Sieben Jahre prägte er als musikalischer Ideengeber den Progressiv-Rock der britischen Kult-Band Genesis entscheidend mit. Der klangvolle Name haftet noch 40 Jahre nach seinem Ausscheiden aus der Pop-Gruppe an dem Künstler: Steve Hackett ist „Ex-Genesis-Leadgitarrist“. Nur sechs Konzerte gibt der 67-jährige Engländer während seiner Tournee „Genesis Revisited with Hackett Classics 2017“ mit seiner Band in Deutschland. Südlich von Würzburg geht nichts.
So ist es nicht verwunderlich, dass nicht wenige der 600 Fans in der Posthalle von weit hergekommen sind, um Genesis-Erinnerungen aufzufrischen und Neues von Hackett zu hören. Denn der hat sich in den Jahren einen eigenen Namen gemacht als eigenwilliger Komponist, exzellenter Instrumentalist und in bescheidenerem Maße als Sänger.
In den ersten 15 Minuten, so scheint?s, testen die Fünf auf der Bühne mit Gitarre, Bass, Keyboard, Klarinette und Bass die Belastbarkeit der Verstärker und der Ohren der Zuhörer: Harte, teils grelle Klänge in sich überstürzenden Läufen fluten die Halle, sanfte Zwischenspiele werden vereinzelt eingestreut und von kraftvollen Rockwellen weggeschwemmt.
Ein fordernder Appell
Danach meldet sich Steve kurz zu Wort, begrüßt in launigem Denglisch seinen jubelnden Freundeskreis und swingt hinein in sein 2017er Album „The Night Siren“ mit dem von vielen Instrumenten getragenen „In the Skeleton Gallery“. Mundharmonika und Saxofon stehen im Dialog, die Querflöte mischt sich ein, eine Triangel gibt ihr klirrendes Zwischenspiel – die fantasievolle Instrumentierung ist ebenso bunt wie die eindrucksvolle Lichtshow.
Mit „Behind the Smoke“ greift Hackett in die Flüchtlingsdebatte ein und wirbt, seiner polnischen Vorfahren eingedenk, für eine „open-door-policy“. Die anfänglich ruhige Melodie wird von donnernden Drums unterbrochen und so zu einem fordernden Appell.
Für die instrumentale Wucht der Band sorgen vier engagiert mitgehende Solisten. Und Steve Hackett? Seine Gitarrenkunst ist mitreißend und großartig. Weitere Superlative wären hinzuzufügen.
Für dieses packende 150-Minuten-Popkonzert hat sich auch eine lange Anfahrt gelohnt