Es ist dem Philharmonischen Orchester Würzburg und seinem Leiter Enrico Calesso hoch anzurechnen, dass es immer wieder auch mit regional angesiedelten oder verwurzelten Künstlern zusammenarbeitet. Dass man bei der Auswahl von Solisten nicht immer in die Ferne schweifen muss, um dem Publikum eine respektable Leistung zu präsentieren, bewies der gemeinsame Auftritt mit dem jungen Würzburger Cellisten Richard Verna beim zweiten Sinfoniekonzert "Ferne Klänge" in der Musikhochschule.
Antonín Dvoráks Cellokonzert ist bekannt und dient auch bei internationalen Wettbewerben als finaler Prüfstein. Dass der erst 18-jährige Richard Verna sich dieser Herausforderung stellte, ist angesichts seiner bereits erzielten Wettbewerbserfolge und Auszeichnungen schlüssiger Baustein für seine künstlerische Biografie.
Verna nahm den Solopart lyrisch, aber ohne übertriebene Süßlichkeit
Den Boden bereitete Enrico Calesso, indem er mit dem Philharmonischen Orchester das Material des ersten Satzes vorsichtig aufblätterte, entfaltete und ausbreitete. Verna nahm den Solopart sehr lyrisch, ohne übertriebene Süßlichkeit, mit schroffen Umbrüchen und kraftvollen Momenten. Selbst schwierigste Doppelgriff- und Arpeggio-Passagen bereiteten ihm keine Mühe, wenngleich er leicht angespannt wirkte.
Calesso nahm das Orchester immer wieder zurück, während Richard Verna, in engstem Kontakt mit dem Dirigenten, über weite Strecken sensibles, introvertiertes und beherrschtes Spiel zeigte. Bühnenpräsenz und Charisma blitzten im Ansatz durch; wie elektrisierend wirkte Konzertmeister Franz Peter Fischers Dialogeintritt im Finale. Das Publikum, darunter bemerkenswert viele Altersgenossen des Solisten, belohnte Verna mit ausdauerndem und lautstarkem Applaus.
Trotz einiger Längen entwickelte sich opulentes Spielwerk
Josef Suks "Fantastisches Scherzo op. 25" wirkte mit seiner tänzerischen Note duftig und heiter. Calesso spielte mit den grellen Klangeffekten, schön ausgekostet die Streicherkantilenen, weit homogener als vor der Pause die Einsätze des wendig-virtuosen Bläserapparats. Komplex und vielfältig die Motive: Trotz einiger Längen und Themenwiederholungen entwickelte sich opulentes, trunken-sinnliches Spielwerk.
Dvoráks sinfonische Dichtung "Die Mittagshexe" zum Schluss: Enrico Calesso führte straff und mit großem Einsatz, legte das dramatische Geschehen des märchenhaften Programms gut nachvollziehbar bloß und stachelte das Philharmonische Orchester zum gestalterischen Extrem an. Große Begeisterung und Bravorufe.