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WÜRZBURG
Spitäle: Das Lebensgefühl der Flower-Power-Zeit
Spitäle: Das Lebensgefühl der Flower-Power-Zeit
Frank Kupke
 |  aktualisiert: 14.02.2014 12:22 Uhr

Dass ein Künstler im Lauf seines Lebens unterschiedliche Schaffensphasen durchmacht, ist – insbesondere in der Moderne – nichts Ungewöhnliches. Aber dass sich die Phasen so scharf voneinander absetzen, wie es bei der 1943 geborenen, in Veitshöchheim lebenden Sophie Brandes der Fall ist, ist außergewöhnlich. Dies macht die neue Ausstellung im Würzburger Spitäle deutlich, in der die Künstlerin unter dem Titel „Mode – Masken – Malerei“ eine Art Werkübersicht gibt. Nur ein Bereich ist in der Schau in der Galerie der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU) weggelassen: die Buchillustration. Dieses Themenfeld hatte in ihrer vorherigen Ausstellung im Spitäle vor sechs Jahren breiten Raum eingenommen.

Noch nie gezeigt hat Sophie Brandes ihre Modezeichnungen, die sie in den 70er- und 80er-Jahren für international renommierte Modelabels aber auch für angesagte Modezeitschriften schuf. „Ich habe damals zum Beispiel die komplette Werbekampagnen für Betty Barclay gezeichnet“, berichtet die Künstlerin. Diese Arbeiten offenbaren zeichnerische Virtuosität und spiegeln in ihrer von Jugendstil, Art Deco und Flower-Power gespeisten Lebensfreude authentisch den damaligen Zeitgeist.

Brandes, von Haus aus Grafikdesignerin und bildende Künstlerin, wandte sich erfolgreich der Kinder- und Jugendbuchschriftstellerei sowie der Buchillustration zu. Mit ihrer Hinwendung zur Objektkunst schlug sie dann eine ganz neue Richtung ein: Afrikanisch angehauchte Masken entstanden, die sie beispielsweise aus Strandgut fertigte, das sie an der Küste ihres Zweitwohnsitzes Mallorca fand. Einige davon sind auf der Empore des Spitäle zu sehen.

Erst spät, in den vergangenen paar Jahren, begann sie mit der Ölmalerei. Das waren zunächst Werke, die im weitesten Sinn dem Surrealismus und der Fantastischen Malerei zugeordnet werden können. Die stillen, rätselhaften Arbeiten bevölkern die eine Ausstellungswand des Spitäle.

Gegenüber und im Chorraum sind Bilder aus der jüngsten Schaffensphase von Sophie Brandes zu sehen. Auf ihnen setzt sie sich mit einem Thema auseinander, das die gebürtige Breslauerin als kleines Kind selbst erfahren musste: Krieg und Vertreibung.

Es sind manchmal düstere, verstörende Bilder, auf denen Kinder und Erwachsene wie Spielbälle von finsteren Mächten hin und her getrieben werden, die allenfalls mal ein Viertelstündchen Verschnaufpause in einer Welt voller Unheil und Zerstörung erlauben.

Abgesehen von der zeichnerischen und kompositorischen Brillanz, mit der Brandes bezaubert, ist kaum ein größerer Gegensatz zu diesen Werken denkbar als die heiter-beschwingten Modezeichnungen aus den frühen 70er Jahren. Vielleicht sind die Modegrafiken die eigentliche Fundgrube dieser spannungsvollen Ausstellung.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag, Sonntag 11-18, Freitag 11-20, bis 9. März.

 
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