„Ich bin frei“, jubiliert der Sänger in den höchsten Tönen. Nur, um im nächsten Moment klarzustellen: „Im freien Fall“. So doppelbödig wie sein vielleicht größter Hit „Free Fallin‘“ sind viele Songs von Tom Petty. In der Nacht auf Dienstag ist der amerikanische Sänger und Songschreiber im Alter von 66 Jahren gestorben. In seinem Haus in Malibu erlitt er einen Herzstillstand; im Krankenhaus in Los Angeles habe man ihm nicht mehr helfen können, teilte sein Manager mit.
Die Sixties modernisiert
Petty stammt aus Gainesville in Florida, wo die Alligatoren in den Sümpfen lauern. Erfolgreich wurde er erst, als er Mitte der 70er nach Kalifornien ging. Dort wollte er mit seiner Band Mudcrutch den Durchbruch schaffen, doch die Plattenfirmen waren nur an Petty, dem hageren Songschreiber mit den strähnigen blonden Haaren und der nasalen Stimme interessiert. Also unterschrieb er einen Vertrag als Solokünstler und holte seine Mudcrutch-Kumpels, Pianist Benmont Tench und Gitarrist Mike Campbell, in seine Begleitband.
Tom Petty & The Heartbreakers verbanden Sixties-Flair, den Harmoniegesang und die Rickenbacker-Gitarren der Byrds mit Wucht, Attitüde und Rock ?n? Roll. So wie Tom Pettys beste Songs die sonnige Oberfläche Kaliforniens mit aus dem Süden stammendem unterschwelligem Brodeln verbinden – Missmut, Gefahr lauern darin wie Alligatoren.
„I Won?t Back Down“ – ich werde nicht zurückstecken, sang Petty. Das stimmte. Er überwarf sich mit seiner Plattenfirma über Verkaufspreise, er blieb auf den Beinen, als sein Haus abbrannte, als er geschieden wurde.
Diese Standhaftigkeit und seine großen, nicht immer einfach zu deutenden Songs machten Eindruck. Bob Dylan, Übervater aller amerikanischen Songschreiber, engagierte Tom Petty & The Heartbreakers in den später 80ern als Begleitband. Selten klang Dylan besser.
1988 begegneten sich die beiden wieder in den Traveling Wilburys, der Mutter aller Supergruppen. George Harrison, Roy Orbison und Jeff Lynne vervollständigten das Quintett. Später begleiteten Petty und Co. den großen Johnny Cash auf einem seiner letzten Alben. Petty, Tench, Campbell und wechselnde Mitmusiker spielten Rock so selbstverständlich lässig wie Folk, Country und Blues.
40 Jahre Karriere
Im Videozeitalter wurde Petty zum Star, vielleicht als einer der wenigen Rockstars nicht zum Sexsymbol. Statt als kernigen, schwitzenden Rocker präsentierte sich Petty lieber skurril, mit Zylinder, Glupschaugen und entspannender Zigarette. In diesem Jahr hat er mit einer großen Tournee sein 40-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. Weitere Konzerte waren für nächsten Monat geplant. Das Herz des Heartbreakers machte nicht mit.