
Tatsächlich ist in der Hauptstadt die Chance, einem „Tatort“-Kommissar über den Weg zu laufen, mit Abstand am größten. So sucht die mit ihrer Lebensgefährtin in Berlin lebende Ulrike Folkerts, die in den „Tatort“-Krimis aus dem pfälzischen Ludwigshafen die sportliche Kommissarin Lena Odenthal spielt, gerne mal in den Boutiquen rund um den Rosenthaler Platz nach Klamotten oder joggt zügig durch den Tiergarten.
Sportlich mag es auch der ebenfalls in Berlin lebende Oliver Mommsen (Kommissar Stedefreund aus Bremen), der auf dem Fahrrad durch die Hauptstadt düst oder schon beim Kitesurfen auf dem Gelände des stillgelegten Flughafens Tempelhof gesichtet wurde. Sein Kollege Jan Josef Liefers, der in den Münsteraner „Tatorten“ den schrulligen Gerichtsmediziner Boerne spielt und der mit Frau Anna Loos und den beiden Töchtern im Bezirk Steglitz-Zehlendorf wohnt, stöbert gerne im Kulturkaufhaus Dussmann in der Friedrichstraße nach Büchern und CDs, schlendert am Wochenende über den Flohmarkt an der Straße des 17. Juni, spachtelt Eisbein in der Kneipe „Zur letzten Instanz“ im Gerichtsviertel oder schaut sich im Kreuzberger Programmkino „Sputnik“ außergewöhnliche Filme an.
Der ebenfalls in Berlin lebende Dietmar Bär, den Zuschauern als Freddy Schenk aus den Kölner „Tatorten“ bekannt, braust schon mal in seinem schicken Mercedes-Oldtimer über den Kurfürstendamm oder trifft sich mit seinem Krimipartner, dem Wahlberliner Klaus J. Behrendt (Kommissar Ballauf), am Potsdamer Platz zum Essen. „Es hat schon zufällige Treffen gegeben, da standen dann vier TV-Kommissare an der Bar“, sagte Bär, der aus Dortmund stammt und wie viele seiner Kollegen vor Jahren in die Hauptstadt gezogen ist.
Eine Stadt zum Abtauchen
Zu den „Tatort“-Kommissaren, die ebenfalls in Berlin leben, zählen auch Eva Mattes (Klara Blum, Konstanz), Simone Thomalla und der zum Ensemble der Volksbühne gehörende Martin Wuttke (das Leipziger Gespann Saalfeld und Keppler), Axel Prahl (Frank Thiel, Münster) sowie Andreas Hoppe (Mario Kopper, Ludwigshafen) und Boris Aljinovic (Felix Stark, Berlin) – bei Letzteren handelt es sich sogar um gebürtige Berliner. Dietmar Bär schätzt an Berlin, dass dort viele Kollegen aus der Fernsehbranche leben, vor allem aber auch, dass „die Stadt groß genug ist, um einfach abzutauchen.“
Tatsächlich dreht sich in der Hauptstadt kaum jemand nach einem Promi um, nervige Belästigungen sind eher selten. „Erkannt zu werden ist in Berlin nicht so schlimm“, verriet Wahlberlinerin Ulrike Folkerts. In Kleinstädten werde sie oft angesprochen oder mit dem Handy fotografiert.
In der Hauptstadt realisieren manchmal selbst Leute aus dem allernächsten Umfeld nicht, mit wem sie es zu tun haben, wenn sie einem „Tatort“-Kommissar gegenüberstehen. Liefers berichtete von einem Zuschauer aus seiner Berliner Nachbarschaft, der ihm nach seinem Debüt als Münsteraner Gerichtsmediziner Boerne begeistert vom neuen „Tatort“-Team erzählte – und nicht merkte, dass einer der Hauptdarsteller vor ihm stand.