„Den Spiegel vorhalten und das Bewusstsein schärfen“, das ist der Anspruch des Schweinfurter Theaterchefs Christian Kreppel an sich und sein Programm für die neue Saison 2017/18. Unter das Motto „Fünf vor zwölf“ hat Kreppel die 51. Spielzeit des Theaters und seine zwölfte gestellt. Damit meint er nicht nur die geplante und auch notwendige Sanierung der noch aus dem Baujahr 1966 stammenden Bühnentechnik, die die kommende Spielzeit gleichwohl noch nicht beeinflussen wird. Sondern grundsätzliche Entwicklungen der Gesellschaft wie der wachsende Rechtspopulismus. Sich diesen Trends entgegenzustellen, ist für Theatermacher nicht leicht. Sie versuchen es mit ihren Mitteln, indem sie mit den ausgewählten Stücken die Zuschauer zum Reflektieren anregen.
In der Schauspielmiete für die neue Saison kann man diesen Versuch Kreppels, politische und gesellschaftliche Entwicklungen kritisch zu spiegeln und zu hinterfragen, gut beobachten. Da wären „Requiem für einen Spion“ am 11. und 12. Oktober von George Tabori in einer Inszenierung des Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, „My Sister Syria“ des TNT Theater London (8./9. November) oder „Die Netzwelt“ (7.
/8. Februar 2018) der Hamburger Kammerspiele. Gerade „My Sister Syria“ sieht Kreppel als Signaturstück, in dem große Themen unserer Zeit wie der Islam, der Bürgerkrieg in Syrien und die Flüchtlingswelle thematisiert werden.
165 Vorstellungen gibt es 2017/18. Die Saison eröffnet das Theater in der Josefstadt Wien am 27. September mit der Billie-Holiday-Hommage „Blue Moon“. Das Grundgerüst mit den verschiedenen Abonnements wird beibehalten, zwei Konzertmieten mit neun und sechs Konzerten, fünf Foyerkonzerten sowie Sonderkonzerte als Ergänzung der Abo-Reihen sind im Angebot.
In der Schauspielmiete gibt es neun Werke, in der gemischten Miete zehn, im dritten Programm neun und für die Seniorenmieten vier Werke. Das beliebte Tanz-Abo bietet wieder sechs Aufführungen, die seit 71 Jahren in Schweinfurt spielenden Bamberger Symphoniker sind ebenfalls fester Bestandteil des Spielplans. Zum 27. Mal finden in der kommenden Saison auch die Puppen-Spieltage statt, vom 24. bis 28. Oktober.
Bekannte Schauspieler
Ein Hauch Fernseh-Welt zieht ebenfalls durchs Theater. Das Münchner „Tatort“-Duo Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec kommt mit Charles Dickens „Weihnachtsgeschichte“ (21./22. Dezember), Christian Kohlund tritt in „Die Netzwelt“ auf. Die Altonaer Bühnenfassung der „Känguru-Chroniken“ (14. November) von Marc-Uwe Kling ist vor allem für Freunde hintergründigen Humors sehenswert.
Opern-Freunde kommen nicht nur mit Verdis „La Forza del Destino“ an vier Abenden vom 24. bis 28. April 2018 auf ihre Kosten, die Kammeroper München spielt „Der Barbier von Sevilla“ (20. November), die Tschechische Oper Prag führt Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ (17. bis 20. Oktober) auf und das Anhaltische Theater Dessau gastiert mit einer festlichen Opern-Gala am 12. Juni, bei der unter anderem Yordanka Derilova singen wird.
Mythos Farinelli
Für den bekennenden Opern-Freund Christian Kreppel ist das selten gezeigte „Farinelli – Divo Assoluto“ über den Mythos Farinelli von der Kammeroper München ein besonderes Schmankerl. Es wird vier Mal zwischen dem 18. und 22. Februar 2018 gezeigt. Zum Abschluss der Saison am 24. Juni 2018 ist das Theater Hof mit dem Musical „Sweet Charity“ von Cy Coleman zu Gast.
Freunden klassischer Musik wird Hochkarätiges geboten. Die Bamberger Symphoniker spielen mit ihrem neuen Star-Dirigenten Jakob Hrùša am 10. Mai 2018 Brahms und Dvoøák, unter dem Motto „Peng Peng Peng – fatalyrische Momente“ gastiert Nora Gomringer am 6. Februar 2018 mit einem Foyer-Konzert.
Der Abo-Verkauf beginnt ab 24. Juni. Informationen unter Tel. (0 97 21) 51 49 55. Im Internet: www.theater-schweinfurt.de