seiten, 22,95 Euro). Bennie Salazar, ein Musikproduzent mit Visionen, hat Höhen und Tiefen erlebt. Auch seine Assistentin Sasha hat Probleme, von denen er allerdings nichts ahnt. Als Scotty, der Leadgitarrist von Bennies alter Punkband, wieder auftaucht, holt die Vergangenheit beide ein. Jennifer Egan entwirft ein Porträt des kulturellen Umbruchs seit dem Ende der Utopien bis zum digitalen Zeitalter und erzählt in wechselnden Perspektiven von Liebe, Freundschaft und Verlust. Die Story reicht von der Musikszene San Franciscos Ende der Siebziger und dem New York der Neunziger bis zur ökologischen Katastrophe der Zukunft und einem verblüffenden Konzert am Ground Zero. Für ihren Roman erhielt Jennifer Egan den Pulitzer-Preis 2011 und weitere renommierte Auszeichnungen.
Das Handwerk des Teufels
Donald Ray Pollock: Das Handwerk des Teufels (Liebeskind, 304 Seiten, 19,80 Euro). Arvin wächst in den 50er Jahren im heruntergekommenen Niemandsland des Mittleren Westens auf. Dort hat sich der amerikanische Traum in einen fiebrigen Albtraum verwandelt, der bevölkert wird von psychopathischen Verbrechern, korrupten Sheriffs und religiösen Fanatikern. Arvin ringt um einen Ausweg aus dieser Welt. Doch als seine Freundin vom Ortsprediger missbraucht wird und sich daraufhin erhängt, nimmt auch er das Gesetz in die eigene Hand. Zur gleichen Zeit, nur wenige Meilen entfernt, brechen die beiden Serienkiller Carl und Sandy zur Jagd auf. Sie locken arglose Tramper in ihren Wagen, um sie dort auf brutale Art und Weise umzubringen. Irgendwo in der Tiefe des Hinterlandes, in jenem unsichtbaren Grenzgebiet zwischen Zivilisation und archaischer Grausamkeit, kreuzen sie schließlich Arvins Weg.
Bernhard Kegel: Ein tiefer Fall (Mare, 512 Seiten, 19,90 Euro). Als der Kieler Biologieprofessor Hermann Pauli den Campus verlassen will, locken ihn eigentümliche Geräusche in den obersten Stock des Biologiezentrums, ins Reich des Evolutionswissenschaftlers Frank Moebus. Zwischen zappelnden Fischen, Kröten und zahllosen Glasscherben liegt ein Mann, dessen Kopf in einem zerbrochenen Aquarium steckt, eine Scherbe hat sich tief in seine Kehle gebohrt. Wenig später findet die Polizei einen zweiten Toten – auch er Mitglied der Arbeitsgruppe von Moebus. Kriminalhauptkommissarin Anne Detlefsen steht vor einem Rätsel. Geht es um die kostbaren Urzellen, auf die Moebus in der Tiefsee gestoßen ist? Als eine Gruppe prominenter Forscher Moebus in einem offenen Brief vorwirft, ihren Labors trotz mehrfacher Bitten keine Zellen zu überlassen, keimt in Hermann Pauli ein unheimlicher Verdacht.
Patrick Rothfuss: Die Furcht des Weisen 2. Die Königsmörder-Chronik (Klett-Cotta, 523 Seiten, 22,95 Euro). Dies ist der zweite Teil des Nachfolgebands von „Der Name des Windes“. Er wurde so umfangreich, dass man ihn teilen musste in zwei Bände. Kvothe begegnet im Feenreich der betörenden Felurian, die ihn durch ihre märchenhafte Schönheit fast willenlos macht. Nur durch eine List kann er sich aus ihren Armen befreien. Sein Weg führt ihn weiter zu den stillen Kriegern der Adem, von denen er die hohe Kunst des Lethani erlernt und das Schwert Saicere verliehen bekommt. Mit ihm und einem von Felurian gewobenen Schattenmantel tritt er die Reise zurück zum Hof des mächtigen Maer an, doch unterwegs wartet entsetzliches Unheil auf ihn.
Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen (Artemis & Winkler, 884 Seiten, 29,99 Euro). In Millionen von Exemplaren erschienen, in alle Kultursprachen übersetzt, gehört die Sammlung der Kinder- und Hausmärchen zu den meistverbreiteten Büchern der Welt. Im Dezember 1812 veröffentlichten die Brüder Grimm den ersten Band. Zum 200. Jubiläum erscheint eine besonders gestaltete Ausgabe mit 200 Märchen und zehn Kinderlegenden, fast genauso vielen Illustrationen, einem alphabetischen Verzeichnis der Märchen sowie einem Nachwort des Grimm-Experten Heinz Rölleke.
Daniel Blau, Klaus Maasz (Hg.): Fish Hooks Of The Pacific Islands (Hirmer, 376 Seiten, 10 Klapptafeln in Farbe, 138 Farbtafeln, 203 Abbildungen in Farbe, 34 in Schwarz-Weiß, 25 x 30 cm, 150 Euro). Kunst in vielerlei Ausprägung, oft auch in Verbindung mit Alltagsnutzen, spielte in den alten Kulturen des pazifischen Raums eine große Rolle. Eine weitere Facette in der Gesamtbetrachtung fügt nun dieser von den privaten Sammlern Daniel Blau und Klaus Maaz produzierte Band hinzu. Angetreten mit dem Anspruch, eine bereits 1928 erschienene – und vergriffene – Publikation zu erweitern und die Angelhaken ganz neu darzustellen und zu bewerten, haben die Autoren über 600 Angelhaken maßstabsgetreu fotografiert und farbig illustriert. Akribisch recherchierte Texte erläutern die Hintergründe und vermitteln Informationen und Wissen aus mehr als 80 Jahren über die Haken der pazifischen Inseln.
Werner Beck: Auszeit am Baikalsee (Delius Klasing, 208 Seiten, 40 Farbfotos, 4 Karten, 18 Euro). Ist weniger mehr? Mit dieser Frage im Gepäck bricht der Autor in die Wildnis Sibiriens auf. Im Selbstversuch testet er, wie man fern jeder Zivilisation überleben kann. In seinem Reisebericht erzählt von seinem Jahr in einer Jurte, in der er sogar den sibirischen Winter mit Temperaturen von 35 Grad minus übersteht – bis das Eis ihn bei einer Wanderung über den zugefrorenen Baikalsee fast verschlingt. Von den überall lauernden Gefahren berichtet Beck ebenso wie vom Glück der Stille und von der Faszination, die eine noch unberührte Natur auslösen kann. Den Sommer verbringt er noch mit seiner Frau, den Winter aber alleine.
Alasdair Macleod: Entdecker. Auf den Spuren großer Forscher, Abenteurer und Pioniere (Dorling Kindersley, 360 Seiten, über 1000 Fotos, Abbildungen und Karten, 39,95 Euro). Von den frühen Menschen, die Afrika verließen, bis zum ersten Flug ins All – das Verlangen, Unbekanntes zu erforschen, trug entscheidend zum Fortschritt der Menschheit bei. Die Beweggründen reichten von Handelsinteressen über Eroberungsdrang, wissenschaftliche Neugier oder missionarischem Eifer bis zur Sehnsucht nach Abenteuer, Ruhm und Grenzsituationen. In dem reich bebildertem Nachschlagewerk voller spannender Abenteuerreportagen werden über 80 der größten Entdecker, Pioniere, Aben- teurer der Weltgeschichte vorgestellt.
Eine Reise durch das Weltall
Carole Stott, Robert Dinwiddie, David Hughes, Giles Sparrow: Space – Das Weltall (Dorling Kindersley, 360 Seiten, über 1000 Fotos und Illustrationen, 39,95 Euro). Das Buch lädt zu einer Reise durchs Universum ein, von der Erforschung der Planeten unseres Sonnensystems über Milchstraßen und Nachbargalaxien bis zu den am weitest entfernten Punkten, die die Menschheit je entdeckt hat. Dort verschlingen Schwarze Löcher ganze Sonnensysteme, Galaxien kollidieren – Aufnahmen, von Ereignissen, die vor Millionen von Jahren stattfanden und die erst durch das Hubble-Weltraumteleskop möglich wurden. Bilder und Illustrationen, darunter aktuellstes Material der NASA, machen, kombiniert mit fundierten Texten, selbst komplizierte astronomische Phänomene begreifbar.
Sharon Bolton: Dunkle Gebete (Manhattan, 512 Seiten, 14,99 Euro). DC Lacey Flint ist eine junge Londoner Ermittlerin mit undurchsichtiger Vergangenheit und einem morbiden Interesse an Serienkillern. Mit einem echten Mord hatte sie bisher allerdings nie zu tun – bis eine aus zahlreichen Stichwunden blutende Frau an der Tür von Laceys Wagen lehnt und in ihren Armen stirbt. Lacey wird zunächst nur als Zeugin vernommen, doch bald wird klar, dass sie in dem Fall eine besondere Rolle spielt: Ein blutiger Bekennerbrief ist unmissverständlich an sie adressiert. Unversehens findet sich Lacey im Mittelpunkt einer Mordserie, die in einem Zusammenhang mit ihr selbst stehen muss. Doch wie findet man einen Killer, der sich einen nie gefassten Serienmörder zum Vorbild genommen hat?
Erzählungen von Botho Strauß
Verena Carl: Wer reinkommt, ist drin (Eichborn, 320 Seiten, 18 Euro). München in den 90er Jahren. Zwei Frauen (West), ein Mann (Ost). Uli will ihn. Jo bekommt ihn. Uli verzweifelt an den Türstehern der coolen Clubs, Jo an der Unnahbarkeit ihres Vaters. Uli träumt von Eigenheim und semmelblonden Kindern, Jo von journalistischem Starruhm. Doch dann stolpert Uli im Zuge der beginnenden New Economy die Karriereleiter hoch, und Jo wird schwanger. Verkehrte Welt – bis wieder alles ganz anders kommt. Ein Roman über den Start ins Leben, über Frauenfreundschaft und -konkurrenz, über die Zerbrechlichkeit von Lebensplänen und die Chancen des Zufalls.
Botho Strauß: Sie/Er. Erzählungen (Hanser, 320 Seiten, 19,90 Euro). Kein anderer Schriftsteller seiner Generation hat so eindringlich über Herzensbrecher und Heiratsschwindler, über Liebesbetrug und armselige Hochstapler, über Täuschung, Lüge und Schweinerei geschrieben – und natürlich über die Leidenschaft – wie Botho Strauß. Thomas Hürlimann hat aus den vielen Erzählungen die ihm liebsten herausgesucht und neu gemischt. Entstanden ist ein Lesebuch über die Nachtseiten der Liebe zwischen Mann und Frau.