
Fliegenschiss und Olchifurz! Auf der Freilichtbühne herrscht das blanke Müllchaos. Ein unaufgeräumtes Kinderzimmer ist dagegen ein Hort von Sauberkeit und Ordnung. So soll es aber auch sein beim Sommerspektakel der Maßbacher für die lieben Kleinen.
Die werden in Erhard Dietls Theaterstück „Hilfe, die Olchis kommen!“ , inszeniert von Stella Seefried, plötzlich mucksmäuschenstill, wenn die ersten Gestalten auf den zugemüllten Bühnenbrettern erscheinen und – kaum zu glauben! - eine Decke auf den Boden legen, um zu picknicken, zu musizieren und die Schönheit des Mülls zu bewundern (Bühne: Anita Rask-Nielsen, Kostüme: Daniela Zepper). Nein, das sind noch nicht die allseits beliebten Olchis. Deren Schöpfer hat inzwischen um die 30 Geschichten über die kleinen grünen Wesen geschrieben und illustriert, die mit den großen Nasen im Gesicht und den drei Hörhörner auf dem Kopf. Von der Großfamilie werden wir nur Mama, Papa und Kind sehen (Elisabeth Küchle, Georg Schmiechen und Erika Mosonyi).
Olchis als Müllschlucker
Die drei Olchis kommen gerade richtig zu einem der großen Umweltthemen unserer Zeit, der Verschmutzung der Ozeane mit Plastikmüll aus aller Herren Länder. Schließlich lebt die Olchifamilie seit Jahr und Tag in einer Höhle auf der Müllkippe von Schmuddelfing. Und diese Schlammbader ernähren sich von nichts Geringerem als alten Fahrradreifen, abgelatschten Schuhsohlen, rostigen Schrauben, verdorbenen Lebensmitteln, Stinkerbrühe und Fahrradöl. Dass der Bürgermeister da irgendwann mal auf die Idee kommt, die Olchis als Müllschlucker einzusetzen, um dem Chaos den Garaus zu machen – wer kann es ihm verdenken, ihm und seiner werten Elfriede (Benjamin Jorns und Silvia Steger als Marianne-und-Michael-Verschnitt).
Ganz ohne moralisch wertvolle Quer- und Längsverweise geht Kindertheater allerdings eher selten, selbst wenn die Logik vom Autor und vom Inszenierungsteam nicht zu Ende gedacht ist. Auch die Olchis nützen Verdauungsorgane. So viele Katalysatoren können sie gar nicht eingebaut haben, dass das, was unten rauskommt, weniger giftig ist als das, was sie sich oben reinstecken. Die Frage hat jedoch bei derlei Sommerspektakeln ebensowenig Relevanz wie im Weltbild des Bürgermeisters. Hauptsache, der Müll ist von der Straße weg.
Entzückte Kinderherzen
Hier geht’s um Spiel und Spaß, um pfiffige Einfälle und fantastische Verwandlungen. Davon gibt es in Maßbach umso mehr, je mehr die fünf Schauspieler ihren Rhythmus finden. Dann macht ihnen das Tohuwabohu sichtlich Spaß. Dann werfen sie sich in den verschiedensten Rollen die Bälle zu, singen, tanzen, tröten und musizieren, sie furzen, sondern eklige Wörter ab und treiben ihren Schabernack. Olchimama und Olchikind klettern sogar über die Zuschauerreihen. Die Kinderchen sind entzückt. Das kennen und das lieben sie (Jungpubertieren ab 11, 12 sollte man das Stück allerdings nicht mehr zumuten). So vergehen 50 Spielminuten wie im Fluge.
Zwei, drei Vorhänge gibt es am Ende noch. Schade nur, dass sich das Chaosquintett bei der Premiere nicht zur Gesangszugabe erweichen ließ. „Fliegenschiss und Olchifurz – das Leben ist doch viel zu kurz!“ Man möchte ergänzen: „... um an diesem warmen Sommermorgen noch einmal in die Schule gehen zu müssen.“ Erst ab 11.30 Uhr ist hitzefrei.
Vorstellungen auf der Freilichtbühne bis 30. Juli. Infotelefon: 09735-235. www.theater-maßbach.de