Mikhail Baryshnikov galt längst als einer der besten Balletttänzer der Geschichte – aber weltbekannt machte ihn erst ein Date mit Carrie. Als romantischer Künstler Alexandr Petrovsky in der US-TV-Serie „Sex and the City“ spielte Baryshnikov für Carrie (Sarah Jessica Parker) Klavier, las Gedichte vor, tanzte mit ihr auf der Straße und verzauberte Millionen von Zuschauerinnen. „Meine ernsten Freunde haben mich alle gefragt, warum ich das bloß mache. Aber es war einfach eine sehr ausgefallene Herausforderung.“ Schon längst dreht sich im Leben des Tänzers, der an diesem Montag, 28. Januar, 65 Jahre alt wird, nicht mehr alles nur um die große Ballett-Bühne.
Baryshnikov sammelt Kunst, vor allem russische, und stellt sie aus. Er ist Miteigentümer eines russischen Restaurants in New York, er fotografiert, choreografiert und betreibt seit 2005 das „Baryshnikov Arts Center“ im Stadtteil Hell's Kitchen, wo junge Künstler üben und auftreten können. „Die wirtschaftlichen Bedingungen und die hohen Mieten in dieser Stadt machen es jungen Künstlern sehr schwer. Ich will ihnen dabei helfen, in unserer Branche erfolgreich zu sein.“ Auch die Eintrittspreise hält er Manhattan-untypisch niedrig. Baryshnikov tanzt auch noch selbst und beweist so, dass Balletttänzer nicht zwingend nur eine kurze Karriere haben können.
Zwar sind seine Auftritte nach mehreren Knieoperationen Anfang der 90er Jahre seltener geworden, aber in Gruppen oder modernen Inszenierungen tanzt er noch immer auch auf großen Bühnen. Das hält ihn fit. „Das hält dein Blut am Laufen.“ Ballett trainiere er täglich. „Auch mit Yoga habe ich angefangen und ich gehe ins Fitnessstudio, um meine Muskeln und vor allem meinen Oberkörper zu definieren.“
Geboren wurde Mikhail Baryshnikov 1948 in der lettischen Hauptstadt Riga – zu einer Zeit, als die noch Teil der Sowjetunion und seine heutige Wahlheimat New York nahezu unerreichbar war. Der Sohn eines hochrangigen russischen Armeeoffiziers fing erst mit 14 zu tanzen an – eigentlich viel zu spät. Die berühmte Schule des Kirow-Balletts in Leningrad nahm ihn trotzdem auf. Mit viel Disziplin tanzte „Misha“ sich nach oben und war bald preisgekröntes festes Ensemblemitglied.
Aber die konservative sowjetische Ballett-Welt wurde dem Künstler zu eng. Bei einer Auslandstournee durch Kanada setzte er sich 1974 ab – und feierte im selben Jahr den ersten umjubelten Auftritt in New York. Er tanzte am New York City Ballett, wurde Solotänzer und später künstlerischer Leiter des American Ballet Theatre. 1986 nahm er die US-Staatsbürgerschaft an – seinen russischen Akzent hat er jedoch bis heute nicht abgelegt.
Nebenbei schauspielerte Baryshnikov und bekam gleich für seinen ersten Film „The Turning Point“ Ende der 70er Jahre eine Oscar-Nominierung. Es folgen Film- und Fernsehauftritte mit Stars wie Gene Hackman, Isabella Rossellini und Liza Minnelli. Mit Schauspielkollegin und Oscar-Preisträgerin Jessica Lange bekam Baryshnikov 1981 eine Tochter. Inzwischen ist er aber schon viele Jahre mit der Ex-Ballerina Lisa Rinehart zusammen, mit der er drei weitere Kinder hat.