
Seit über 130 Jahren schlägt Peter Tschaikowskys „Schwanensee“ das Publikum in Bann: Fünf ausverkaufte und umjubelte Vorstellungen gibt die Ukrainische Staatsoper Kiew im Schweinfurter Theater. Die Magie dieses Ballett-Klassikers erfasst immer wieder auch junge Tänzerinnen, Tänzer und Choreografen, lässt den Traum einer großen Karriere entstehen – und platzen, wie im Spielfilm „Black Swan“.
Zum Start ihrer Frühjahrstournee sind die Ukrainer mit 45 Tänzerinnen und Tänzern sowie 55 Musikern angereist. Schon das erste Bild verspricht einen opulenten Abend: Das Corps de ballet stellt sich als königliche Hofgesellschaft in Samt und Seide vor, dazu lässt das Orchester unter Mykola Djadjura Tschaikowskys brillante Musik aufs Schönste erblühen. Prinz Siegfried (Jan Vana) springt zwar zum Entrée einige Grand Jetés, doch sonst verfolgt er eher gelangweilt die Tänze zu Ehren seines 21. Geburtstages. „Geh'n wir zur Schwanenjagd“, beschließt er.
Die Inszenierung wird hauptsächlich von der Choreografie Marius Petipas und Lew Iwanows aus dem Jahre 1895 bestimmt. Die begeistert zwar noch heute mit großartigen Bildern und Bewegungsabläufen, doch die wirken manchmal etwas stereotyp, fast wie eine riesige Spieluhr. Doch das tänzerische Können der Solisten, die Schönheit und Harmonie der großen Ensembleszenen (Tanz der weißen Schwäne) lassen solche Überlegungen verblassen.
Die Pas de deux Siegfried/Odette und Siegfried/Odile sind großartige Höhepunkte. Katarina Kosaschenko meistert die Doppelrolle des weißen und schwarzen Schwans mit Bravour. Ist sie als Odette eher scheu und introvertiert, gestaltet sie die Odile als selbstbewusste Verführerin. Sie zeigt mit Jan Vana auch in beider Soli mit Variationen Tanzkunst voll Gestaltungs- und Ausdruckskraft. Im dritten Akt glänzt die Primaballerina mit den berühmten 32 Fouettés – geschlagenen, auf der Stelle gedrehten Pirouetten.
Der Einzug der Königin wird zum prächtigen Tableau, die Volkstänze aus Spanien, Italien, Ungarn und Polen sind ein Saltarello der Lebensfreude. Die kann auch der allgegenwärtige schwarze Zauberer Rothbart (sehr gut Dmitro Tschebotar) nicht schmälern.