Eine rote Chaiselongue, ein abgewetzter Armstuhl, ein frei hängender weiblicher Akt, schwarz-weiß: In dieses schmucklose Sprechzimmer des Psychoanalytikers Salomon hat sich Müller eingeschlichen. Ein harmloser Patient? Ein verwirrter Geist? Ein durchgeknallter Psycho? Die anfängliche Ungewissheit baut im Sommerhäuser Torturmtheater eine sich steigernde Spannung auf und macht „Ein Deal a la Hitchcock“ zu einem fesselnden Psychothriller.
Der vielseitige Autor Bernd Storz hat schon mehrfach Drehbücher fürs Fernsehen geschrieben (unter anderem „Die Fallers“). Mit diesem 60-Minuten-Stück gab er sein Bühnendebüt und hat im voll besetzten Torturm eine in allen Teilen gelungene Uraufführung miterlebt. Christine Neubergers straffe Regie hält den Spannungsbogen permanent hoch. Dem Zuschauer bleibt kaum Zeit zu verschnaufen in diesem tiefgründigen Verwirrspiel. Die überraschenden, oft rätselhaften Wendungen werfen scheinbar unlösbare Fragen auf: Wo endet die Wirklichkeit und wo beginnt Fantasterei?
In Storz‘ perfektem Plot geht’s auch um den perfekten Mord. Er lehnt sich dabei an den Film „Der Fremde im Zug“ an, den Krimimeister Alfred Hitchcock 1951 nach einem Roman von Patricia Highsmith gedreht hat. Grundmotiv: Zwei sich zufällig treffende Männer einigen sich auf einen makabren Deal: „Ich bring‘ deine Frau um und du dafür meinen Vater!“ Zurück in die Psycho-Praxis! Frank Muth als „Buchhändler mit Bildung und Wissen“ gibt anfänglich den hilflosen, verlegenen und nervösen „Klienten“, der 73 Tage nach der ersten Sitzung wieder beim Seelendoktor auftaucht. Er bittet, drängt und zappelt im Netz des Schweigens seines Gegenübers.
Im Laufe des mysteriösen Geschehens befreit sich Muth aus seiner Demutshaltung und wird zu einem fordernden, zupackenden und überraschend hintertriebenen Kenner intimer Geheimnisse des Analytikers und seiner Ehefrau. Die wiederum ist vor einem Monat zu Tode gekommen – Unfall oder Sterbehilfe auf Rügen? War da nicht ein Deal zwischen den beiden Gegenspielern ausgehandelt?
Zunächst schweigt und schmunzelt der Psychoanalytiker Salomon, dem Wolfgang Mondon glatte Eleganz und wissende Überlegenheit verleiht. Seine Fragen und Schlüsse sind professionell knapp und kühl. Doch diese hochnäsige Souveränität bekommt Risse. Mondon wird nachdenklich, grübelt kurz und gerät in Erklärungsnöte, aus denen er sich eloquent oder mit lautstarker Gegenwehr herauswindet.
Die hervorragend funktionierende Technik (Steffen Scholl/Falk Steinle/Mathias Fischer /Michael Furkel) mit den Dialogeinspielungen im dunklen Raum ist neben den überzeugenden Schauspielern Garant für einen packenden Theaterabend.
Auf dem Spielplan bis 21. Dezember. Karten: Tel. (0 93 33) 268.
Von Bernd Storz ist zuletzt der Kriminalroman „Quadratisch käuflich tot“ erschienen.