Nach dem spektakulären Urteil im Streit um den Suhrkamp Verlag haben Schriftsteller mit ihrem Abschied gedroht. Bestsellerautor Uwe Tellkamp („Der Turm“) bezeichnete die Entwicklung im Magazin „Focus“ (Samstag) als „bestürzend“. Sollte der Suhrkamp-Mitgesellschafter Hans Barlach (39 Prozent) die Macht im Unternehmen übernehmen, wolle er sich verabschieden. „In einem Verlag, dessen Betreiber sagt, dass man keine neuen Bücher zu machen braucht, sondern nur die Backlist ausquetschen solle, möchte ich nicht sein.“
Auch Heinrich-von-Kleist-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff stellte sich öffentlich hinter die bisherige Geschäftsführerin, Ulla Unseld-Berkéwicz. Diese sei ihr von Anfang an als intelligente, generöse Verlegerin begegnet, schreibt Lewitscharoff in einem Beitrag in der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). Barlachs Pläne nannte sie einen „Albtraum“. „Sollte es zum Schlimmsten kommen, reiße ich sofort aus.“
Unseld-Berkéwicz hält über eine Familienstiftung 61 Prozent des Verlags. Barlach stieg 2006 gegen ihren Willen mit seiner Medienholding ein und betreibt in verschiedenen Verfahren die Ablösung der Verlegerin. Vorige Woche gab das Landgericht Berlin dem Minderheitsgesellschafter Recht und berief Unseld-Berkéwicz ab. Die Entscheidung ist aber noch nicht rechtskräftig, Suhrkamp kündigte Berufung an.