(dpa/tbr) Sie überlebte den Untergang der „Titanic“. Sie stellte Jack Nicholson nackt im Jacuzzi nach (in „About Schmidt“). Ihrem Co-Star James Caan zertrümmerte sie mit kräftigen Schlägen die Knöchel („Misery“). Kathy Bates hat sich auf der Leinwand vieles geleistet, was andere Kolleginnen nicht wagen würden. Die stattlich-resolute Schauspielerin, die am Freitag, 28. Juni, 65 Jahre alt wird, sorgte für viele unvergessliche Film-Momente.
Als jüngstes von drei Kindern einer Ingenieursfamilie wuchs Bates im US-Staat Tennessee auf, studierte Theaterwissenschaften in Texas und versuchte dann ihr Glück in New York. Nach ersten Erfolgen am Broadway holte der tschechische Regisseur Miloš Forman sie mit Anfang zwanzig für „Taking Off“ in einer kleinen Singrolle vor die Kamera. Mit Dustin Hoffman drehte sie 1978 das düstere Drama „Stunde der Bewährung“. Zwölf Jahre später folgte mit „Dick Tracy“ ihr nächster gemeinsamer Film. Bis dahin war Bates nur Hollywoods Starbesetzung für Nebenrollen. Mit „Misery“ wurde das 1990 schlagartig anders.
Oscar als beste Hauptdarstellerin
In dem Kassenknüller von Regisseur Rob Reiner nach dem Roman „Sie“ von Stephen King läuft Bates zur brutalen Hochform auf. Sie spielt eine psychopathische Krankenschwester, die ihren Lieblingsautor (James Caan) nach einem Autounfall in ihrem abgeschiedenen Haus „verarztet“. Weil der ihre Lieblingsfigur sterben lassen will, flippt sie aus und will ihn zwingen, den Roman umzuschreiben. Damit er nicht fliehen kann, zertrümmert sie ihrem hilflosen Opfer die Knöchel. Zur Belohnung für ihr wahnsinniges Spiel erhielt Bates den Oscar als beste Hauptdarstellerin und den Golden Globe.
In „Grüne Tomaten“ (1991) und dem Stephen-King-Thriller „Dolores“ (1995) spielte Bates weitere Hauptrollen. Doch es war eine kleine Rolle, die Bates 1997 ein Millionenpublikum bescherte, in dem Blockbuster „Titanic“ an der Seite von Kate Winslet und Leonardo DiCaprio. In dem historischen Liebesdrama mimt sie die reiche Frauenrechtlerin Molly Brown, die den Untergang des Luxusdampfers überlebte und danach als „die unsinkbare Molly Brown“ berühmt wurde. Mit Winslet und DiCaprio drehte Bates 2009 einen weiteren Film, das 50er-Jahre-Drama „Zeiten des Aufruhrs“.
Noch zwei Mal wurde Bates für den Oscar nominiert: In der Politsatire „Primary Colors“ („Mit Aller Macht“/1998) glänzte sie als gewiefte Wahlkampfberaterin, in der Tragikomödie „About Schmidt“ als ungenierte Schwiegermutter, die den Vater (Jack Nicholson) der Braut umgarnt. Dazu steigt sie nackt in den Jacuzzi.
Grusel-Mini-Serie
Hollywood steckt ihr gerne schräge Mutterrollen zu. In der Liebesromanze „Zum Ausziehen verführt“ (2006) spielt Matthew McConaughey ihren verwöhnten Sohn. Im Kostümfilm „Chéri“ (2009) vertraut sie ihren Sohn Fred (Rupert Friend) einer Kurtisane (Michelle Pfeiffer) an. 2011 buchte Woody Allen die Charakterdarstellerin für seinen Film „Midnight in Paris“ in der Rolle der US-Schriftstellerin Gertrude Stein.
Im vorigen Jahr legte Bates eine Drehpause ein. Nach einer Brustkrebsdiagnose habe sie eine beidseitige Mastektomie gehabt, teilte die Schauspielerin im September mit. Sie würde ihre Brüste aber nicht so sehr vermissen wie ihre frühere TV-Serie „Harry's Law“, scherzte sie damals auf Twitter. Wenige Monate zuvor war die Anwaltsserie abgesetzt worden.
Ihr nächster Auftritt steht schon an. Im Herbst läuft in den USA die dritte Staffel von „American Horror Story“ an. In der Grusel-Mini-Serie soll sie Co-Star Jessica Lange Angst machen. Für die Zuschauer bestimmt eine helle Freude.