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SOMMERHAUSEN
Torturmtheater: Die erotische Macht der Analyse
Franziska Rieck und Arthur Galiandin in Eric-Emmanuel Schmitts „Das Liebeselixier“ im Torturmtheater.
Foto: Thomas Obermeier | Franziska Rieck und Arthur Galiandin in Eric-Emmanuel Schmitts „Das Liebeselixier“ im Torturmtheater.
Sabine Dähn-Siegel
Sabine Dähn-Siegel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:50 Uhr

Sie ist nach Montreal gegangen. Louise hat mehrere Tausend Kilometer zwischen sich und ihren einstigen Geliebten Adam gebracht. Eben noch teilten sie in Paris Bett und Tisch, nun versucht jeder, mit der neuen Situation klarzukommen. Doch aus ihrem Denken haben sie einander nicht gestrichen. Zwischen beiden läuft reger E-Mail-Verkehr, ein Diskurs über Liebe, Freundschaft, Sex. Intelligent, provozierend, gegenseitig die Eifersucht weckend diskutieren sie darüber, ob Liebe auf einem chemischen Prozess basiert oder ein spirituelles Wunder ist.

Mit dieser Frage beschäftigt sich „Das Liebeselixier“ von Eric-Emmanuel Schmitt. Der weltweit gelesene und gespielte französische Autor, Jahrgang 1960, erweist sich dabei (wieder einmal) als präziser Beobachter der Launen des Herzens, der dem Geheimnis der Attraktion und Gefühle zwischen seinen Figuren – zwischen Ernst und leiser Komik – nachspürt. Im Torturmtheater Sommerhausen läuft die deutschsprachige Erstaufführung des Zwei-Personen-Stücks besetzt mit Franziska Rieck (Louise) und Arthur Galiandin (Adam) unter der mit viel Fingerspitzengefühl geführten Regie von Eos Schopohl.

Viel passiert nicht. Das in gedeckten Farben gekleidete Paar sitzt meist weit entfernt voneinander am ovalen Tisch auf der schwarz ausgekleideten Spielfläche. Die beiden versuchen, die noch frischen Wunden zu verarbeiten, unter denen vor allem Louise – mit wunderbarer Mimik – dezent leidet. Sie umkreisen sich verbal, provozieren, verletzen, fordern einander heraus.

Adams Angebot einer friedlichen Freundschaft (nach seiner erloschenen Leidenschaft für sie) weist Louise als demütigend zurück. Gleichzeitig vertritt sie die Ansicht, ein Liebeselixier wie das, das einst Tristan und Isolde vereinte, könne Leidenschaft auslösen. Adam – wunderbare Namensgebung für diesen „typisch“ agierenden und argumentierenden Mann – nimmt den Spielball auf. Als Psychotherapeut weiß er schließlich um die „erotische Macht der Analyse“.

Was er nicht weiß und nicht erkennt – der Zuschauer nur vermuten kann und erst am Ende erfährt –, sind Louises (typisch weibliche?) Tricks und Finten. In denen spielt unter anderem das tatsächlich existierende exklusive Parfum „Cuir de russie“ eine nicht zu unterschätzende Rolle . . .

Nach der ausverkauften, 70-minütigen Premieren-Vorstellung ernteten die Akteure auf und hinter der Bühne wohlverdienten Applaus.

Auf dem Spielplan bis 23. Dezember Vorverkauf Tel. (0 93 33) 268.

 
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