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BERLIN
Traumen aus dem Koreakrieg
dpa
 |  aktualisiert: 16.03.2014 16:40 Uhr

In Toni Morrisons Romanen stehen normalerweise Frauen im Mittelpunkt. Männer sind oft brutal und unfähig. In ihrem neuesten Roman, „Heimkehr“, entwirft die amerikanische Nobelpreisautorin aber ein differenziertes Männerporträt. Es ist die Geschichte des Veteranen Frank Money, der die Traumen aus dem Koreakrieg mit in seine Heimat nimmt.

Es sind die von der Antikommunismus-Hysterie und dem alltäglichen Rassismus geprägten 50er Jahre. Der schwarze Südstaatler Frank Money war Soldat im Koreakrieg. Unter schrecklichen Umständen verlor er dort zwei Jugendfreunde, die an seiner Seite gekämpft hatten. Auch belastet ihn ein anderes Kriegserlebnis, bei dem er schwere Schuld auf sich geladen hat.

In einer psychiatrischen Klinik

Zurück in den USA hat Frank größte Probleme, sich einzufinden. Er vagabundiert umher, landet in einer psychiatrischen Klinik, flüchtet ohne Geld und ohne Schuhe und erhält schließlich Hilfe von einem großzügigen Geistlichen. Frank fährt mit dem Zug quer durch die USA ins heimatliche Georgia, in das Kaff Lotus, das er eigentlich nie wiedersehen wollte: „Der übelste Ort dieser Welt, übler als jedes Schlachtfeld.“

Doch Frank hat einen alarmierenden Brief erhalten. Seine Schwester Cee soll schwer krank darniederliegen. Sie ist der Mensch, der ihm am meisten bedeutet: „Cee hatte kein Wehwehchen und keine Wunde gehabt, ohne dass er sie getröstet hätte.“ Ihre Jugend war hart. Die aus Texas vertriebenen Eltern mussten Zuflucht im Hause der Großmutter suchen, die ihren ganzen Hass auf die beengende und demütigende Situation an ihrer Enkelin ausließ. Als Frank zum Militär ging, verlor Cee ihren Beistand, prompt fiel sie auf das Gehabe eines Großkotzes herein, der sie bald sitzen ließ.

Rassistische Experimente

Und eine scheinbar verheißungsvolle Anstellung bei einem Gynäkologen wurde zum Albtraum. Er benutzte das schwarze Mädchen als Versuchsobjekt für verbrecherische rassistische Experimente. Nur dank der Heilkunst weiser schwarzer Frauen überlebte sie. In den Ratschlägen, die eine von ihnen Cee mit auf den Weg gibt, zeigt sich die typische Toni Morrison: „Du bist frei. Nichts und niemand ist verpflichtet, dich zu retten, nur du selbst. Irgendwo in dir drin steckt dieser freie Mensch. Finde ihn und lass ihn was Gutes tun in der Welt.“

Die Sicht des allwissenden Erzählers und die Perspektive Franks wechseln ab und vermitteln das überzeugende Bild eines psychisch tief verstörten Mannes, der jedoch seine Menschlichkeit noch nicht verloren hat. Doch insgesamt ist der Literaturnobelpreisträgerin das neue Buch zu knapp geraten. Es bricht ab, wo es spannend wird, und lässt den Leser mit vielen offenen Fragen zurück.

Toni Morrison: Heimkehr (Rowohlt, 160 Seiten, 18,95 Euro)

 
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