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WÜRZBURG
Sternstunde mit Bernd Glemser
Bernd Glemser
Foto: mainfranken theater | Bernd Glemser
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:34 Uhr

„Eine Sternstunde!“ entfuhr es einem Besucher im Konzertsaal der Würzburger Hochschule für Musik beim 3. Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters. Er hatte recht: Bernd Glemsers Interpretation des Konzerts für Klavier und Orchester d-Moll op. 30 von Sergej Rachmaninow hat diesen Superlativ verdient.

Samtig der Beginn in den Streichern, dann stürzt sich Glemser ins Geschehen, packt auf der Grundlage brillanter Technik und eleganter, farbiger Tongestaltung alles aus, was für ein traumhaftes Klangerlebnis sorgt. Man ist inmitten eines geradezu orgiastischen Musikereignisses, dem trotz aller überbordender Passagen auch viele ruhige, traumverlorene Momente innewohnen.

Hexentanz

Bernd Glemser lässt verspielte Kapriolen tanzen; er breitet sich im zweiten Satz (Intermezzo) zufrieden aufs wohlige Bett des Orchesterklangs, und egal wie grandios die Steigerungen im Zusammenklang mit dem Orchester auch angelegt sind: Sein Spiel setzt immer weitere expressive, explosive Höhepunkte.

Das Finale gleicht einem wirbelnden Hexentanz mit pfeifenden Besen; das Orchester ist eins mit dem Solisten, schreitet leichtfüßig durch marschartige Abschnitte, spielt die rasch wechselnden Motive und Charaktere dieses üppigen Werkes intensiv aus.

Donnernder Applaus folgt auf die letzten Gänsehautpassagen; das große musikalische Kino hat die Emotionen aufgewühlt. Glemser beruhigt die Atmosphäre mit der Transkription eines Bachchorals: Im Publikum herrscht atemlose Ergriffenheit.

Diesem Werk eine adäquate Programmergänzung zu bieten, scheint schwierig. Die Wahl von Edvard Griegs früher (und einziger) Sinfonie c-Moll war nicht unbedingt eine glückliche. Dennoch eine interessante Begegnung mit einem unbekannten Werk, das vielfältigste Einfälle präsentiert, jugendlich stürmisch daherkommt, überraschende Wendungen vollzieht, mal dramatische, mal melancholische, mal düster-heroische Züge trägt – aber dennoch nicht fesselt.

Schön, wie Marc Tardue als absolut souveräner Dirigent den Tanzcharakter im Allegro energico herausarbeitete, der irgendwo zwischen derbem Volkstanz und höfischem Pomp angesiedelt ist. Überhaupt demonstrierte Tardue ruhige, klare, überlegte und unaufgeregte Dirigentenkunst. Das kompakt und geschlossen musizierende Orchester folgte ihm jederzeit engagiert, edel und elegant. Großer Schlussapplaus.

 
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