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WÜRZBURG
Venske als Opa auf der Greisendeponie
Martina Häring
 |  aktualisiert: 06.04.2014 15:44 Uhr

Seit über 50 Jahren steht Henning Venske auf der Bühne, vor ein paar Tagen erst ist das Kabarett-Urgestein 75 geworden. Passenderweise setzt sich das Programm „Gegensätze“, mit dem er ins Würzburger Bockshorn kam, mit dem Älterwerden auseinander. Als „Opa auf der Greisendeponie“ sieht er sich mit seinem Anzug tragenden, bis aufs Mark unpolitischen Enkel konfrontiert, gespielt von dem 40 Jahre jüngeren Kollegen Kai Magnus Sting.

Einziges Bindeglied zwischen den beiden ist ein alter Sessel, den der Student dem Alten abschwatzen will. Wer hat es dringender nötig, es sich in dem Teil bequem zu machen? Der alte Stänkerer, dem alle Knochen wehtun und der mit dem Aufbegehren dennoch niemals aufhören wird? Oder der persönlichkeitslose Enkel, der im Herzen älter ist als alle seine Urahnen gemeinsam? Das Alter sei eben relativ, resümiert Venske. Denn manche fangen schon sehr früh damit an.

Jimi Hendrix und Helene Fischer

Als 68er lässt der Opa sich gerne bezeichnen, nur den Zusatz „alt“ hört er nicht so gerne. Schließlich hat seine Generation Jimi Hendrix und Janis Joplin hervorgebracht, die seines Enkels nur Bushido und Helene Fischer. Im Altenheim – mit Blick auf den Kinderspielplatz und Tapete aus Laura Ashleys dunkler Phase – sinniert er über Gesellschaft, Politik und das Älterwerden. Das Greisentum, das in all seiner Schmerzhaftigkeit über ihn gekommen ist, erträgt er tapfer. „Grauenvoll“ findet das der Enkel. Der wollte sich eigentlich nicht lange aufhalten, doch ohne Diskussion lässt der Alte den in seinen Augen bourgeoisen, piefig-spießbürgerlichen Nachkommen nicht davonkommen.

Mehr Respektlosigkeit gegenüber Bankern und Politikern fordert er, der zu allem eine klare und in der Regel unbequeme Position hat, von dem Meinungslosen. Der dagegen ist so inhaltsleer, dass es ihn noch nicht einmal juckt, ob er ausspioniert wird: „Ich bin sogar als gläserner Mensch noch total undurchsichtig.“

Mit Blick auf den Friedhof

Nachdem der Sessel schließlich doch den Besitzer gewechselt hat, stattet der Alte dem Jungen einen Gegenbesuch ab. Er findet ihn im Sessel sitzend mit Blick auf den Friedhof, in der Hand die „Apotheken-Umschau“, von der er sich bestens unterhalten fühlt.

Venske und Sting sind schonungslos in ihrem Blick auf die Generationen, die kaum gegensätzlicher sein könnten. Dabei haben sie sich nicht den dankbaren Gags, dem schallenden Gelächter verpflichtet, sondern einzig der Wahrhaftigkeit. Das Ergebnis ist ein eher nachdenklicher Abend in einem gut gefüllten Bockshorn, dessen Wirkung sich beim Zuschauer erst langsam, aber dafür mit Nachdruck entfaltet.

 
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