
Die Faschingszeit warten die Veranstalter des neuen Würzburger Literaturfestivals MainLit noch ab. Doch sofort am Aschermittwoch rascheln die Skripte: Am 26. Februar stellt Thomas Pletzinger "The Great Nowitzki" auf dem Wöllrieder Hof vor, einen Tag später lebt Gregor Gysi seine Autobiografie "Ein Leben ist zu wenig" in der sicher gut gefüllten Johanniskirche aus. Die Eckdaten sprechen für sich: Die Veranstaltungsorte sind beim Publikum unterschiedlich gut eingeführt – das lässt den Autorenaufmarsch noch interessanter erscheinen, als es die vielen großen Namen ohnehin besorgen.
Auch die Wochentage geben sich beredt: Wolf Biermann, einer der größten Namen bei MainLit, kommt mit den Gedichten seines Buchs "Barbara" an einem Freitag. Ist Freitag der neue Samstag, der traditionelle Ausgehtag? Nein, die anderen Freitage sind weniger spektakulär belegt. Und aus den Samstagen selbst ragt allenfalls der 14. März mit Dunja Hayalis "Haymatland" im VCC heraus. Das alles lässt die Ankündigung der Veranstalter, es handle sich um ein Non-Profit-Festival, doch recht plausibel erscheinen.
Bekannte Krimiautoren sind dabei
Am Donnerstag gaben Wolfgang Heyder, Jochen Bähr und einige Partner eine Pressekonferenz über das Programm. Fünf der bekanntesten deutschen Krimiautoren sind dabei, Klaus-Peter Wolf kommt mit Band, Klüpfel und Kobr ohne Kluftinger. Ihr neuestes Werk zählt nicht einmal zum Genre der Heimatkrimis. Dass Hajo Seppelt, der wichtigste Dopingfahnder des Landes in kleinem Rahmen beim Hauptsponsor VR-Bank, spricht, ist dessen eigener Wunsch. Außerdem können seine Leibwächter die Situation in dem Glashaus am Würzburger Marktplatz besser überblicken. Er tritt am 5. März auf, dem Tag, der mit gleich drei öffentlichen Lesungen am stärksten belegt ist (auch mit Bärbel Schäfer und Ulrike Sosnitza).
Überhaupt sprechen wir hier nur von öffentlichen Lesungen. Der Landkreis als Organisationshelfer gewann zwölf Schulen, an denen Gratis-Lesungen stattfinden.
Fast alle Würzburger Autoren sind im Boot
Nachdem zum Schluss noch Mario Basler verpflichtet werden konnte, zieht Wolfgang Heyder einen Vergleich mit den drei Vorgängerveranstaltungen in Bamberg: Man habe "in Würzburg mit Abstand das beste, attraktivste und breiteste Programm", und zwar "in vielen schönen und genau passenden Räumlichkeiten zwischen 200 und 400 Personen". Nur zu den ortsansässigen Autoren habe anfangs eine "distanzierte Situation" bestanden, was aber beigelegt werden konnte: "Alle Würzburger Autoren außer einem sind mit im Boot." Reinhard Lechner, Uni-Mitarbeiter im Fach Erwachsenenbildung, stellte nicht nur wissenschaftlich die These auf: "MainLit ist eine Riesen-Chance, die Vereine der Würzburger Literaturszene zu zeigen." Einen dieser Vereine hat er selbst heuer gegründet. Er heißt LitPro, befasst sich mit Lyrik und bespielt am 15. März das Kunsthaus Michel.
Vorverkauf ist ab Samstag
Die erfolgreiche heimische Autorin Ulrike Sosnitza macht gern mit und fand besonders bemerkenswert, dass "hinter dem Festival keine Literaten stehen. Sonst hätte die Organisation nie so schnell geklappt". Beim Management helfen frühere Beziehungen der umtriebigen Initiatoren und Mitarbeiter ihrer eigenen Unternehmen, die mal auf eine kulturelle Mission geschickt werden. Außerdem kuratiert Thomas Kraft MainLit. Dessen Lebenslauf liest sich wie eine Aufzählung von allem, was man beruflich im Literaturbetrieb machen kann.
Der Vorverkauf beginnt am Samstag u.a. in der Mainpost-Geschäftsstelle und www.main-lit.de.