Enrico Calesso kann auch Trio. Dem Generalmusikdirektor und Dirigenten der Würzburger Philharmoniker scheint es unbändigen Spaß zu machen, ausnahmsweise mal nicht ein ganzes Orchester zu führen, sondern mit seinem Ersten Kapellmeister Franz Peter Fischer und dem renommierten Cellisten Orfeo Mandozzi zu musizieren. Strahlend sitzt er am Flügel, flinke Finger auf den Tasten und immer im Blickkontakt zu seinen Kollegen. Für das Auftaktkonzert der Würzburger Meisterkonzerte der Musikalischen Akademie bringen die drei Musiker interessante Werke im leider längst nicht ausverkauften großen Saal der Hochschule für Musik in Würzburg zu Gehör.
Fein ziseliert und gut aufeinander abgestimmt beginnen sie mit Ludwig van Beethovens Klaviertrio c-Moll. Virtuos das Allegro con brio, liedhaft schlicht die Andante-Variationen, in denen einmal das Klavier dominiert, sich dann wieder als Begleitinstrument für die Streicher präsentiert, die sich gegenseitig zu imitieren scheinen. Gefällig klingen auch Menuett und Finale – vielleicht ein bisschen zu vorsichtig, was möglicherweise einer zu knapp bemessenen Probephase geschuldet ist. Auch Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquintett D-Dur in der Bearbeitung für Klaviertrio von Franz Joseph Fröhlich scheint noch leicht verhalten an manchen Stellen, während das erste kammermusikalische Werk von Johannes Brahms nach der Pause das ganze Können der drei hörbar macht.
Die Haare gekämmt
Dem Wildling habe er zwar keine Perücke aufgesetzt, so Johannes Brahms seinerzeit über sein H-Dur-Trio für Klavier, Violine und Violoncello, aber die Haare ein wenig gekämmt und geordnet. 1854 hatte der Komponist dieses überschwängliche Frühwerk in nur drei Wochen aufgeschrieben und 37 Jahre später, 1889, umgearbeitet.
Das von „Gestrüpp“ befreite Werk kommt locker über die Rampe, befreit und leidenschaftlich dargeboten. Ausgefeilte Dynamik und Musizierfreude lassen aufhorchen und die reiche Inspiration des Werkes genießen. Da singt Franz Peter Fischers Geige, da betört der voluminöse, weiche Ton, den Orfeo Mandozzi aus seinem Instrument zaubert, da gelingt es Enrico Calesso, wunderbar schwärmerisch Fantasiebilder in Köpfe und Herzen der Zuhörer zu zaubern.
Ebenbürtig musiziert das Trio miteinander, keiner spielt sich in den Vordergrund, jeder entlockt seinem Instrument eine breite Palette an Klängen. Die spürbare Begeisterung schwappt von den glutvoll aufspielenden Künstlern über auf das Publikum, das sich noch erfreuen kann an einem Beethoven-Trio als Zugabe.