Die meisten Hallen in Unterfranken dürften mit Narren gefüllt sein an diesem Samstagabend. Ob Prunksitzung oder Party - Helau wird ganz bestimmt gerufen. In der Geiselwinder Music Hall garantiert kein einziges Mal, hier ist keiner verkleidet, oder irgendwie alle: als schwarze Engel. Die Thrash Alliance Tour macht Station und mit ihr Destruction, Legion of the Damned, Suicide Angels und Final Breath. Vier Bands, viermal klassisch schneller Achtziger-Metal, mal brachialer, mal melodischer, aber immer volle Dröhnung. Da fliegen die Matten bei den 800 Fans: Headbangen statt Helau.
O.k., miterlebt haben besagte 80er-Jahre musikalisch aktiv nur Marcel "Schmier" Schirmer und Michael Sifringer von Destruction. Seit 1982 rumpeln die beiden mit der badischen Thrash-Metal-Legende durch die Szene. In der aktuellen Formation klingt dabei vieles wie früher: roh, aggressiv, authentisch, gerade weil gelegentlich ein Ton nicht ganz da sitzt, wo er es soll. Bands wie Destruction standen nie für Perfektion, wie überhaupt dieses Subgenre neben Tempo vom Spaß lebt. Ein simpler Rhythmus geht einfach geschmeidiger in den Nacken. Vertrackte Soli oder Wechsel braucht's im Thrash nicht. Und so räumen Destruction in altbewährter "Schmier"-Schule ab.
Mainfranken-Kapelle mit ordentlich Bumms
An Band-Alter halbwegs mithalten kann da nur Final Breath, die als quasi Lokalhelden eröffnen. 1993 gab's die ersten Töne von den Lohrern, immer noch dabei ist nur Drummer Heiko Krumpholz. Inzwischen ist's eher eine gesamt-mainfränkische Kapelle, mit Patrick Gajda von der Haßfurter Flesh Trading Company am Mikro. Die Herrschaften scheren ein bisschen aus dem abendlichen Quartett aus, da ist auch ne Menge Death Metal dabei. Und auch ein bisschen mehr Bumms dahinter, als bei den den Headlinern.
Ein solcher werden die Suicidal Angels vermutlich höchstens mal auf einem Underground-Festival sein. Dabei sind die Griechen gar nicht mal so schlecht, werden fast am intensivsten abgefeiert. Nur fehlt es ihnen leider an jeglicher Individualität: Ihre Auftritte sind meistens handwerklich einwandfrei, doch wirken sie stets wie das Best-of-Thrash-Set einer Beatabend-Band - von allem ein bisschen, aber keine eigene Handschrift. Oder mit einem Wort: austauschbar.
Die Legion vertreibt die letzten Faschings-Gedanken
Ganz im Gegensatz zu Legion of the Damned. Auch die Niederländer wandeln ganz gern auf dem schmalen Grat zwischen Thrash und Death, haben dabei aber ihren ureigenen Sound entwickelt. So grimmig wie Sänger Maurice Swinkels ausscheut, so blafft er sich auch durch das harsche Material. Da schwingt immer ein Stück Bedrohlichkeit mit. Und doch feuert auch die Legion immer noch ein dickes Brett klassischen Thrash mit raus. Und sollte irgendwer im Saal plötzlich doch noch in Faschingslaune gekommen sein, spätestens jetzt ist sie wieder dahin. Helau? Nein, ganz sicher nicht.