Eva Wagner-Pasquier zieht sich aus der Leitung der Bayreuther Festspiele zurück. „Sie hat uns mitgeteilt, nach 2015 für die Geschäftsleitung nicht mehr zur Verfügung zu stehen“, sagte am Freitag der Verwaltungsratsvorsitzende der Bayreuther Festspiele GmbH, Toni Schmid. Er bestätigte damit einen Bericht der Tageszeitung „Nordbayerischer Kurier“. Die 68-Jährige habe in dem Gespräch über die bevorstehende Umwälzung aber angeboten, als Beraterin weiter für die Festspiele zu arbeiten.
Wagner-Pasquier werde mit Ende ihres Vertrags im nächsten Jahr aus dem operativen Geschäft ausscheiden, so Schmid, Ministerialdirigent im bayerischen Kunstministerium. Er fügte hinzu: „Ich kann diese Entscheidung nur respektieren, möchte sie aber nicht kommentieren.“
Entscheidung schon im März
Mit ihrer Halbschwester Katharina Wagner (35) leitet Wagner-Pasquier die Festspiele seit September 2008. Katharina Wagner sei es „sehr wichtig“, dass ihre Schwester weiterhin bei den Festspielen eingebunden bleibe, betonte Festspielsprecher Peter Emmerich. Sie habe es befürwortet, dass sich die Wagner-Urenkelin zu ihrer weiteren Rolle bei den Bayreuther Festspielen äußere – „um damit dem Wust von Gerüchten Einhalt zu gewähren“. In Insider-Kreisen war bereits seit längerem über einen Rückzug von Wagner-Pasquier spekuliert worden.
Schmid geht von einer Annahme des Beratervertrages aus. Die Gesellschafter seien seiner Einschätzung nach zu einer Zusammenarbeit in dieser reduzierten Form bereit. Als Beraterin könne sich die 68-Jährige verstärkt um die Wagner-Verbände kümmern, meinte der Chef des Festspiel-Verwaltungsrats. Die Entscheidung werde voraussichtlich bereits im März getroffen.
Künstlerische Voraussetzungen
Die Verträge von Katharina Wagner und dem kaufmännischen Geschäftsführer Heinz-Dieter Sense laufen ebenfalls 2015 aus. Während eine Verlängerung mit Katharina Wagner als sicher gilt, ist sich der Verwaltungsrat über den kaufmännischen Leiter offenbar noch uneins: „Verlängert man oder sucht man sich einen neuen, das muss man dann noch sehen“, sagte Schmid.
Die Leitung der Wagner-Festspiele kann aus Sicht des Bayreuther SPD-Landtagsabgeordneten Christoph Rabenstein nicht ohne die Familie Wagner auskommen. „Bayreuth würde sehr viel verlieren, wenn kein Mitglied der Familie mehr in der Leitung wäre“, sagte er am Freitag. „Ich möchte, dass Katharina Wagner weiter in der Festspielleitung bleibt“, betonte Rabenstein. Sie habe die künstlerischen Voraussetzungen dafür.