
Es sei ein Konzert "von Frauen für Frauen, aber durchaus mit Herren", so beschrieb es die Intendantin des Würzburger Mozartfestes, Evelyn Meining, und nahm gleich vorweg, was im Laufe des Samstagabends im Großen Saal der Hochschule für Musik zu hören war: Kompositionen der Bach-Zeitgenossin Elisabeth Jacquet de la Guerre und Clara Schumanns stachen frisch und jugendlich heraus, umrahmt von Werken von Mozart, Brahms und Bach.
Frauen und ihr Werk sollten bei dem Benefizkonzert im Mittelpunkt stehen, denn früher wie heute haben sie mit besonderen Hürden auf dem Weg zur beruflichen Selbstverwirklichung zu kämpfen. Der ZONTA Club, der sich seit über 100 Jahren weltweit für die Verbesserung der Lebenssituationen von Frauen einsetzt, konnte den jungen Weltklasse-Pianisten Kit Armstrong für ein außergewöhnliches Konzert in Würzburg gewinnen. Der Saal war voll und die Begeisterung der Zuhörerinnen und Zuhörer riesig. Der Erlös des Abends kommt karitativen und sozialen Projekten für Frauen und Mädchen in Not sowie der Förderung begabter und engagierter junger Frauen in Schule und Wissenschaft zugute.
Kit Armstrong, der bereits seit einigen Jahren fest zur Künstlerfamilie Würzburgs gehört, eröffnete mit der Sonate Nr. 12 in F-Dur das Konzert und kreierte einen vorbereitenden Klangteppich in drei Sätzen. Besonders im "Allegro assai" schuf er einen akustischen Übergang zur Suite in d-moll von Jacquet de la Guerre, wie er klarer kaum sein könnte: Die perlenden Klänge der rechten Hand fanden sich wieder in den Trillern und Vorhalten im Prélude der folgenden Suite.
Jacquet de la Guerres Suite war das einzige Stück, das Armstrong mit Noten spielte - ein Tablet ermöglichte ihm, geräuschlos umzublättern. Jacquet de la Guerre war Cembalistin - ihre Musik auf einem Steinway-Flügel zu hören, ein ungewöhnliches Erlebnis. Daher war es umso beeindruckender, wie Armstrong die Rhythmen, besonders der Allemande, der Gigue und des Menuets, als einzelne Bilder zum Leben erweckte.
Tosender Applaus und mehrere Zugaben
Klanglicher Höhepunkt waren Clara Schumanns "Variationen über ein Thema von Robert Schumann". Hier schien Armstrong noch mehr aufzublühen und den Konzertsaal in einen Salon der Romantik, mit viel Leidenschaft, wilden Klängen und extremer Dynamik zu verwandeln. Brahms' folgende drei Intermezzi spielte er so jugendlich-frisch, sängerisch, dass sie wie Lieder klangen - sozusagen Brahms' "Kindertotenlieder".
Doch nicht nur die Komponistinnen und Komponisten, deren Werke Armstrong spielte, waren Wunderkinder, sondern er selbst wurde auch als eines bezeichnet. Die abschließende Fantasie und Fuge in d-moll von Bach wurde all dem, was man sich unter dem Auftritt eines Wunderkindes vorstellt, gerecht: kantig, aber sehr differenziert, ein extrem hohes Tempo und breite Agogik, bis hin zu fast romantischen Passagen begeisterten das Publikum restlos. Tosender Applaus entlockten Armstrong mehrere Zugaben.