
Groß und mächtig, klar und kräftig prangt über allen ausgestellten Kunstwerken der fünften Triennale Franken das Motto der Ausstellung: "WAHRHEIT" hat Kurator Jürgen Lenssen an die hintere Wand schreiben lassen. Nicht mittig positioniert, eher am Rand orientiert, denn es gebe keine "absoluten Wahrheitsansprüche". Kein Mensch könne die "Wahrheit" besitzen, entscheidend sei allein "das Streben nach Wahrheit und das Ringen um sie", betonte Lenssen in seiner Eröffnungsansprache.
Mit der Vernissage bescherten Museumsleiterin Andrea Brandl und Julia Weimar den rund 140 registrierten Gästen und den zehn Ausstellenden einen anregenden Abend - musikalisch beseelt von Barbara Hölzers abwechslungsreichen Gitarrenklängen.
Unüberhörbar war Oberbürgermeister Sebastian Remelés Freude, einen "kulturellen Höhepunkt zeitgenössischer Kunst in Franken", nach der staatlich verordneten einjährigen Zwangs-Kunstpause, eröffnen zu dürfen. "Wenn wir uns auf Begegnungen nicht mehr einlassen, verlieren er einen entscheidenden Bestandteil unseres Lebens. Es ist so, als würden wir aufhören zu atmen", zitierte er den Philosophen Martin Buber.

Den Atem konnte es einem kurzfristig verschlagen, beim Eintreten in die Kunsthalle. Das Spektrum der ausgestellten Werke der von 1954 bis 1986 geborenen acht Künstler und zwei Künstlerinnen – auf engem, gut konzeptioniertem Raum – ist breit gefächert und teils opulent.
Über Jürgen Wolfs skurril bestückter Installation eines Piraten-Baumhaus-Schiffes-auf-Skiern mit einem Puppen-Totenkopf-Anker schweift der Blick zu Birgitta Volz‘ von der Decke schwebenden, minimalistischen transparenten Baumrindendruck-Fahnenvliese zum faszinierenden monochromen Seidenkokon-Triptychon von Walter Bausenwein.
Ja-Nein-Schild im Einmachglas
Eine weitere Sichtachse verbindet die imponierenden Skulpturen des Bildhauers Thomas Hildenbrand mit dem "Objekt Trouvé"-Künstler Udo Breitenbach. Sein Indifferenzgenerator, ein kurbelbares Ja-Nein-Schild in einem Einmachglas, ist ein mechanischer "Er-liebt-mich-er- liebt-mich-nicht-Gänseblümchen-Zupfer". Ein in sich geschlossener kurioser Mikrokosmos ist die "Wandinstallation aus 50 Arbeiten im Cluster" von Adrian Wald.
Rainer Nepitas poetisch tanzenden "Pflanzen-Alphabet"-Leinwände beruhigen das Auge. Der elf-teilige Zyklus "South West North East" von C.U. Frank entstand von 2019 bis 2021. "Inspiriert von den weltweiten Umwälzungen im Umgang mit der Wahrheit", so die Künstlerin, die das Geheimnis der dynamischen Schriftzug-Acryl-Werke auf Nessel – die sie wie immer mit der Rückseite nach vorne aufhängte - nur im Gespräch lüftet.

61 gleichgroße Fotografien mit Überzeichnungen, Überblendungen, Collagen bilden das Werk "Vaterhaus 3.0" von Jürgen Hochmuth in einem eigenen Kabinett. Bewegende Annäherungen an den Vater, der dem großen Pool der "verlorenen Väter" angehörte und nie über seine wahren Erlebnisse im Krieg sprach.
Intensiv, abwechslungsreich und witzig
Der Wahrheit und den Fragen der Gegenwart nähern sich die in ihrer Schlichtheit ergreifenden formvollendeten Holzskulpturen von Götz Sambale vor allem im zweiten Ausstellungsraum der Triennale, in der Johanniskirche: Eine Figurengruppe im Boot hält Kurs auf den Hochaltar, zu dessen Füße eine weitere Figurengruppe wartet.
Die Triennale ist intensiv, abwechslungsreich und auch witzig. Gut war die Entscheidung von Jürgen Lenssen, die Zahl der Ausstellenden auf zehn zu reduzieren. Spannend bleibt, wer am Ende die Preise der Fachjury, des Publikums und des Kunstvereins erhält. Die Prämierten werden sich wahrhaftig freuen.
Die Triennale "Wahrheit" in der Großen Halle der Kunsthalle sowie der Johanniskirche in Schweinfurt, ist bis 5. September zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, donnerstags 10 bis 21 Uhr. Das umfangreiche Begleitprogramm mit Führungen, Gottesdiensten, Konzert und Kabarett ist unter www.kunsthalle-schweinfurt.de einsehbar. Anmeldungen sind gemäß aktueller Corona-Auflagen erforderlich.