Feuerfontänen, harter Metal und heiße Kostüme – nein, wenn Subway to Sally zur Eisheiligen Nacht bitten, ist's weder eisig noch heilig. Und in diesem Jahr schon gar nicht. Es ist ein teuflicher Tanz und 1200 Fans in der Würzburger Posthalle gehen so richtig ab.
Nun ist Eric Fish, der Hecht heißt, keine zartbesaitete Natur, röhrt selbst derb durch den Mittelalter-Metal von Subway to Sally, die seit Jahren ums Weihnachtsfest mit Kollegen auf Tour gehen. Doch 2016 hat sich der Sänger einen ganz besonderen Wunsch auf den Zettel gekritzelt – und erfüllt: die Schweizer Pagan-Metaller Eluveitie. Die Jungs und Mädels um Christian „Chrigel“ Glanzmann mixen helvetische Folklore mit irischer, donnern massig Death-Metal-Gedöns mit rein und sind ganz sicher das härteste, was die Eisheiligen Nächte bis dato gesehen haben – obwohl sie sich gegenüber ihren normalen Konzerten noch merklich zurückhalten.
Kurzweiliges Best of
Dass Herr Hecht die keltisch inspirierten Eidgenossen falsch ausgesprochen ankündigt, sei ihm verziehen: Das „u“ in Eluveitie sprechen viele aus, auch wenn's eigentlich verschluckt, sowie das „ei“ zum „ey“ wird. Viel wichtiger: Der Auftritt macht den Siebener, ergänzt noch um die nicht nur bei „Call of the Mountains“ überzeugende Gastsängerin Laura Fella, zum heimlichen Headliner des Abends. Die Synthese aus Gitarren, Flöten und „Chrigels“ gutturalem Gesang packt. Und „Inis Mona“ ist ein grandioses Finale.
Da müssen Subway to Sally aufpassen, nicht die zweite Geige zu spielen. Zumal an diesem Streichinstrument nicht mehr Kultfigur „Frau Schmitt“ hantiert. Doch: Ally Storch, die sich zwischen „Tanz auf dem Vulkan“ und „Für immer“ vorstellen darf, ist eine würdige Nachfolgerin. Und auch wenn die sieben Brandenburger schon mal spielfreudiger waren, ihre Show noch spektakulärer – sie kriegen die Kurve zum kurzweiligen Best-of-Set. Es fehlt nichts: „Henkersbraut“, „Kleid aus Rosen“, „Falscher Heiland“ – Hit jagt Hit.
„Eisblumen“ lassen die fantasievoll kostümierte Gothic-Fraktion träumen. Doch es geht auch anders: lauter Knall, „Böses Erwachen“, maximale Düsternis. Bei der „Armen Ellen Schmidt“ animiert Fish („weil man einfach mit muss“) die Menge zum Hüpfen – das hat sie auch schon mal freiwillig gemacht. Der „Veitstanz“ rundet das reguläre Programm ab, beim „Seemannslied“ wird's dann voll auf der Bühne: Musiker der anderen Bands mischen mit. Und ohne „Julia und die Räuber“ darf sowieso keiner nach Hause.
Weiß getünchte Gesichter
Dass von dort schon eine beachtliche Zahl Schwarzkittel sehr zeitig Richtung Posthalle aufgebrochen ist, lag vielleicht auch am Freibeuter-Folk von Vroudenspil, ganz sicher aber an Lord of the Lost. Die Düster-Rocker aus der Hansestadt Hamburg haben sich auf großen Festivals einen Namen gemacht, stehen für beeindruckende Bühnenpräsenz.
Musikalisch ist das irgendwo zwischen Marilyn Manson, Rammstein und einem Hauch Depeche Mode positionierte Tun überschaubar, und die weiß getünchten Gesichter sind auch nicht sonderlich innovativ – aber Sänger Chris Harms ist wohl das, was Casting-Experten im Fernsehen eine „Rampensau“ nennen. Im Endzeit-Outfit hetzt er über die Bühne, steht plötzlich ganz vorn bei den Fans und überrascht mit einem sehr interessanten Finale: „La Bomba“, einem Samba-Synthi-Metal-Mix, der im „echten“ Mittelalter vermutlich jeden Inquisitor nervös gemacht hätte.