Den Titel „Nullpunkt“ seiner neuen Ausstellung im Würzburger Spitäle will der Künstler Johannes Vetter nicht unbedingt negativ verstanden wissen. Ein Nullpunkt könne ja auch der Ausgangspunkt für etwas Positives sein, so der 33-Jährige, der in Ornbau bei Ansbach lebt und jetzt zum ersten Mal in der Galerie der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU) ausstellt. Vor allem aber ist „Nullpunkt“ der Titel eines von rund 15 großformatigen Gemälden, die Vetter hier zeigt. Gemalt in geradezu altmeisterlicher Manier, bestechen seine Arbeiten durch handwerkliche Brillanz und gleichzeitig durch thematische Spannung. So ist auf dem Bild „Nullpunkt“ ein blondes Mädchen zu sehen, das ein schwarzes Windrad in der Hand hält.
Anspielung an Malewitsch
Dieses schwarze Windrad könne als Anspielung auf das berühmte Bild „Das Schwarze Quadrat“ von Kasimir Malewitsch aus dem Jahr 1915 gesehen werden, so Vetter. Denn wenn man ein schwarzes Quadrat mit der Schere an den Ecken einschneidet und die entstandenen Formen in der Mitte mit einer Reißzwecke zusammenfügt, erhält man genau die Form des schwarzen Windrads, wie es das Kind auf Vetters Bild in der Hand hält, erläutert der gebürtige Münchner.
Johannes Vetter absolvierte zunächst eine Ausbildung als Steinmetz und dann sein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Aus seiner Sicht brachte Malewitschs epochales Werk die Idee des Zu-Ende-Denkens der Kunstgeschichte visuell auf den Punkt. Malewitschs Meisterwerk der Klassischen Moderne habe nichts von seiner Aktualität verloren, wenn man es als Ausgangpunkt für weitere künstlerische Entwicklungen sehe, ohne dabei sklavisch den Vorgaben zu folgen. Vetter will mit seiner fotorealistischen Malweise Momente einfangen, um sie durch ungewöhnliche Zusammenstellungen thematisch zu überhöhen.
Symbolismus
Er selbst sieht sich deshalb nicht als Vertreter eines Neo-Realismus, sondern eher eines Symbolismus. Dass es sich hierbei um einen höchst individuellen Symbolismus handelt, der in Farbe und Form nicht zuletzt eine genauso raffinierte wie souveräne Auseinandersetzung mit modernen medialen Bilder-Welten ist, machen alle Arbeiten deutlich, die in der VKU-Galerie an der Alten Mainbrücke zu sehen sind.
Vernissage ist am Sonntag, 10. Juni, 11 Uhr mit Musik der klassischen Pianistin Lliriana Gjoni und einer Einführung durch den Berliner Kunstgeschichtler Thomas Schlereth. Finissage: Samstag, 30. Juni, 16 Uhr mit der Karlsruher Organistin Ekaterina Poljakova.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 11-18, Freitag 11- 20, Samstag, Sonntag So 11- 18 Uhr. Bis 1. Juli.