Die abenteuerliche Geschichte der Dürer-Sammlung der Bremer Kunsthalle steht im Mittelpunkt einer Sonderausstellung, die soeben in der Hansestadt eröffnet wurde. Bis zum 13. Mai werden im Kupferstichkabinett des Museums etwa 50 zum Teil erhaltene, zum Teil verschollene, aber in Rekonstruktionen gut dokumentierte Werke des bedeutendsten Künstlers an der Schwelle zwischen Spätmittelalter und Neuzeit gezeigt.
„Bis zum Zweiten Weltkrieg beherbergte die Kunsthalle Bremen eine der bedeutendsten Sammlungen und Wasserfarbenblätter Dürers“, sagte Kuratorin Anne Röver-Kann. In den Kriegswirren des Frühjahrs 1943 wurden die Werke von Dürer (1471-1528) mit anderen Blättern des Kupferstichstichkabinetts in das angeblich sichere Schloss Karnzow in der Mark Brandenburg ausgelagert. Doch im Mai 1945 plünderten und zerstörten sowjetische Soldaten wie Dorfbewohner das Lager. Einige Bilder seien noch in jüngster Zeit teils auf verschlungenen Wegen nach Bremen zurückgekehrt, sagte Röver-Kann. Die Schau rekonstruiere die komplette Sammlung.
Neben zwölf Originalzeichnungen hängen die noch vermissten Werke als Faksimiles und Fotos an Wänden und in Vitrinen. Besonders bemerkenswert ist „Das Frauenbad“, eine Federzeichnung aus dem Jahr 1496, die Experten als Schlüsselwerk der europäischen Kunstgeschichte sehen.
Nach der Plünderung in Schloss Karnzow kam das Bild mehr als fünf Jahrzehnte später über die Sowjetunion, Japan und Aserbaidschan und nach zähen Verhandlungen in der New Yorker Staatsanwaltschaft 2001 nach Bremen zurück. Ähnlich ging es andere Blättern.