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HAMBURG
Tod eines umtriebigen Kulturkritikers
Hellmuth Karasek       -  Hellmuth Karasek
Foto: dpa | Hellmuth Karasek
dpa
 |  aktualisiert: 07.01.2016 14:51 Uhr

Jahrelang diskutierte Hellmuth Karasek mit Marcel Reich-Ranicki und weiteren Kritikern in der ZDF-Sendung „Das literarische Quartett“ über neue Bücher. Der Autor, der am Dienstag, 29. September, im Alter von 81 Jahren in Hamburg gestorben ist, wurde mit seinen wortgewandten Auftritten in dem TV-Format einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die Neuauflage des TV-Klassikers kann er nicht mehr miterleben: Die startet das ZDF an diesem Freitag (2. Oktober) – fast 14 Jahre nach der bislang letzten Sendung.

Karasek war Autor, Kritiker, Moderator und Journalist. Und er liebte das Publikum. Selbst nachdem das „Quartett“ (1988-2001) nach 77 Folgen und 375 besprochenen Büchern eingestellt wurde, tauchte der umtriebige Kulturkritiker immer wieder auf dem Bildschirm auf, was ihm bisweilen Kritik einbrachte. „Ich kann an solchen Fernsehauftritten nichts Ehrenrühriges finden“, lautete sein Kommentar dazu. „Das Fernsehen hat mein Leben am meisten verändert.“

Daniel Doppler als Pseudonym

Als Journalist schrieb er für diverse Zeitungen, er war Theaterkritiker bei der Wochenzeitung „Die Zeit“ und Kulturressortchef beim „Spiegel“. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und verfasste unter dem Pseudonym Daniel Doppler Theaterstücke. Dabei war das Schreiben für ihn harte Arbeit, wie er zu seinem 75. Geburtstag mal erzählte.

Sein Romandebüt gab er 1998 mit „Das Magazin“ – über das intrigante Innenleben eines Hamburger Nachrichtenmagazins. Meist wurde das Buch verrissen, aber vereinzelt auch trotz Übertreibungen als wahre Schilderung anerkannt. Zwei Jahre zuvor hatte es zwischen ihm und dem „Spiegel“ das Aus gegeben. Seine Umtriebigkeit hatte bei seinem Arbeitgeber für Argwohn gesorgt. Über einen abgelehnten Artikel zu Helmut Dietls Film „Rossini“ kam es 1996 zum Bruch.

Geboren wurde Karasek 1934 als eines von fünf Kindern im mährischen Brünn. Ende des Zweiten Weltkrieges floh die Familie vor der Roten Armee nach Bernburg/Saale in Sachsen-Anhalt. Nach dem Abitur übersiedelte Karasek 1952 aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik und studierte in Tübingen Germanistik, Geschichte und Anglistik. „Ich habe in zwei Diktaturen gelebt. Die erste habe ich gemocht und erst später gemerkt, dass das ein Schweineregime war. Die zweite habe ich von Anfang an gehasst.

Kindheit im Zweiten Weltkrieg

Ihn habe seine Kindheit im Zweiten Weltkrieg am meisten geprägt, erzählte er. „Durch den Krieg hat man gelernt, dass kein Stein auf dem anderen steht, nichts Bestand hat und man immer misstrauisch bleibt.“ Der Schliff und Drill, der ihm als Junge in der Hitlerjugend und in einer Nazi-Eliteschule vermittelt worden sei, habe bei ihm weniger nachhaltig gewirkt.

Seine künstlerischen Gene gab Karasek, vierfacher Vater und in zweiter Ehe mit der Kulturredakteurin Armgard Seegers verheiratet, an seine Kinder weiter: Sohn Daniel aus erster Ehe ist Intendant am Theater in Kiel, Tochter Laura hat ihren ersten Roman („Verspielte Jahre“) veröffentlicht. „Sie wollte einen künstlerischen Beruf ergreifen, aber ich habe zu ihr gesagt: Lerne was Anständiges – und da hat sie Jura studiert.“ Als sie ihm die ersten 100 Seiten ihres Romans vorgelegt habe, war er jedoch überzeugt: „Das musst Du unbedingt weitermachen!“

 
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